„Australian Aboriginal English“ – Versionsunterschied – Wikipedia


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'''AustralischesAustralian Aboriginal-Englisch English''' (AAE) oder '''Aboriginal English''' bezeichnet verschiedene Varianten der [[Englische Sprache|Englischen Sprache]], wie sie von [[Aborigines]] in [[Australien]] gesprochen wird und die durch die Aussprache, den Wortschatz und die Idiomatik der Aboriginesprachen beeinflusst sind. Diese Varianten, die sich in den verschiedenen Teilen [[Australien]]sAustraliens unterschiedlich entwickelten, umfassen eine Bandbreite von nahe an Standard-Englisch bis zu wenigerwenig standardisierten Formen. Am weitesten von Standard-Englisch entfernt ist ([[KriolBasilekt]], das von Linguisten als eigenständige Sprache gewertet wirde). Die Sprecher wechseln zwischen den verschiedenen Formen in Abhängigkeit vom sozialen Kontext.

''Australian Aboriginal English'' muss von englischbasierten [[Kreolsprache]]n in Australien wie [[Kriol]] und [[Torres Creole|Torres Strait Creole]] unterschieden werden, die in der [[Sprachwissenschaft]] als eigenständige Sprachen gewertet werden.

Mehrere Eigenschaften des AAE werden geteilt mit den [[Kreolsprache]]n, die in den naheliegeneden Ländern gesprochen werden, wie [[Tok Pisin]] in [[Papua Neuguinea]], [[Pijin]] auf den [[Salomonen]] und [[Bislama]] auf [[Vanuatu]].

== Geschichte ==

AAE-Begriffe oder abgeleitete Begriffe werden manchmal von der größeren australischen Gemeinschaft genutzt, insbesondere im [[Outback]], wo die indigene Bevölkerung allgemein bedeutsamer ist als in den urbanen Gebieten.

:Siehe auch: [[Geschichte Australiens]]

Der australische Kontinent wurde vor etwa 50.000 Jahren von den ersten Menschen besiedelt, den Vorfahren der heutigen [[Aborigines]].<ref>Gerhard Leitner: ''Die Aborigines Australiens'', 3. Auflage. Beck, München 2019, ISBN 978-3-406-72993-5, S. 11.</ref> Die ersten Europäer unter der Führung von [[James Cook]] erreichten Australien 1770, gefolgt 1788 von den ersten Besiedlungen um das heutige Port Jackson in [[New South Wales]]. Die Aborigines um diese Zeit umfassten ca. 300.000 Menschen in ganz Australien, die etwa 250 Sprachen und vermutlich ebenso viele [[Dialekt]]e sprachen.<ref>Ian G. Malcolm: ''Australian Creoles and Aboriginal English: phonetics and phonology''. In: Kate Burridge, Bernd Kortmann (Hrsg.): ''Varieties of English 3. The Pacific and Australasia''. Mouton de Gruyter, Berlin/New York 2008, ISBN 978-3-11-019637-5, S. 124–125.</ref>

Mit der britischen Landbesetzung um Port Jackson kamen Aborigines erstmals in größeren Kontakt mit englischen Sprechern. Für die Interaktion der Aborigines mit den europäischen Siedlern in Australien wurde zunächst eine Mischung aus Englisch und der Aborigine-Sprachen in der Region des heutigen Sydneys verwendet, die sich schließlich zu einem [[Pidgin]] stabilisierte, dem New South Wales (NSW) Pidgin.

Die Kolonialisierung Australiens veränderte die soziale, wirtschaftliche und gesellschaftliche Situation der Aborigines grundlegend. Vor allem die folgenden Faktoren hatten Auswirkungen auf die Sprachensituation der australischen Ureinwohner:<ref>Gerhard Leitner: ''Australiens Sprachökologie''. In: Rudolf Bader (Hrsg.): ''Australien. Eine interdisziplinäre Einführung''. Wissenschaftlicher Verlag Trier (WVT), Trier 2002, ISBN 3-88476-440-3, S. 215.</ref>

* Die Zahl der Sprecher der Aboriginesprachen reduzierte sich durch die physische Ausrottung der Aborigines sowie durch die Einschleppung tödlicher Krankheiten.

* Eine große Zahl der Aborigines wurde von ihren angestammten Ländereien getrennt, z.&nbsp;B. durch Vertreibungen oder durch gezielte Ansiedlung von Aborigines am Rande von weißen Siedlungen oder [[Mission (Christentum)|Missionen]].

