„Germanische Glaubens-Gemeinschaft (Ludwig Fahrenkrog)“ – Versionsunterschied – Wikipedia


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[[File:Ludwig Fahrenkrog (1867-1952) Germanische Glaubens-Gemeinschaft Auszug aus dem deutschen Buch c. 1920 Berlin Germanic heathenism nationalist neopaganism Völkisch Thule Swastika Thorshammer cover No known copyright.jpg|thumb|''Germanische Glaubens-Gemeinschaft – Auszug aus dem deutschen Buch'', Heft um 1920]]

In einem Aufsatz, der 1908 in der von [[Wilhelm Schwaner]] begründeten und herausgegebenen Zeitschrift „Der Volkserzieher“ erschien, rief Ludwig Fahrenkrog zur Bildung einer „Deutsch-religiösen Gemeinde“ auf, die langfristig „die staatliche Anerkennung, Gleichwertung und Gleichstellung der Glieder dieser Gemeinschaft mit den Gliedern der Staatskirchen“ erreichen sollte. Die LeserEr forderte erdie Leser auf, sich mit ihm in Verbindung zu setzen, wenn sie an einer Gemeinschaftsgründung zur Pflege der „Deutschen Religion“ Interesse habenhätten. In einem weiteren Aufsatz aus demselben Jahr nahm er zur Resonanz auf seinen Aufruf Stellung.<ref>Daniel Junker: ''„Gott in uns!“'', S. 44.</ref>

Fahrenkrog gründete 1907 den ''Bund für Persönlichkeitskultur''. 1911 schloss sich Fahrenkrog, ebenso wie Schwaner, dem von [[Otto Sigfrid Reuter]] geführten „[[Deutscher Orden (1911)|Deutschen Orden]]“ an (nicht zu verwechseln mit dem bereits im Mittelalter gegründeten geistlichen Ritterorden [[Deutscher Orden]]) an. Die Mitglieder des „Deutschen Ordens“ waren nach derendessen Vereinssatzung automatisch MitgliedMitglieder der ''[[Deutschreligiöse Gemeinschaft|Deutschreligiösen Gemeinschaft]]''. Die geplante Vereinigung beider Gemeinschaften scheiterte.<ref>Daniel Junker: ''„Gott in uns!“'', S. 45 ff.</ref> Im Sommer 1912 gründete Fahrenkrog die ''2.&nbsp;Deutschreligiöse Gemeinschaft''.<ref>Ulrich Nanko: ''Die Deutsche Glaubensbewegung. Eine historische und soziologische Untersuchung''. Marburg 1993, S.&nbsp;41.</ref> 1913 erhielt sie ihren endgültigen Namen Germanische-„Germanische Glaubens-GemeinschaftGemeinschaft“ und ihre neue Verfassung. Ein prominentes Mitglied war der Maler der [[Jugendbewegung]] [[Fidus]], ferner völkische Vertreter des [[Wandervogel]]s. Ein Feuerheiligtum in [[Rattlar]] wurde zum Pilgerort der Gruppe, die sich gern in jugendbewegter Kleidung zeigte. Die Gemeinschaft war hierarchisch aufsteigend in Hausgemeinden mit dem Vater als „natürlichem Weihwart des Hauses“, in Ortsgemeinden, bestehend aus mindestens „einer Sippe mit besonderem Weihwart“, in Gaue oder Stämme mit jeweils einem Gauwart sowie in Gemeinschaft mit dem Hochwart, seit 1914 Ludwig Fahrenkrog, und dem Amtmann, gegliedert.<ref name="Schnurbein_180">Stefanie von Schnurbein: ''Die Suche nach einer „arteigenen“ Religion in ‚germanisch-‘ und ‚deutschgläubigen‘ Gruppen,'' S.&nbsp;180.</ref> In ihrem Gründungsjahr hatte die Germanische Glaubens-Gemeinschaft 80 bis 90 Mitglieder.<ref name="puschner2001-387">Uwe Puschner: ''Die völkische Bewegung im wilhelminischen Kaiserreich. Sprache – Rasse – Religion.'' Darmstadt 2001, S.&nbsp;387.</ref> 1914 wies die Gemeinschaft 120 bis 150 Mitglieder auf, 1918 gab es 13 Ortsgemeinden; erst zu Anfang der 1920er Jahre, die als die Blütezeit der GGG gelten dürfen, steigerte sich die Anzahl der Mitglieder erheblich.<ref name="Schnurbein_180" /> Der Verein wurde 1924 ins Vereinsregister eingetragen.

