„Automobildesign“ – Versionsunterschied – Wikipedia


Article Images

Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt

K

K

Zeile 27:

Design gilt als schwieriger Teil der Fahrzeugentwicklung; der Designer muss rund 12 Jahre in die Zukunft denken: vier Jahre Entwicklungszeit und rund acht Jahre Produktionsdauer.<ref>Wolf-Heinrich Hucho: Design und Aerodynamik – Wechselspiel zwischen Kunst und Physik, in: Ralf Kieselbach (Hrsg.): The drive to design, Geschichte, Ausbildung und Perspektiven im Autodesign, Stuttgart 1998, S. 188</ref> Die Anstrengungen, eine Form für ein Automobil zu finden, lassen sich vereinfacht in vier Phasen unterteilen:<ref>Phasen-Struktur nach Wolf-Heinrich Hucho: Design und Aerodynamik – Wechselspiel zwischen Kunst und Physik; in: Ralf Kieselbach (Hrsg.): The drive to design, Geschichte, Ausbildung und Perspektiven im Autodesign, Stuttgart 1998, S. 191ff</ref>

In einer ersten Phase werden meist mehrere Designer gebeten, ihre Ideen in '''zeichnerischen Entwürfen''' anzufertigen. Diese Skizzen sind oft überhöht, weil sie bestimmte Eigenschaften des künftigen Autos besonders betonen. Für eine Auswahl der Entwürfe werden [[Bildsynthese]]n oder [[Rendern (Design)|Renderings]] erstellt. Es handelt es sich um Seitenansichten, bevorzugt in natürlicher Größe, die sich in farbiger Darstellung um eine angemessen proportionale Visualisierung bemühen.

<gallery>

Zeile 83:

</gallery>

In den Vereinigten Staaten experimentierten die Verantwortlichen seit den frühen 1930er Jahren mit Designlinien, die die Moderne widerspiegeln sollten. Einen ersten Wurf wagte die Luxusmarke [[Pierce-Arrow]] mit dem Anfang 1933 von Philip Wright entworfenen Silver-Arrow. Die Ultrastromlinienform des Autos mit vorderen KotflügelKotflügeln und einem gepfeilten Kühlergrill wurde zwar als zukunftsweisend verstanden, war allerdings nicht erfolgreich zu verkaufen; so fand das Design auch keine Nachahmer.<ref>Jürgen Lewandowski, Halwart Schrader: Roth-Händle Raritäten, Die Autoshow des Jahres 1979, Ausstellungskatalog, S. 25</ref>

Der Designer [[Gordon Buehrig]] fand eine neue Form für den 1935 präsentierten [[Cord (Automarke)|Cord]] 810. Die Designlinie wurde beim amerikanischen Patentamt zum Gebrauchsmusterschutz angemeldet. Der Kühlergrill war mit waagerechten, gebogenen Querlamellen geformt, die sich bis zur A-Säule zogen. Die Scheinwerfer wurden versenkbar in den tropfenförmigen Kotflügeln verborgen.<ref>Ralf Kieselbach: The drive to design, Geschichte, Ausbildung und Perspektive im Automobildesign, Stuttgart 1998, S. 45f</ref>

Zeile 170:

==== Vollendung des Stromliniendesigns ====

Die seit den 1920er Jahren entwickelten Vorstellungen von Stromlinie griffen einige FahrzeugherstellernFahrzeughersteller in der Nachkriegszeit erneut auf.

In Deutschland ging die bereits 1939 entworfene Stromlinienform des [[DKW F9]] als [[DKW F 89]] (Westdeutschland) und [[IFA F9]] (Ostdeutschland) in Serie, und auch die Form des [[KdF-Wagen]]s, der als VW Typ 1 und später [[VW Käfer]] in Großserie produziert wurde, galt als Stromlinie.

Zeile 250:

==== Erotik des Roadsters ====

Lebensfreude und Irrationalität führten zur Gestaltung des Roadster. Die meist aus Rennwagen abgeleiteten offenen, zweisitzigen Automobile galten Mitte der 1950er Jahre als Ausdruck von Freiheitsliebe und Individualismus, die zudem Status und Potenz des Besitzers verstärkten. Obwohl eigentlich für den Jet Set prädestiniert, wurde der Roadster zu einer klassenlosen Fahrzeugkategorie, weil mehrere Großserienhersteller ihre eigene Version des offenen SportwagenSportwagens auf den Markt brachten. Nachdem die englischen Roadster, die den Trend gesetzt hatten, im Aero-Barock gestaltet wurden, zeigten der [[Austin-Healey 100]] und vor allem die kontinental-europäischen Roadster wie der [[Alfa Romeo Giulietta (1954)|Alfa Romeo Giulietta Spider]], die [[Lancia Aurelia B24 Spider]] und der [[Porsche 550|Porsche 550 Spyder]] einen eleganten und dynamischen Auftritt – in einer schlank geschnittenen Form. Die amerikanische Spielart dieser Fahrzeuggattung fand in Gestalt der [[Corvette C1|Corvette]] den Weg zum Kunden. Die Spitzenprodukte in Europa blieben aber unbestritten die [[Ferrari 250]] und der [[Mercedes-Benz 300 SL]].<ref>Paolo Tumminelli: Car Design Europe, Myths, Brands, People, Kempen 2011, S. 80ff</ref>