* Etwa 35.000 Aborigine-Kinder wurden gewaltsam zwischen 1900 und 1972 über ein staatliches Programm von ihren Familien getrennt, in staatliche Institutionen verbracht oder in weiße Familien zwangsadoptiert (die sogenannten „[[Gestohlene Generationen|Gestohlenen Generationen]]“).

Als Konsequenz verschwanden ein Teil der Aboriginesprachen völlig, andere Sprachen haben nur noch wenige Sprecher. Durch den intensiven Kontakt mit weißen Australiern und durch die Entwurzelung von Aboriginegruppen verloren indigene Sprachen ihre Bedeutung, stattdessen war die Kenntnis von Pidginsprachen zur Verständigung wichtiger. Schließlich war durch das staatliche Zwangserziehungsprogramm eine ganze Generation von Aborigines ohne Kontakt zur eigenen Familie, Kultur und Sprache aufgewachsen.

Mit dem Verschwinden oder dem Nachlassen der Bedeutung der Aboriginesprachen wuchs die Bedeutung von NSW Pidgin und von Englisch als Kommunikationsmittel. War NSW Pidgin für Aborigines und englischsprachige Europäer in der ersten Generation noch eine Zweitsprache, gab es schließlich nachfolgende Generationen, die nur noch Varianten des Englischen sprachen. So entwickelte sich aus NSW Pidgin schließlich eine Variante des australischen Englisch, die bevorzugt von Aborigines im Süden Australiens als Erstsprache gesprochen wird, das Aboriginal English.

Im Norden Australiens nahm die Sprachentwicklung eine etwas andere Richtung: Es entwickelten sich ebenfalls Pidgin-Sprachen, aus denen schließlich Kreolsprachen wurden: Kriol und Torres Strait Creole. Im Süden Australiens entwickelte sich keine Kreolsprache, sondern mit ''Aboriginal English'' keine eigenständige neue Sprache, sondern eine neue Variante des Englischen. Das ''Aboriginal English'' bewegt sich – abhängig vom sozialen Kontext und den beteiligten Sprechern – mehr oder weniger nah am Standard des Englischen.<ref>Ian G. Malcolm: ''Australian Creoles and Aboriginal English: phonetics and phonology''. In: Kate Burridge, Bernd Kortmann (Hrsg.): ''Varieties of English 3. The Pacific and Australasia''. Mouton de Gruyter, Berlin/New York 2008, ISBN 978-3-11-019637-5, S. 125–126.</ref>

== Definition ==

InObwohl der''Aboriginal linguistischenEnglish'' Literatur,als dieKommunikationsmittel sichin mitganz demAustralien australischen Aboriginal-Englisch beschäftigtdient, ist einees intensivesowohl Diskussionin umder denlinguistischen BegriffLiteratur als auch unter Laien Gegenstand von vorzufindenDebatten, die vonvom allgemeinenBemühen überum präzise linguistischenlinguistische Definitionen bis hin zur Ablehnung des Begriffs überhaupt reicht. DasSo [[Macquarieerklärt Dictionary]]der (1997)Linguist zumGerhard BeispielLeitner, definiertder Aboriginal-Englischim alsRahmen "eineeines unterForschungsprojekts einerzu AnzahlAboriginal vonEnglish Varianten,in dieAustralien imviele [[AustralischesAustralier Englischinterviewt |hat, australischendass Englisch]]einige zusammenlaufenseiner undInterviewpartner die''Aboriginal sichEnglish'' besondersals durch''rubbish dielanguage'' Aussprache,(dt. den'Müllsprache') Wortschatzablehnen. undIm ''[[IdiomMacquarie Dictionary]]e'' von 1981, dieeinem fürwichtigen vieleWörterbuch [[Aborigines]]des typischaustralischen sindEnglisch, auszeichnet.findet Distinktivman istden dabeiAusdruck gar nicht, dassvielleicht bestimmteauch, Elementeweil demdie VokabularAutoren undlexikonartige Einträge vermeiden wollten. 1997 taucht der GrammatikEintrag ausjedoch [[Aborigineserstmals |auf. Aborigine-Sprachen]]Dort entstammenwird und''Aboriginal dasEnglish'' australischeals eine Anzahl von Sprachvarianten nahe am australischen Englisch alternativbezeichnet, bzw.die aufdurch veraltetedie WeiseAussprache, eingesetztden wird"Wortschatz und die Idiomatik vieler Aborigines beeinflusst sind.<ref>Gerhard Leitner, Gerhard.: ''Australia’s Many Voices. Ethnic Englishes, Indigenous and Migrant Languages. Policy and Education. Berlin [u.a.]:'' Mouton de Gruyter, Berlin/New York 2004, S. 110–111.</ref>.

