„Lore Maria Peschel-Gutzeit“ – Versionsunterschied – Wikipedia


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'''Lore Maria Peschel-Gutzeit''' (* [[26. Oktober]] [[1932]] in [[Hamburg]]; † [[2. September]] [[2023]] in [[Berlin]]<ref>{{Internetquelle |url=https://www.zeit.de/news/2023-09/04/fruehere-justizsenatorin-peschel-gutzeit-gestorben |titel=Frühere Justizsenatorin Peschel-Gutzeit gestorben |werk=Zeit online |datum=2023-09-04 |abruf=2023-09-04}}</ref>) war eine deutsche [[Juristin]] und [[Politikerin]] ([[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]]).

[[Datei:Flickr - boellstiftung - Lore Marie Pescher-Gutzeit (1).jpg|mini|hochkant=1.3|Lore Maria Peschel-Gutzeit, 2010]]

'''Lore Maria Peschel-Gutzeit''' (* [[26. Oktober]] [[1932]] in [[Hamburg]]; † [[2. September]] [[2023]] in [[Berlin]]<ref>{{Internetquelle |url=https://www.zeit.de/news/2023-09/04/fruehere-justizsenatorin-peschel-gutzeit-gestorben |titel=Frühere Justizsenatorin Peschel-Gutzeit gestorben |werk=Zeit online |datum=2023-09-04 |abruf=2023-09-04}}</ref>) war eine deutsche [[Juristin]] und [[Politikerin]] ([[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]]).

== Leben und Wirken ==

=== Kindheit und Jugend ===

Peschel-Gutzeit wurde als Tochter eines aus dem Thüringischen[[Gera]] stammenden, promovierten [[Volkswirt]]es und einer [[Lehrerin]] in Hamburg geboren.<ref>Geburtenbuch 20 Hamburg, 1195/1932</ref> Von hier stammte auch die Familie der Mutter, die während des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] verarmte [[Kaufmann]]sfamilie Brüggmann. Der Vater war keine prägende Person im Leben Peschel-Gutzeits, weswegen sie in ihrer Autobiografie ihren [[Adoption|Adoptivvater]], den ehemaligen Wehrmachtsgeneral [[JosefHans Gutzeit]],<ref>{{Internetquelle |url=https://www.deutschlandfunk.de/ehemalige-justizsenatorin-peschel-gutzeit-so-was-macht-man.1295.de.html?dram:article_id=471240 |titel=Ehemalige Justizsenatorin Peschel-Gutzeit – „So was macht man mit einem Mann nicht“ |sprache=de-DE |abruf=2021-10-08}}</ref> als „leiblichenleiblichen Vater“Vater angab. Dieser adoptierte sie jedoch erst bei [[Volljährigkeit]]. Von ihm stammt der Name ''Gutzeit''. Bis dahin hieß sie, wie ihre Mutter, ''Brüggmann''.<ref>Familienbuch Peschel, StA Quickborn, 3. Dezember 2002</ref> Sie hatte eine vier Jahre ältere Halbschwester aus der ersten Ehe der Mutter. Nach der [[Operation Gomorrha|Bombardierung Hamburgs]] und [[Kinderlandverschickung]] zusammen mit der Halbschwester kehrte sie 1946 nach Hamburg zurück.

=== Beruflicher Werdegang ===

Peschel-Gutzeit studierte ab 1951 [[Rechtswissenschaft]]en an der [[Universität Hamburg]] und der [[Albert-Ludwigs-Universität Freiburg]] und schloss ihre juristische Ausbildung 1959 mit der Zweiten juristischen Staatsprüfung ab. Anschließend war sie zunächst kurz als Rechtsanwältin tätig, dann wurde sie Richterin am [[Landgericht Hamburg]].

Früh legte Peschel-Gutzeit ihre Schwerpunkte auf [[Familienrecht]], [[Kinderrechte]] und auf die [[Gleichberechtigung]] von Frauen und Männern. Im Jahr 1956 trat sie dem [[Deutscher Juristinnenbund|Deutschen Juristinnenbundes]] (DJB) als Referendarin bei. Sie war 1977 bis 1981 Vorsitzende des DJB und wirkte in djb-Kommissionen mit, insbesondere den Kommissionen Beamtenrecht, Rentenrecht, Steuerrecht, Jugendhilferecht und Familienrecht.<ref>djb trauert um seine Ehrenpräsidentin Dr. Lore Maria Peschel-Gutzeit. Pressemitteilung des [[Deutscher Juristinnenbund|Deutschen Juristinnenbundes]] undvom trat4.9.23</ref> 1988 trat sie in die SPD ein.