<gallery>

Zeile 487:

==== Ästhetik der Rationalität ====

Die Grundlagen moderner Automobilarchitektur entwickelte [[Giorgetto Giugiaro]] Anfang der 1970er Jahre. Seine Vorstellung der rationalen Automobilform erprobte er beispielhaft beim [[Volkswagen Golf I|Volkswagen Golf]], der als Millionenseller stilprägend für die gesamte ''Generation Golf'' wurde. Der Golf ist ein Beispiel für Bescheidenheit mit gradengeraden Linien und planen Flächen, die in ihren Proportionen eine Form von hoher Zweckmäßigkeit bilden.<ref>{{Webarchiv |url=https://www.volkswagen-classic.de/magazin/special/giorgetto-giugiaro-golf1/02 |text=Archivierte Kopie |wayback=20170705230328}}</ref> Diese kompromisslos technische Gestaltung wurde als „rationale Architektur auf Rädern“ gewürdigt:<ref>Paolo Tumminelli: Car Design Europe, Myths, Brands People, Kampen 2011, S. 256</ref> als [[Bauhaus]]-Design mit einer Portion Italo-Esprit.<ref name="welt-111878641">{{Internetquelle |autor=Thomas Imhof |url=http://www.welt.de/motor/article111878641/Welcher-Golf-gelungen-ist-und-welcher-nicht.html |titel=Designkritik: Welcher Golf gelungen ist – und welcher nicht |werk=[[Die Welt#Online-Ausgabe|welt.de]] |datum=2012-12-07 |abruf=2018-10-07}}</ref> Eine prägnante Evolution dieses Gestaltungskonzepts erhielt der [[Lancia Delta]], dessen ausgeprägt eckige Konturen als das zeitloseste aller Giugiaro-Designs der 1970er Jahre bewertet wurde.<ref>Wim Oude Weernink: Lancia, Stuttgart 1992, S. 341f</ref> Später zeigten der [[Seat Ibiza]]<ref>{{Internetquelle |url=https://www.italdesign.it/project/ibiza-2/ |titel=Project: Ibiza - 1984 |werk=Italdesign |sprache=en-US |abruf=2023-12-28}}</ref> und der [[Renault 19]]<ref>{{Internetquelle |url=https://www.italdesign.it/project/19/ |titel=Project: 19 - 1988 |werk=Italdesign |sprache=en-US |abruf=2023-12-28}}</ref> eine gereifte Weiterentwicklung des rationalen Giugiaro-Stils.

<gallery>

VW Golf, Bj. 1974 (Spu).jpg|[[VW Golf I]], 1974

Zeile 598:

==== Retro-Design ====

Seit der Jahrtausendwende lässt sich ein Trend zu [[Retrodesign|Retrofahrzeugen]] erkennen. Sinn des Retro-Designs ist es, Stilelemente historischer Fahrzeuge in einer [[Postmoderne|postmodernen Form]] wiederaufzugreifen, was nostalgische Gefühle wecken und auf die Unternehmensgeschichte aufmerksam machen soll.<ref>{{Internetquelle |autor=heise Autos |url=https://www.heise.de/autos/artikel/Abgekupfert-Retro-Autos-und-ihre-historischen-Vorbilder-843581.html |titel=Abgekupfert: Retro-Autos und ihre historischen Vorbilder |sprache=de |abruf=2021-09-16}}</ref> 1994 wurde auf der [[Detroit Motor Show]] die Studie [[VW New Beetle#Vom „Concept 1“ zum „New Beetle“|VW Concept 1]] als moderne Neuinterpretation des [[VW Käfer]] vorgestellt, der 1998 als [[VW New Beetle]] in Serie ging. 1999 folgte der [[Jaguar S-Type]] und erinnerte stilistisch an Jaguar-Limousinen der 1960er Jahre, insbesondere die von 1963 bis 1968 gebaute gleichnamige Baureihe. 2000 folgte der [[Mini (BMW)|Mini]], 2007 der [[Fiat 500 (2007)|Fiat 500]]. Beide Fahrzeuge entwickelten sich zu Publikumslieblingen.<ref name="Sueddeutsche-2010"/> Das Retro-Design kann aber auch nur die Erinnerung an ein bestimmtenbestimmtes Design-Element zur Folge haben, beispielsweise die [[Heckflosse]]n beim [[Lancia Kappa Coupé]] oder die [[Coke-Bottle-Linie]] beim [[Nissan Juke]]. Am Retro-Trend wird kritisiert, dass er den Fortschritt im Automobildesign durch den Rückgriff auf altmodische Linienführung hemmt.<ref name="Sueddeutsche-2010"/>

<gallery>