InÜbereinstimmung vielenherrscht sprachwissenschaftlichenin Textender jedochsprachwissenschaftlichen scheint ÜbereinstimmungLiteratur darüber zu herrschen, dass ''Aboriginal-Englisch English'' als eine Variante des Englischen und daher als [[Dialekt]] angesehen werden kann.<ref name="Harkins">Jean Harkins, Jean.: ''Bridging two worlds. Aboriginal English and crosscultural understanding. St.Lucia, Queensland:'' University of Queensland Press, St. Lucia 1994.</ref> <ref>Arthur, J. M. Arthur: ''Aboriginal English. A Cultural Study. Melbourne:'' Oxford University Press, Melbourne 1996.</ref> <ref>Kate Burridge, Kate and& Jean Mulder.: ''English in Australia and New Zealand. An Introduction to Its History, Structure, and Use. Melbourne:'' Oxford University Press, Melbourne 1999.</ref> <ref> Malcolm, Ian G. “AboriginalMalcolm: ''Aboriginal English: Adopted code of a surviving culture.'' inIn: EnglishDavid inBlair Australia.& Eds.Peter Blair,Collins David(Hrsg.): and''English Peterin CollinsAustralia.'' Benjamins, Amsterdam [u.&nbsp;a.]: Benjamins, 2001. 201- 222201–222.</ref>.

Zudem wird von einigen Sprachwissenschaftlern angemerkt, dass es nicht das eine und einzige Aboriginal-Englisch gebe<ref> Harkins, Jean. Bridging two worlds. Aboriginal English and crosscultural understanding. St.Lucia, Queensland: University of Queensland Press, 1994.</ref> <ref> Eades, Diana. “A case of communicative clash: Aboriginal English and the legal system.” in Language and the law. Ed. Gibbons, John. London [u.a.]: Longman, 1994. 234-264.</ref>. Die regionale Verbreitung müsse ebenfalls in Betracht gezogen werden, denn Aboriginal-Englisch in Alice Springs sei ein anderes als in Queensland.

Zudem wird von einigen Sprachwissenschaftlern angemerkt, dass es nicht das eine und einzige ''Aboriginal English'' gebe.<ref name="Harkins"/><ref>Diana Eades: ''A case of communicative clash: Aboriginal English and the legal system.'' In: John Gibbons (Hrsg.): ''Language and the law.'' Longman, London [u.&nbsp;a.] 1994, S. 234–264.</ref> Die regionale Verbreitung müsse ebenfalls in Betracht gezogen werden, denn ''Aboriginal English'' in Alice Springs sei ein anderes als in Queensland.

Der Linguist [[Robert Malcolm Ward Dixon]] führt in seiner Abhandlung über Aboriginal-Englisch eine weitere Kategorie ein und hilft so, höhere Genauigkeit in der der Definition zu erreichen. Er geht soweit zu sagen, dass innerhalb einer regionalen Gemeinschaft und sogar innerhalb einer Familie eine Pluralität von Aboriginal-Englisch-Dialekten vorgefunden werden kann. Dixon sieht Aboriginal-Englisch als ein Extrem des so genannten [[Dialektkontinuum]]s<ref> Dixon, R. M. W. The Languages of Australia. Cambridge [u.a.]: Cambridge University Press, 1980.</ref>. Innerhalb dieses Kontinuums ist Standard-Englisch auf einer Seite und Aboriginal-Englisch auf der anderen anzusiedeln. Auch bemerkt Dixon, dass "jeder Sprecher einen bestimmten Bereich des Kontinuums abdeckt, der von den sozialen Umständen eines Sprechaktes abhängig ist und variabel eingesetzt wird" <ref>Dixon, R. M. W. The Languages of Australia. Cambridge [u.a.]: Cambridge University Press, 1980.</ref>.

