„Germanische Glaubens-Gemeinschaft (Ludwig Fahrenkrog)“ – Versionsunterschied – Wikipedia


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In einem Aufsatz, der 1908 in der von [[Wilhelm Schwaner]] begründeten und herausgegebenen Zeitschrift „Der Volkserzieher“ erschien, rief Ludwig Fahrenkrog zur Bildung einer „Deutsch-religiösen Gemeinde“, die langfristig „die staatliche Anerkennung, Gleichwertung und Gleichstellung der Glieder dieser Gemeinschaft mit den Gliedern der Staatskirchen“ erreichen sollte. Die Leser forderte er auf, sich mit ihm in Verbindung zu setzen, wenn sie an einer Gemeinschaftsgründung zur Pflege der „Deutschen Religion“ Interesse haben. In einem weiteren Aufsatz aus demselben Jahr nahm er zur Resonanz auf seinen Aufruf Stellung.<ref>Daniel Junker: ''„Gott in uns!“'', S. 44.</ref>

Fahrenkrog gründete 1907 den ''Bund für Persönlichkeitskultur''. 1911 schloss sich Fahrenkrog ebenso wie Schwaner dem von [[Otto Sigfrid Reuter]] geführten „[[Deutscher Orden (Otto Sigfrid Reuter)|Deutschen Orden]]“ (nicht zu verwechseln mit dem bereits im Mittelalter gegründeten geistlichen Ritterorden [[Deutscher Orden]]) an. Die Mitglieder des „Deutschen Ordens“ waren nach deren Vereinssatzung automatisch Mitglied der „[[Deutschreligiöse Gemeinschaft|Deutschreligiösen Gemeinschaft]]“. Die geplante Vereinigung beider Gemeinschaften scheiterte.<ref>Daniel Junker: ''„Gott in uns!“'', S. 45 ff.</ref> Im Sommer 1912 gründete Fahrenkog die ''2.&nbsp;Deutschreligiöse Gemeinschaft''.<ref>Ulrich Nanko: ''Die Deutsche Glaubensbewegung. Eine historische und soziologische Untersuchung''. Marburg 1993, S.&nbsp;41.</ref> 1913 erhielt sie ihren endgültigen Namen Germanische-Glaubens-Gemeinschaft und ihre neue Verfassung. Ein prominentes Mitglied war der Maler der [[Jugendbewegung]] [[Fidus]], fernen völkische Vertreter des [[Wandervogel]]s. Ein Feuerheiligtum in [[Rattlar]] wurde zum Pilgerort der Gruppe, die sich gern in jugendbewegter Kleidung zeigte. Die Gemeinschaft war hierarchisch aufsteigend in Hausgemeinden mit dem Vater als „natürlichem Weihwart des Hauses“, in Ortsgemeinden, bestehend aus mindestens „einer Sippe mit besonderem Weihwart“, in Gaue oder Stämme mit jeweils einem Gauwart sowie in Gemeinschaft mit dem Hochwart, seit 1914 Ludwig Fahrenkrog, und dem Amtmann, gegliedert.<ref name="Schnurbein_180">Stefanie von Schnurbein: ''Die Suche nach einer „arteigenen“ Religion in ‚germanisch-‘ und ‚deutschgläubigen‘ Gruppen,'' S.&nbsp;180.</ref> In ihrem Gründungsjahr hatte die Germanische Glaubens-Gemeinschaft 80 bis 90 Mitglieder.<ref name="puschner2001-387">Uwe Puschner: ''Die völkische Bewegung im wilhelminischen Kaiserreich. Sprache – Rasse – Religion.'' Darmstadt 2001, S.&nbsp;387.</ref> 1914 wies die Gemeinschaft 120 bis 150 Mitglieder auf, 1918 gab es 13 Ortsgemeinden; erst zu Anfang der 1920er Jahre, die als die Blütezeit der GGG gelten dürfen, steigerte sich die Anzahl der Mitglieder erheblich.<ref name="Schnurbein_180" /> Der Verein wurde 1924 ins Vereinsregister eingetragen.