In der Anfangsphase der [[Weimarer Republik]] bis 1925 kooperierte die GGG mit der ''[[Deutsche Werkgemeinschaft|Deutschen Werkgemeinschaft]]'' [[Otto Dickel]]s.<ref>Stefan Breuer: ''Die Völkischen in Deutschland''. Darmstadt 2008, S. 260.</ref> Im Jahr 1932<ref>Ulrich Nanko: ''Die Deutsche Glaubensbewegung. Eine historische und soziologische Untersuchung''. Marburg 1993, S.&nbsp;49.</ref> schloss sich die ''Germanische Glaubensgemeinschaft'' der ''[[Nordisch-Religiöse Arbeitsgemeinschaft|Nordisch-Religiösen Arbeitsgemeinschaft]]'' an, deren Führer [[Norbert Seibertz]] und [[Wilhelm Kusserow (Lehrer)|Wilhelm Kusserow]] wurden. Die Nordisch-Religiöse Arbeitsgemeinschaft wollte die Nordisch-Religiösen aller Gemeinschaften sammeln, um sich die Gleichberechtigung im Staat zu erkämpfen. An der Nordisch-Religiösen Arbeitsgemeinschaft beteiligten sich neben der Germanischen- Glaubens-Gemeinschaft die ''[[Nordungen]]'', die ''[[Artgemeinschaft – Germanische Glaubens-Gemeinschaft wesensgemäßer Lebensgestaltung#Geschichte|Nordische Glaubensgemeinschaft]]'' wie auch Teile der ''[[Deutschgläubige Gemeinschaft|Deutschgläubigen Gemeinschaft]]'' Otto Sigfrid Reuters mit Norbert Seibertz. Die ''Nordungen'', die neben Norbert Seibertz wesentlich an der Gründung beteiligt waren, traten 1932 aus. Die Zahl der Mitglieder der ''Nordischen Glaubensgemeinschaft'' dürfte bei 1000 Mitgliedern gelegen haben.<ref>Ulrich Nanko: ''Die Deutsche Glaubensbewegung. Eine historische und soziologische Untersuchung''. Marburg 1993, S.&nbsp;49 („sicherlich aber unter 2000“)</ref> Die Nordisch-Religiöse Arbeitsgemeinschaft stellte sich von Anfang an in eine Front mit dem [[Nationalsozialismus]]. Das [[Christentum]] hielt sie für ein „gefährliches Einfallstor des Asiatismus, des [[Judentum]]s und des [[Marxismus]]“.<ref>Kurt Hutten: ''Christus oder Deutschglaube. Ein Kampf um die deutsche Seele''. Steinkopf, Stuttgart 1935, S.&nbsp;15f.</ref> Im Juli 1933 stellte sie ein „Nordisches Artbekenntnis“ auf.<ref name="Breuer_259">Stefan Breuer: ''Die Völkischen in Deutschland''. Darmstadt 2008, S. 259 ff.</ref>