Der Linguist [[R. M. W. Dixon]] geht sogar so weit zu sagen, dass innerhalb einer regionalen Gemeinschaft und sogar innerhalb einer Familie eine Pluralität von ''Aboriginal''-''English''-Dialekten vorgefunden werden kann. Dixon sieht ''Aboriginal English'' als ein Extrem des so genannten [[Dialektkontinuum]]s. Innerhalb dieses Kontinuums ist Standard-Englisch auf einer Seite und ''Aboriginal English'' auf der anderen anzusiedeln. Auch bemerkt Dixon, dass jeder Sprecher einen bestimmten Bereich des Kontinuums abdeckt, der von den sozialen Umständen eines Sprechaktes abhängig ist und variabel eingesetzt wird.<ref>R. M. W. Dixon: ''The Languages of Australia.'' Cambridge University Press, Cambridge [u.&nbsp;a.] 1980.</ref>

== Aussprache ==

Die Aussprache des ''Aboriginal English'' ist durch den Einfluss der indigenen Sprachen gekennzeichnet. So sind einige Vokale des Englischen, wie z.&nbsp;B. /i/ und /ɪ/, keine unterschiedlichen [[Phonem]]e in Aboriginesprachen. Ebenso machen viele Aboriginesprachen keine Unterscheidung zwischen /ɛ/ und /æ/. Die Konsonanten der englischen Sprache werden im ''Aboriginal English'' häufig durch andere Konsonanten ersetzt, die in den Aboriginesprachen geläufiger sind. So sind die Frikative /f/ und /v/ anfällig dafür, durch Stops wie /p/ ersetzt zu werden, d.&nbsp;h. man findet /pɔl/ für fall und /hæp/ für have im Aboriginal English. /θ/ wie in thing wird tendenziell durch /t/ oder /s/ ersetzt, /ð/ wie in that durch /d/. Der r-Laut wird in Aboriginal English auch durch die Aussprache in Aboriginalsprachen und Kreolsprachen beeinflusst. Wo dieser Einfluss sehr stark ist, wird /r/ im ''Aboriginal English'' durch einen Trill realisiert.<ref>Ian G. Malcolm: ''Australian Creoles and Aboriginal English: phonetics and phonology''. In: Kate Burridge, Bernd Kortmann (Hrsg.): ''Varieties of English 3. The Pacific and Australasia''. Mouton de Gruyter, Berlin/New York 2008, ISBN 978-3-11-019637-5, S. 132–135.</ref>

== Grammatik ==

=== Morphologie ===

Einiger der auffälligsten Charakteristika des ''Aboriginal English'' sind:

* Auslassung des [[Suffix]] -''s'' an [[Verb]]en, um die 3. Person Singular zu markieren: ''he get wild'' (Standardenglisch: ''he gets wild'')

* optionale Verwendung von Past-Tense-Formen, in ländlichen Gegenden, wo Kreolsprachen stärker sind, wird stattdessen ''bin'' als Vergangenheitsmarker eingefügt

Es ist außerdem in ''Aboriginal English'' weit verbreitet, den Plural nicht durchgängig mit -''s'' anzuzeigen.<ref>Ian G. Malcolm: ''Australian Creoles and Aboriginal English: morphology and syntax''. In: Kate Burridge, Bernd Kortmann (Hrsg.): ''Varieties of English 3. The Pacific and Australasia''. Mouton de Gruyter, Berlin/New York 2008, ISBN 978-3-11-019637-5, S. 427–431.</ref>

=== Pronomen ===

Obwohl ''he'' (er) und ''him'' (ihn/ihm) in Standard-Englisch maskuline Pronomen sind, werden sie im ''Aboriginal-Englisch English'', insbesondere im Norden Australiens, auch für weibliche oder neutrale Objekte genutzt. Die Unterscheidung zwischen ''he'' als [[Nominativ]] und ''him'' als [[Akkusativ]] und [[Dativ]] wird nicht überall beobachtetbeachtet; ''him'' wird auch als Subjekt eines Verbes gefunden.<ref>Ian G. Malcolm: ''Australian Creoles and Aboriginal English: morphology and syntax''. In: Kate Burridge, Bernd Kortmann (Hrsg.): ''Varieties of English 3. The Pacific and Australasia''. Mouton de Gruyter, Berlin/New York 2008, ISBN 978-3-11-019637-5, S. 431–433.</ref>

In einigen Aboriginesprachen gibt es neben dem [[Singular]] und dem [[Plural]] auch den [[Dual (Grammatik)|Dual]] als Kategorie. Weil das heutige Standardenglisch diese Kategorie nicht kennt, kommen verschiedenen Formen zum Einsatz, die entweder dem Englischen oder Aboriginesprachen bzw. den Kreolsprachen entlehnt sind. Eine dieser Formen ist z.&nbsp;B. ''mintwofella'', das auf eine Kombination von ''me'' und ''two''[''fellow''] zurückgeht:

:''mintwofella bin go hunting'' (engl. 'we [two] went hunting')

Diese Formen können auch in manchen Regionen als [[Possessivpronomen]] eingesetzt werden.<ref>Ian G. Malcolm: ''Australian Aboriginal English''. Walter de Gruyter, Boston/Berlin 2018, ISBN 978-1-5015-1146-2, S. 78–79. </ref>

=== „Fellow“Satzbau ===

Formen von ''be'' werden häufig ausgelassen: ''He blind'' (Standardenglisch: ''He is blind'').<ref>Ian G. Malcolm: ''Australian Creoles and Aboriginal English: morphology and syntax''. In: Kate Burridge, Bernd Kortmann (Hrsg.): ''Varieties of English 3. The Pacific and Australasia''. Mouton de Gruyter, Berlin/New York 2008, ISBN 978-3-11-019637-5, S. 429.</ref>

In einigen Formen von Aboriginal Englisch wird ''fellow'' (auch ''fella,'' ''feller,'' ''fullah,'' ''fulla'' geschrieben) in Kombination mit Adjektiven und Numeralen genutzt, zum Beispiel ''big fella business'' = „important business“ (wichtiges Geschäft), ''one-feller girl'' = "one girl" (ein Mädchen). Dadurch kann es eine adverbiale Bedeutung erhalten, wie ''sing out big fella'' = „call out loudly“ (ruf laut). Es ist auch als Pronomen genutzt, um ein Plural anzuzeigen, wie in ''me fella'' = „we“ (wir) oder „us“ (uns), ''you fella'' = „you“ (Du).

Fragen werden im Standardenglisch durch eine veränderte Satzstellung angezeigt (''Do you like bananas?''), wohingegen im ''Aboriginal English'' Fragen eher durch steigende Intonation angezeigt werden (''You like banana?'').<ref>Ian G. Malcolm: ''Australian Creoles and Aboriginal English: morphology and syntax''. In: Kate Burridge, Bernd Kortmann (Hrsg.): ''Varieties of English 3. The Pacific and Australasia''. Mouton de Gruyter, Berlin/New York 2008, ISBN 978-3-11-019637-5, S. 435.</ref>

== LexikonWortschatz ==

=== Lehnwörter aus den australischen Aboriginesprachen ===

=== Begriffe der Verwandtschaftsverhältnisse ===

''Aboriginal English'' enthält [[Lehnwort|Lehnwörter]] aus den australischen Aboriginesprachen, aber einige Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass die Menge der Lehnwörter weniger umfangreich ist als in älterer Forschung vermutet. Als Beispiele für Lehnwörter werden z.&nbsp;B. genannt: ''mirrigan'' (dt. 'Hund'), ''gubbah'' (dt. 'weiß') oder ''koorie'' (engl./dt. 'aborigine').<ref>Gerhard Leitner: ''Australia's Many Voices: Ethnic Englishes, Indigenous and Migrant Languages''. Policy and Education. Mouton de Gruyter, Berlin/New York 2004, ISBN 3-11-018195-9, S. 129–130.</ref>

Wörter, die sich auf einen Verwandten beziehen, werden in einer anderen Bedeutung als in Standard-Englisch genutzt.

* ''Aunty'' (Tante) und ''uncle'' (Onkel) wird als Anrede von älteren Leuten genutzt, mit denen der Sprecher nicht verwandt sein muss.

* ''Brother'' (Bruder) und ''sister'' (Schwester) schließt nahe Verwandte derselben Generation ein, nicht nur Geschwister.

* ''Cousin'' schließt alle Verwandten der eigenen Generation ein.

* Die Kombinationen ''cousin-brother'' (Cousin-Bruder) und ''cousin-sister'' (Cousin-Schwester) werden benutzt, um biologische Cousins und Cousinen zu bezeichnen.

*Im Süd-Osten Queensland bezeichnet ''daughter'' (Tochter) alle Frauen der Generation der eigenen Ur-Großeltern. Das kommt von der zyklischen Natur der traditionellen [[Aborigines#Verwandtschaftsverhaeltnisse|Verwandtschaftsysteme]].