In der Anfangsphase der [[Weimarer Republik]] bis 1925 kooperierte die GGG mit der [[Deutsche Werkgemeinschaft|Deutschen Werkgemeinschaft]] [[Otto Dickel]]s.<ref>Stefan Breuer: ''Die Völkischen in Deutschland''. Darmstadt 2008, S. 260.</ref> Im Jahr 1932<ref>Ulrich Nanko: ''Die Deutsche Glaubensbewegung. Eine historische und soziologische Untersuchung''. Marburg 1993, S.&nbsp;49.</ref> schloss sich die ''Germanische Glaubensgemeinschaft'' der ''[[Nordisch-Religiöse Arbeitsgemeinschaft|Nordisch-Religiösen Arbeitsgemeinschaft]]'' an, deren Führer [[Norbert Seibertz]] und [[Wilhelm Kusserow (SS-Mitglied)|Wilhelm Kusserow]] wurden. Die Nordisch-Religiöse Arbeitsgemeinschaft wollte die Nordisch-Religiösen aller Gemeinschaften sammeln, um sich die Gleichberechtigung im Staat zu erkämpfen. An der Nordisch-Religiösen Arbeitsgemeinschaft beteiligten sich neben der Germanischen-Glaubens-Gemeinschaft die [[Nordungen]], die [[Artgemeinschaft – Germanische Glaubens-Gemeinschaft wesensgemäßer Lebensgestaltung#Geschichte|Nordische Glaubensgemeinschaft]] wie auch Teile der [[Deutschgläubige Gemeinschaft|Deutschgläubigen Gemeinschaft]] [[Otto Sigfried Reuter]]s mit Norbert Seibertz. Die ''Nordungen'', die neben Norbert Seibertz wesentlich an der Gründung beteiligt waren, traten 1932 aus. Die Zahl der Mitglieder der ''Nordischen Glaubensgemeinschaft'' dürfte bei 1000 Mitgliedern gelegen haben.<ref>Ulrich Nanko: ''Die Deutsche Glaubensbewegung. Eine historische und soziologische Untersuchung''. Marburg 1993, S.&nbsp;49 („sicherlich aber unter 2000“)</ref> Die Nordisch-Religiöse Arbeitsgemeinschaft stellte sich von Anfang an in eine Front mit dem [[Nationalsozialismus]]. Das [[Christentum]] hielt sie für ein „gefährliches Einfallstor des Asiatismus, des [[Judentum]]s und des [[Marxismus]]“<ref>Kurt Hutten: ''Christus oder Deutschglaube. Ein Kampf um die deutsche Seele''. Steinkopf, Stuttgart 1935, S.&nbsp;15f.</ref> Im Juli 1933 stellte sie ein „Nordisches Artbekenntnis“ auf.<ref name="Breuer_259">Stefan Breuer: ''Die Völkischen in Deutschland''. Darmstadt 2008, S. 259 ff.</ref>

Nachdem die Nordisch-Religiösen im Rahmen der neuen Religionspolitik von Seiten der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] aber nicht die erhoffte Förderung erfuhrenerfahren hatten,<ref>Hans Buchheim: ''Glaubenskrise im Dritten Reich. Drei Kapitel nationalsozialistischer Religionspolitik.'' Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1953, S.&nbsp;169ff, 171.</ref> wurde die ''Nordisch-Religiöse Arbeitsgemeinschaft'' nach einem großen Treffen in Eisenach Ende Juni schließlich Mitglied in der im Juli 1933 gegründeten ''Arbeitsgemeinschaft Deutsche Glaubensbewegung'' (ADG), die von [[Jakob Wilhelm Hauer]] geführt wurde und nur teilweise der völkischen Bewegung zuzurechnen ist. In der ADG bildeten die Nordisch-Religiösen den radikalen Flügel und sprachen sich gegen die Beteiligung der [[Freireligiöse Bewegung|Freireligiösen]] aus. Die von der ADG erhoffte radikale Bekämpfung der christlichen Konfessionen war jedoch nicht das Ziel der Bewegung Hauers, sondern deren Gleichberechtigung mit den Kirchen<ref>Hans Buchheim: ''Glaubenskrise im Dritten Reich. Drei Kapitel nationalsozialistischer Religionspolitik.'' Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1953, S.&nbsp;171.</ref> als ''Dritte Konfession''. Die ADG blieb ideologisch und weltanschaulich heterogen, ein Aggregat verschiedenster Richtungen, deren Bestandteile bald wieder nach organisatorischer Selbständigkeit strebten. Die von den Nordisch-Religiösen geforderte Übernahme des „Nordischen Artbekenntnisses“ wurde von Hauer abgelehnt.<ref name="Breuer_259" /> Trotz der Radikalisierung der ''Arbeitsgemeinschaft Deutsche Glaubensbewegung'' trat sie aus, nachdem im Mai 1934 die Gründung einer eigenen Organisation der Deutschen Glaubensbewegung beschlossen wurde.

Im August 1941 beteiligte sich Fahrenkrog erneut an einem Einigungsversuch der Anhänger einer arteigenen deutschen Religion außerhalb des Christentums in [[Erbsen (Adelebsen)]] am Solling, zu dem auch [[Karl Strünckmann]] und [[Friedrich Schöll]] einen Aufruf beisteuerten.

Nach dem Tod Fahrenkrogs 1952 bestand die GGG noch bis 1964 und wurde im gleichen Jahr aus dem Vereinsregister gelöscht.<ref>[http://www.rabenclan.de/attachments/Magazin/BerichtBerlinerSenat1997zuGGG.pdf ''Sekten. Risiken und Nebenwirkungen''], Broschüre der Senatsverwaltung für Schule, Jugend und Sport, 1997 Berlin, S.&nbsp;41–44, hier: S.&nbsp;41. Abruf 29.&nbsp;Oktober 2016</ref> Ihr letzter Vorsitzender war [[Ludwig Dessel]].