Ab 1972 war Peschel-Gutzeit Familienrichterin am [[Hanseatisches Oberlandesgericht|Hanseatischen Oberlandesgericht]] in Hamburg, wo sie 1984 nach einigen internen Querelen als erste Frau zur Vorsitzenden eines Familiensenats ernannt wurde. 1990 wurde sie an der Universität Freiburg mit der Arbeit ''„DasDas Recht zum Umgang mit dem eigenen Kinde. Eine systematische Darstellung“Darstellung'' zum Dr.&nbsp;jur. promoviert.

Im Jahr 1988 veröffentlichte die Zeitschrift ''[[Emma (Zeitschrift)|Emma]]'' im Rahmen ihrer [[PorNO-Kampagne]] einen Gesetzesentwurf, der in Zusammenarbeit mit Peschel-Gutzeit erarbeiteterarbeiteten worden war.Gesetzesentwurf,<ref>Alice Schwarzer: ''Pornografie ist geil ...'', [[Emma (Zeitschrift)|EMMA]], Nr. 5, 2007</ref><ref>Alice Schwarzer: ''Die konventionelle Unkonventionelle'', [https://www.emma.de/artikel/die-konventionelle-unkonventionelle-266060 emma.de], EMMA Herbst 2012</ref> Derder Entwurf wurdejedoch nicht umgesetzt wurde.

1991 wurde sie von der Bürgerschaft in den [[Hamburger Senat]] gewählt und gehörte dem [[Senat Voscherau II]] an. Sie wurde [[Präses#Hamburg|Justizsenatorin]]. Sie verblieb in diesem Ressort bis Ende 1993, als die SPD die absolute Mehrheit verlor und eine Koalition mit der [[STATT Partei]] einging ([[Senat Voscherau &nbsp;III]]).

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1994 wurde sie zur Nachfolgerin von [[Jutta Limbach]] als Justizsenatorin in [[Berlin]] in den Senat [[Eberhard Diepgen]]s ([[Senat Diepgen&nbsp;III]]) berufen.

Aus diesem Amt schied sie 1997 aus, um erneut das Justizressort in Hamburg zu übernehmen, diesmal unter [[Ortwin Runde]] (SPD) in einer Koalition mit [[Bündnis 90/Die Grünen]]. Nach dem Verlust der Regierungsmehrheit 2001bei der ([[Bürgerschaftswahl in Hamburg 2001|Bürgerschaftswahl in Hamburgam 23. September 2001]]) schied Peschel-Gutzeit aus dem Amt und kehrte der Politik den Rücken.

Während ihrer Tätigkeit als Justizsenatorin in Hamburg, Berlin und anschließend wieder in Hamburg legte Peschel-Gutzeit ihren Schwerpunkt auf die rechtliche Durchsetzung der im [[Grundgesetz]] verankerten Gleichberechtigung von Mann und Frau. Obwohl sie auf heftige Gegenreaktionen stieß, konnte sie dementsprechende Gesetzesvorlagen verwirklichen, z.&nbsp;B. die sogenannte ''[[Lex]] Peschel'' (§ 92 [[Bundesbeamtengesetz|BBG]]), in der festgeschrieben wurde, dass Beamte aus familiären Gründen Teilzeitarbeit leisten können. Ebenfalls setzte sie sich in einem Artikel der ''Neuen Juristischen Wochenschrift'' für das „Wahlrecht von Geburt an“ ein, ausgeübt bis zur Volljährigkeit durch die Eltern.<ref>[[Jakob Augstein]]: Wählerschicht in Windeln, in: Süddeutsche Zeitung, 23. Oktober 1997, S.&nbsp;5. Vgl. auch [[Manfred Günther (Psychologe)|Manfred Günther]]: ''Hilfe! Jugendhilfe''. Rheine 2018, S. 69</ref>

Peschel-Gutzeit arbeitete mehr als 30 Jahre als Familienrichterin in Hamburg, dort war sie die erste Senatspräsidentin. Sie setzte sich für das gemeinsame elterliche Sorgerecht ein und bestand darauf, dass erst die Kinder angehört werden. Von 2002 arbeitete sie als Anwältin in Berlin, ab 2019 bis zu ihrem Tod in der von ihr gegründeten „Fachkanzlei für Familien- und Erbrecht Peschel-Gutzeit, Fahrenbach & Breuer“.<ref name ="frKindh2305"/>

2019 erhielt sie für ihre Pionierarbeit im Bereich der Frauenrechte den [[Marie Juchacz-Frauenpreis]] des Landes Rheinland-Pfalz.<ref>{{Internetquelle |url=https://swrmediathek.de/player.htm?show=82c3f5d0-2a33-11e9-b7ee-005056a12b4c |titel=Lore Maria Peschel-Gutzeit erhält den 1. Frauenpreis des Landes Rheinland-Pfalz |hrsg=SWR |datum=2019-02-06 |sprache=de |abruf=2019-02-08}}</ref>