* ''Father'' (Vater) und ''mother'' (Mutter) schließt alle Verwandten der eigenen Eltern-Generation ein, wie Onkel und Tanten.

* ''Grandfather'' (Großvater) und ''grandmother'' (Großmutter) bezieht sich auf jeden in der Generation der eigenen Großeltern. ''Grandfather'' kann sich auf einen respektierten älteren Mann beziehen, mit dem der Sprecher nicht verwandt ist.

*''Poison'' (Gift) bezeichnet eine Beziehung, die man verpflichtet ist, zu vermeiden, wie die Schwiegermutter.

* Der Begriff ''second'' (zweiter), oder ''little bit'' (etwas) im Norden Australiens wird genutzt, um einen entfernten Verwandten zu bezeichnen. Zum Beispiel sind ''second fathers'' oder ''little bit fathers'' Männer, aus der Generation des eigenen Vaters, die nicht eng mit dem Sprecher verwandt sind. Dazu im Kontrast steht ''close,'' ''near'' (nahe) oder ''true'' (wahr).

* Eine ''skin'' (Haut) oder ''skin group'' (Hautgruppe) sind Teile der Gruppe, die sich durch die skin der Eltern ergibt und bestimmt, ob jemandem erlaubt ist, eine bestimmte Person zu heiraten.

* ''Son'' (Sohn) kann sich auf irgendeinen Mann der nächsten Generation beziehen, wie Neffen.

Die Lehnwörter sind auch regional unterschiedlich, so findet man z.&nbsp;B. abhängig von der Region Australiens folgende Wörter für Weiße (Nicht-Aborigines):<ref>Diana Eades: [http://www.hawaii.edu/satocenter/langnet/definitions/aboriginal.html Aboriginal English], letzter Zugriff am 24. Februar 2020.</ref>

=== Business ===

* ''balanda'' im [[Arnhemland]] ([[Northern Territory]])

Viele Aborigines nutzen das Wort ''business'' (Geschäft) in einer bestimmten Weise, um damit „Angelegenheit“ auszudrücken. Begräbnisse und Trauer sind allgemein bekannt als ''Sorry Business.'' Finanzielle Angelegenheiten sind ''Money Business'' und die heiligen Geheimrituale, die es für jedes Geschlecht gibt, sind ''Women’s Business'' und ''Men’s Business''.

* ''gubba'' oder ''gub'' im südöstlichen Australien

* ''migaloo'' in [[Queensland]]

* ''wajala'' in [[Western Australia]]

* ''walypala'' in Teilen von Australiens Norden

=== Englische Wörter mit eigener Bedeutung in ''Aboriginal English'' ===

=== Camp ===

Häufiger als Lehnwörter aus Aboriginesprachen sind englische Wörter, die im ''Aboriginal English'' mit eigener Bedeutung verwendet werden. Beispiele sind:<ref>Gerhard Leitner: ''Australia's Many Voices: Ethnic Englishes, Indigenous and Migrant Languages''. Policy and Education. Mouton de Gruyter, Berlin/New York 2004, ISBN 3-11-018195-9, S. 130–131.</ref><ref>Diana Eades: [http://www.hawaii.edu/satocenter/langnet/definitions/aboriginal.html Aboriginal English], letzter Zugriff am 24. Februar 2020.</ref>

Viele Aborigines bezeichnen ihr Haus als ihr „Camp“, insbesondere in Zentral-Australien und im [[Top End]] des [[Northern Territory]]s.

{| class="wikitable"

=== Deadly ===

|-

„Deadly“ (tödlich) wird von vielen Aborigines genutzt, um „excellent“ und „very good“ auszudrücken. [[The Deadlys]] werden verliehen für außergewöhnliche Leistungen von Aborigines und Torres Strait Islandern. Diese Nutzung ist nicht exklusiv bei Aborigines.

! Wort !! Bedeutung

|-

| ''alltime'' || immer

|-

| ''camp'' || (eigenes) Haus, Heim

|-

| ''language'' oder ''lingo'' || Sprache der Ureinwohner

|-

| ''lie'' || vorspielen, vorgeben, so tun als ob

|-

|- ''mob'' || Gruppe (ohne abwertende Bedeutung wie im Standardenglisch)

|-

| ''big-mob'' || viel, viele

|-

| ''rock'' || Felsen, Stein (einschließlich kleiner Kiesel)

|-

| ''sorry business'' || Totenzeremonie

|}

Auch bei Verwandtschaftsverhältnissen findet man Bezeichnungen, die eigene, vom Standardenglisch abweichende Bedeutungen haben: So bezeichnet das Wort ''mother'' in vielen Varianten des ''Aboriginal English'' nicht nur die eigene Mutter, sondern auch die Schwestern der Mutter (also die Tanten mütterlicherseits).<ref>Diana Eades: [http://www.hawaii.edu/satocenter/langnet/definitions/aboriginal.html Aboriginal English], letzter Zugriff am 24. Februar 2020.</ref>

