„Anetta Kahane“ – Versionsunterschied – Wikipedia


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[[Datei:Anetta Kahane.jpg|miniatur|Anetta Kahane, 2016]]

'''Anetta Kahane''' (* [[1954]] in [[Ost-Berlin]]) ist eine deutsche [[Journalist]]in und [[Menschenrechtsaktivist]]in. Sie ist die Gründerin und Vorstandsvorsitzende der [[Amadeu Antonio Stiftung]].

Ab 1974 bis 1982 führte das [[Ministerium für Staatssicherheit|Ministerium für Staatssicherheit (Stasi)]] sie als ''IM Victoria''. Sie soll Dutzende Personen aus ihrem Umfeld bespitzelt haben, darunter Künstler, einen ZDF-Reporter, Westberliner Studenten und in der DDR lebende Ausländer.<ref name="UweMüller">Uwe Müller (Die Welt, 25. September 2007): [https://www.welt.de/politik/deutschland/article1212415/Birthler-Behoerde-liess-Stasi-Spitzel-einladen.html ''Birthler-Behörde ließ Stasi-Spitzel einladen.'']</ref>

== Jugend ==

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== Ausbildung und Berufstätigkeit bis 1986 ==

1973 machte Kahane Abitur. Sie begann anschließend ein Volontariat in der Lateinamerika-Redaktion des Senders [[Radio Berlin International]], bei dem auch ihre Freundin Dominique arbeitete, die kurz danach bei dem Versuch, in den Westen zu fliehen, verhaftet wurde.<ref>Anetta Kahane: ''Ich sehe was, was du nicht siehst'', S. 59.</ref> Das [[Ministerium für Staatssicherheit]] (MfS) der DDR verhörte Kahane als mögliche Mitwisserin der Flucht. Dabei willigte sie in den Vorschlag ein, Informationen über westliche Ausländer in Ostberlin zu sammeln.<ref>Anetta Kahane: ''Ich sehe was, was du nicht siehst'', S. 65–69.</ref> Ab Herbst 1974 studierte sie [[Lateinamerikanistik]] an der [[Universität Rostock]]. Von 1974 bis 1982 führte das MfS sie als ''IM Victoria''. Sie sollte laut Akten vor allem das DDR-Bild westlicher Diplomaten in Ostberlin erkunden und dazu Kontakte zu ihnen knüpfen. Dabei beobachtete das MfS sie ohne ihr Wissen, weil es mit Anwerbeversuchen westlicher Geheimdienste rechnete. Zwar blieben diese aus, aber man hielt Kahane für unzuverlässig und verbot ihr jahrelang weitere Auslandsaufenthalte.<ref name="Kölsch">Bayerischer Rundfunk, alpha-Forum, 1. April 2014: [https://www.br.de/fernsehen/ard-alpha/sendungen/alpha-forum/anetta-kahane-gespraech-100.html ''Anetta Kahane im Gespräch mit Jochen Kölsch'']</ref> Nach Angaben ihres Führungsoffiziers soll sie „Personen belastet“ haben; ob den Betroffenen daraus Schaden entstand, zeigen die MfS-Akten nicht.<ref name="Rogalla">Thomas Rogalla (Berliner Zeitung, 2. Februar 2003): [http://www.berliner-zeitung.de/eine-stasi-debatte--die-nicht-beendet-wurde-16532176 ''Eine Stasi-Debatte, die nicht beendet wurde.'']</ref> Sie soll Dutzende Personen aus ihrem Umfeld bespitzelt haben, darunter Künstler, einen ZDF-Reporter, Westberliner Studenten und in der DDR lebende Ausländer.<ref name="UweMüller">Uwe Müller (Die Welt, 25. September 2007): [https://www.welt.de/politik/deutschland/article1212415/Birthler-Behoerde-liess-Stasi-Spitzel-einladen.html ''Birthler-Behörde ließ Stasi-Spitzel einladen.'']</ref>

Von 1974 bis 1982 führte das MfS sie als ''IM Victoria''. Sie sollte laut Akten vor allem das DDR-Bild westlicher Diplomaten in Ostberlin erkunden und dazu Kontakte zu ihnen knüpfen. Dabei beobachtete das MfS sie ohne ihr Wissen, weil es mit Anwerbeversuchen westlicher Geheimdienste rechnete. Zwar blieben diese aus, aber man hielt Kahane für unzuverlässig und verbot ihr jahrelang weitere Auslandsaufenthalte.<ref name="Kölsch">Bayerischer Rundfunk, alpha-Forum, 1. April 2014: [https://www.br.de/fernsehen/ard-alpha/sendungen/alpha-forum/anetta-kahane-gespraech-100.html ''Anetta Kahane im Gespräch mit Jochen Kölsch'']</ref> Nach Angaben ihres Führungsoffiziers soll sie „Personen belastet“ haben; ob den Betroffenen daraus Schaden entstand, zeigen die MfS-Akten nicht.<ref name="Rogalla">Thomas Rogalla (Berliner Zeitung, 2. Februar 2003): [http://www.berliner-zeitung.de/eine-stasi-debatte--die-nicht-beendet-wurde-16532176 ''Eine Stasi-Debatte, die nicht beendet wurde.'']</ref>

Nach dem Diplomabschluss arbeitete Kahane als Portugiesischlehrerin an der [[Humboldt-Universität]], dann als freie [[Literaturübersetzer]]in.<ref>Der Tagesspiegel, 10. Oktober 2002: [http://www.tagesspiegel.de/berlin/sechs-jahre-im/353374.html ''Sechs Jahre IM'']</ref> 1979 durfte sie als Übersetzerin nach [[São Tomé]] und [[Príncipe]] (Westafrika) reisen, 1982 nach [[Mosambik]]. Bei diesen Reisen erlebte sie die vorgebliche „sozialistische Bruderhilfe“ als rassistischen und paternalistischen Umgang der DDR-Vertreter mit der Bevölkerung. So wandelte sie sich zur Gegnerin der DDR und beschloss, die [[Inoffizieller Mitarbeiter|IM-Tätigkeit]] aufzukündigen. Nach ihrer Rückkehr in die DDR brach sie die Zusammenarbeit mit dem MfS ab. Sie wurde sofort von der [[Reisekader]]liste gestrichen, verlor ihre Anstellung an der Universität und erhielt nur noch eingeschränkt Übersetzungsaufträge.<ref name="Kölsch" /> Ihr erster Ausreiseantrag 1982 wurde abgelehnt. [[Peter Schneider (Schriftsteller)|Peter Schneider]] zufolge wurde das Versagen des ostdeutschen Antifaschismus von nun an ihr Leitmotiv.<ref>Peter Schneider: ''Anetta Kahane and the Amadeu Antonio Foundation'', S. 219.</ref> 1986 stellte sie erneut einen Ausreiseantrag und verließ die DDR.<ref name="Rogalla" /> In ihrer Autobiografie von 2004 berichtet sie ausführlich über ihre Stasi-Tätigkeit und ihren Bruch mit der DDR.<ref>Klaus Pokatzky (Deutschlandradio Kultur, 6. Juni 2016): [http://www.deutschlandradiokultur.de/anetta-kahane-unbeirrbares-engagement-gegen-rechten-hass.970.de.html?dram:article_id=356256 ''Anetta Kahane. Unbeirrbares Engagement gegen rechten Hass'']; Martin Jander ([[HaGalil]], 18. Juli 2004): [http://buecher.hagalil.com/rowohlt/kahane.htm ''Anetta Kahane über verdrängten Nationalsozialismus und Rassismus in der DDR.'']</ref>