=== Ehrenamtliche Tätigkeit ===

Im Jahr 1977 gehörte sie zu den Gründungsmitgliedern der [[Deutsche Liga für das Kind|Deutschen Liga für das Kind]]. Mehr als 30 Jahre war sie im Vorstand der Liga tätig. Seit 1996 war sie Vorsitzende des Kuratoriums der Liga. Im Jahr 2012 ernannte sie die Mitgliederversammlung zur Ehrenpräsidenten. Innerhalb der Liga setzte sie den politischen Schwerpunkt Kinderrechte. Sie forderte die Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention und ein Wahlrecht ab Geburt.<ref name ="frKindh2305">{{Literatur |Autor=Vorstand, Kuratorium und Geschäftsstelle der Deutschen Liga für das Kind |Titel=Nachruf auf Lore Maria Peschel-Gutzeit |Hrsg=Deutsche Liga für das Kind |Sammelwerk=Frühe Kindheit |Band=26 |Nummer=5 |Ort=Berlin |Datum=2023-11 |Seiten=66-67}}</ref>

Peschel-Gutzeit war Mitglied der ''Expertenkommission Familie'' der [[Bertelsmann Stiftung]] (2006–2009).<ref>{{Internetquelle |url=https://famlaw.berlin/dr-lore-maria-peschel-gutzeit/ |titel=Dr. Lore Maria Peschel-Gutzeit |hrsg=Peschel-Gutzeit & Fahrenbach |abruf=2023-12-19}}</ref> Von 2012 bis 2015 gehörte sie der interdisziplinären ''Expertenkommission Arbeits- und Lebensperspektiven'' in Deutschland an.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/BSt/Publikationen/GrauePublikationen/ArbeitsLebenspersp_final_.pdf |titel=Arbeits- und Lebensperspektiven in Deutschland – Pfade der Veränderung |hrsg=Bertelsmann Stiftung |seiten=37 |datum=2015-09-30 |abruf=2023-12-18 |format=PDF}}</ref>

Sie war Mitglied im [[Der Kinderschutzbund|Deutschen Kinderschutzbund]], im [[Deutsches Kinderhilfswerk|Deutschen Kinderhilfswerk]], im [[Übersee-Club|Überseeclub]] in Hamburg, im [[Verein Berliner Kaufleute und Industrieller]], im [[Capital Club Berlin]], in den Fördervereinen für das [[Schauspielhaus (Berlin)|Konzerthaus Berlin]] und die [[Deutsche Oper Berlin|Deutsche Oper]].

=== Persönliches ===

Ihre erste Ehe mit einem todkranken Kollegen endete 1958 durch dessen Tod und blieb kinderlos. Im Jahre 1961 heiratete sie den ebenfalls am Landgericht in Hamburg tätigen [[Strafgerichtsbarkeit|Strafrichter]] Horst Peschel, mit dem sie drei Kinder hatte.<ref>Familienbuch Peschel, StA Quickborn, 3. Dezember 2002.</ref> Die Ehe wurde im Jahre 1973 geschieden.<ref>LG Itzehoe, 2 R 115/73.</ref>

Unter dem Titel ''Selbstverständlich gleichberechtigt'' veröffentlichte Peschel-Gutzeit im Jahr 2012 ihre [[Autobiografie]].<ref>Lore Maria Peschel-Gutzeit: ''Selbstverständlich gleichberechtigt''. Hoffmann und Campe, Hamburg 2012</ref> Sie verstarb am 2. September 2023 in Berlin.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.zeit.de/news/2023-09/04/fruehere-justizsenatorin-peschel-gutzeit-gestorben |titel=Frühere Justizsenatorin Peschel-Gutzeit gestorben |werk=Zeit online |datum=2023-09-04 |abruf=2023-09-04}}</ref>

== Ehrungen ==

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}}

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{{SORTIERUNG:PeschelgutzeitPeschelGutzeit, Lore Maria}}

[[Kategorie:Richter (Hanseatisches Oberlandesgericht)]]

[[Kategorie:Richter (Landgericht Hamburg)]]

[[Kategorie:Rechtsanwalt (Deutschland)]]

[[Kategorie:Senator von Berlin]]

[[Kategorie:Hamburger Senator (20. Jahrhundert)]]

[[Kategorie:Senator vonJustizsenator (Berlin)]]

[[Kategorie:Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft]]

[[Kategorie:Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin]]

[[Kategorie:SPD-Mitglied]]

[[Kategorie:Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse]]

[[Kategorie:Stadtältester von Berlin]]

[[Kategorie:Autobiografie]]

[[Kategorie:Deutscher]]

[[Kategorie:Geboren 1932]]

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{{Personendaten

|NAME=Peschel-Gutzeit, Lore Maria

|ALTERNATIVNAMEN=Gutzeit, Lore Maria; Brüggmann, Lore Maria (Geburtsname)

|KURZBESCHREIBUNG=deutsche Juristin und Politikerin (SPD)

|GEBURTSDATUM=26. Oktober 1932