=== Gammon ===

Englisches Wort in [[Victoria (Australien)|Victoria]] für „so tun als ob“. Von manchen Aborigines auch genutzt, um allgemein herumalbern zu bezeichnen: Gammoning – üblicherweise ausgesprochen ''gam’in’.'' Der australische Experte für Sprachen, Sidney J. Baker, führt „gammon“ auch als „Falschheit“ auf, wenn es von „Whitefellas“ genutzt wird.

=== GubbahNeologismen ===

Im ''Aboriginal English'' finden sich auch komplette Neubildungen ([[Neologismus|Neologismen]]), häufig Wörter auf der Basis des Standardenglischen. Zu diesen Neologismen zählen eine Vielzahl von Ausdrücken für verschiedene Verwandtschaftsbezeichnungen wie etwa die Folgenden:<ref>Ian G. Malcolm: ''Australian Aboriginal English''. Walter de Gruyter, Boston/Berlin 2018, ISBN 978-1-5015-1146-2, S. 104.</ref>

''Gubbah'' wird von einigen Aborigines verwendet, um Weiße zu bezeichnen. Es ist eine Verkürzung des Wortes ''Government'' (Regierung), weil traditionell der Kontakt von Aborigines mit Weißen üblicherweise mit Offiziellen der Regierung und Verwaltung war. Nach einer anderen Theorie ist es die Verkürzung von [[Gouverneur]]. Es wurde auch als „White Ghost“ (weißer Geist) beschrieben.

{| class="wikitable"

|-

! Wort !! Bedeutung

|-

| ''budda'' || Bruder

|-

| ''budj'', ''bruz'' || männlicher gleichaltriger Verwandter

|-

| ''auntie girl'' || Verwandte gleichen Alters oder jünger

|-

| ''jetta'' || Tante oder ältere Verwandte

|-

| ''sistagirl'' || (gleichaltrige) Verwandte

|}

== Kommunikationsnormen und interkulturelle Kommunikation ==

=== Humbug ===

Obwohl ''Aboriginal English'' eine Variante des Englischen ist, ist die Art und Weise, wie Aborigines kommunizieren, in vielen Bereichen grundlegend verschieden von der Kommunikation europäischstämmiger Australier. Eine wichtige Erkenntnis der sprachwissenschaftlichen Forschung ist beispielsweise, dass Aborigines es als beschämend empfinden, wenn sie aus ihrer Gruppe herausgenommen werden und von Weißen einzeln um Informationen gebeten oder befragt werden. Dies führt häufig dazu, dass die Befragten mit Schweigen antworten. Speziell im schulischen und im juristischen Umfeld kann dies problematisch sein, wenn das Schweigen als Schuldeingeständnis gewertet wird. Das geht so weit, dass es sogar Beispiele von interkulturellen Missverständnissen im Gerichtssaal gibt, aufgrund dessen sich angeklagte Aborigines für schuldig erklärten, obwohl sie unschuldig waren.<ref>Gerhard Leitner: ''Australia's Many Voices: Ethnic Englishes, Indigenous and Migrant Languages''. Policy and Education. Mouton de Gruyter, Berlin/New York 2004, ISBN 3-11-018195-9, S. 154.</ref>

Während [[Humbug]] im allgemeinen Englisch (siehe [[Charles Dickens]]s Figur [[Ebenezer Scrooge|Scrooge]]) „ohne Sinn“ oder „unwichtige Information“ bedeutet, bedeutet Humbug im Aboriginal Englisch mit unsinnigen oder wiederholten Anfragen plagen. Das letzte Album der [[Warumpi Band]] ist ''Too Much Humbug'' betitelt. Im Northern Territory wird Humbug von Schwarzen und Weißen in der Weise der Aborigines genutzt.