Nachdem die Nordisch-Religiösen im Rahmen der neuen Religionspolitik von Seiten der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] aber nicht die erhoffte Förderung erfahren hatten,<ref>Hans Buchheim: ''Glaubenskrise im Dritten Reich. Drei Kapitel nationalsozialistischer Religionspolitik.'' Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1953, S.&nbsp;169ff, 171.</ref> wurde die ''Nordisch-Religiöse Arbeitsgemeinschaft'' nach einem großen Treffen in Eisenach Ende Juni schließlich Mitglied in der im Juli 1933 gegründeten ''Arbeitsgemeinschaft Deutsche Glaubensbewegung'' (ADG), die von [[Jakob Wilhelm Hauer]] geführt wurde und nur teilweise der völkischen Bewegung zuzurechnen ist. In der ADG bildeten die Nordisch-Religiösen den radikalen Flügel und sprachen sich gegen die Beteiligung der [[Freireligiöse Bewegung|Freireligiösen]] aus.
Die von derden ADGNordisch-Religiösen erhoffte radikale Bekämpfung der christlichen Konfessionen war jedoch nicht das Ziel der Bewegung Hauers, sondern deren Gleichberechtigung mit den Kirchen<ref>Hans Buchheim: ''Glaubenskrise im Dritten Reich. Drei Kapitel nationalsozialistischer Religionspolitik.'' Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1953, S.&nbsp;171.</ref> als ''Dritte Konfession''.
Die von den Nordisch-Religiösen geforderte Übernahme des „Nordischen Artbekenntnisses“ wurde von Hauer abgelehnt.<ref name="Breuer_259" />
Die ADG blieb ideologisch und weltanschaulich heterogen, ein Aggregat verschiedener Richtungen, deren Bestandteile bald wieder nach organisatorischer Selbständigkeit strebten. Die von den Nordisch-Religiösen geforderte Übernahme des „Nordischen Artbekenntnisses“ wurde von Hauer abgelehnt.<ref name="Breuer_259" />
Trotz der Radikalisierung der ''ArbeitsgemeinschaftADG Deutschetraten Glaubensbewegung''die trat sieNordisch-Religiösen aus, nachdem im Mai 1934 die Gründung einer eigenen Organisation der Deutschen Glaubensbewegung beschlossen wurdeworden war.

Im August 1941 beteiligte sich Fahrenkrog erneut an einem Einigungsversuch der Anhänger einer arteigenen deutschen Religion außerhalb des Christentums in [[Erbsen (Adelebsen)|Erbsen]] bei Göttingen, zu dem auch [[Karl Strünckmann]] und [[Friedrich Schöll]] einen Aufruf beisteuerten.

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* [[Stefanie von Schnurbein]]: ''Religion als Kulturkritik. Neugermanisches Heidentum im 20. Jahrhundert'' (=&nbsp;''Skandinavistische Arbeiten'' 13). Carl Winter, Heidelberg 1992, ISBN 3-533-04582-X (zugleich: Diss. Univ. Frankfurt (Main), 1992).

* Stefanie von Schnurbein: ''Göttertrost in Wendezeiten. Neugermanisches Heidentum zwischen New Age und Rechtsradikalismus.'' Claudius-Verlag, München 1993, ISBN 3-532-64003-1.

* Stefanie von Schnurbein: ''Die Suche nach einer „arteigenen“ Religion in ‚germanisch„germanisch- und ‚deutschgläubigen‘„deutschgläubigen“ Gruppen.'' In: Uwe Puschner, Walter Schmitz, [[Justus H. Ulbricht]] (Hrsg.): ''Handbuch zur „Völkischen Bewegung“ 1871–1918.'' Saur, München u.&nbsp;a. 1996, ISBN 3-598-11241-6, S.&nbsp;172–185.

* Sylvia Siewert: ''Germanische Religion und neugermanisches Heidentum. Zur Rezeptionsgeschichte germanischer Religion und zum Problem der Kontinuitätsfrage aus religionswissenschaftlicher Sich'' (=&nbsp;''Europäische Hochschulschriften.'' Reihe 23: ''Theologie'' 741). Lang, Frankfurt am Main u.&nbsp;a. 2002, ISBN 3-631-38338-X (zugleich: Diss. Univ. Würzburg, 2001; zur alten GGG: S.&nbsp;146–155 zur neuen GGG: S.&nbsp;174–180, Chronologie S.&nbsp;163f.).