Weiterhin führt die Tatsache, dass Wörter im Standardenglisch und im ''Aboriginal English'' sich in ihrer Bedeutung unterscheiden, zu sprachlichen Missverständnissen. Diese Problematik – ebenso wie die unterschiedlichen Kommunikationsnormen – ist inzwischen erkannt worden. Viele Bundesstaaten Australiens, z.&nbsp;B. Queensland, haben Regelwerke für den Umgang vor Gericht erlassen. Dazu zählt auch das Recht der Aborigines, einen Übersetzer für ''Aboriginal English'' zu erhalten. Dennoch hat die überproportionale Häufigkeit, dass Aborigines zu Gefängnisstrafen verurteilt werden, nicht nachgelassen.<ref>Gerhard Leitner: ''Die Aborigines Australiens'', 3. Auflage. Beck, München 2019, ISBN 978-3-406-72993-5, S. 82–83.</ref>

=== Mob ===

Bezeichnet eine Gruppe von Menschen. Im Gegensatz zu Standard-Englisch hat es keinen abwertenden Unterton, sondern bezeichnet eine Gruppe starker Zusammengehörigkeit: „Mein Mob, meine Leute, meine erweiterte Familie“. Mob wird auch oft benutzt, um eine Sprachgruppe zu bezeichnen: ''Der [[Warlpiri]]-Mob.''

=== YarnForschung ===

Für das ''Aboriginal English'' liegen einige Studien zu Aussprache, Grammatik und Wortschatz vor. Der Fokus der Forschung ist in den 2000er Jahren auch auf andere Themen gerückt: [[Diskursanalyse]], Konzeptbildung, [[Alphabetisierung (Verschriftlichung)|Alphabetisierung]], [[Bilingualismus|bilinguale]] und bidialektale Erziehung sowie ''Aboriginal English'' in [[Interkulturelle Kommunikation|interkultureller Kommunikation]].<ref>Ian G. Malcolm: ''Australian Creoles and Aboriginal English: morphology and syntax''. In: Kate Burridge, Bernd Kortmann (Hrsg.): ''Varieties of English 3. The Pacific and Australasia''. Mouton de Gruyter, Berlin/New York 2008, ISBN 978-3-11-019637-5, S. 438.</ref>

Yarn (Garn) wird im Englischen für eine lange Geschichte mit oft unglaublichen Ereignissen verwendet. Im australischen Englisch und insbesondere unter Aborigines wurde es zum Verb für reden in der Form ''yarnin’.''

== Siehe auch ==

* [[TorresAustralische CreoleSprachen]]

* [[Australisches Englisch]]

== Literatur ==

=== Allgemeine Beschreibungen ===

* J. M. Arthur: ''Aboriginal English.'' Oxford University Press Australia, 1996.

* DeptJ. of Justice and AttorneyM. GeneralArthur: ''Aboriginal English. inA theCultural courts: a handbookStudy.'' 2000Oxford University Press, ISBNMelbourne 0-7242-8071-51996.

* Kate Burridge, Bernd Kortmann (Hrsg.): ''Varieties of English 3. The Pacific and Australasia''. Mouton de Gruyter, Berlin/New York 2008, ISBN 978-3-11-019637-5.

* Gerhard Leitner: ''Australiens Sprachökologie''. In: Rudolf Bader (Hrsg.): ''Australien. Eine interdisziplinäre Einführung''. Wissenschaftlicher Verlag Trier (WVT), Trier 2002, ISBN 3-88476-440-3, S. 205–236.

* Gerhard Leitner: ''Australia's Many Voices: Ethnic Englishes, Indigenous and Migrant Languages''. Policy and Education. Mouton de Gruyter, Berlin/New York 2004, ISBN 3-11-018195-9.

* Ian G. Malcolm: ''Australian Aboriginal English''. Walter de Gruyter, Boston/Berlin 2018, ISBN 978-1-5015-1146-2.

=== Historischer Hintergrund ===

* Gerhard Leitner: ''Die Aborigines Australiens'', 3. Auflage. Beck, München 2019, ISBN 978-3-406-72993-5.

== Einzelnachweise ==

<references />

[[Kategorie:Englischvariante]]

== Weblinks ==

[[Kategorie:Kultur (Aborigines)]]

*[http://coombs.anu.edu.au/WWWVLPages/AborigPages/LANG/WA/4_7_1.htm West Australian Aboriginal English]

[[Kategorie:Anglistik]]

[[Kategorie: Englische Sprache]]

[[Kategorie: Aborigines]]

[[en:Australian Aboriginal English]]

[[lt:Australijos aborigenų anglų kalbos]]