„Anetta Kahane“ – Versionsunterschied – Wikipedia


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== Ausbildung und Berufstätigkeit bis 1990 ==

1973 machte Kahane Abitur. Sie begann anschließend ein Volontariat in der Lateinamerika-Redaktion des Senders [[Radio Berlin International]], bei dem auch ihre Freundin Dominique arbeitete, die kurz danach bei dem Versuch, in den Westen zu fliehen, verhaftet wurde.<ref>Anetta Kahane: ''Ich sehe was, was du nicht siehst'', S. 59.</ref> Das [[Ministerium für Staatssicherheit]] (MfS) der DDR verhörte Kahane als mögliche Mitwisserin der Flucht. Dabei willigte sie in den Vorschlag ein, Informationen über westliche Ausländer in Ostberlin zu sammeln.<ref>Anetta Kahane: ''Ich sehe was, was du nicht siehst'', S. 65–69.</ref> Ab Herbst 1974 studierte sie [[Lateinamerikanistik]] an der [[Universität Rostock]]. Von 1974 bis 1982 führte das MfS sie als ''IM Victoria''. Sie sollte laut Akten vor allem das DDR-Bild westlicher Diplomaten in Ostberlin erkunden und dazu Kontakte zu ihnen knüpfen. DabeiIn beobachteteeinem dasInterview MfSerklärte Kahane 2014, dass sie vom MfS ohne ihr Wissen beobachtet worden sei, weil esdas MfS mit Anwerbeversuchen westlicher Geheimdienste rechnete. Zwar bliebenseien diese ausausgeblieben, aber man hieltlaut Kahane lauthielt das MfS-Akteneinträgen sie für unzuverlässig und verbothätte ihr deshalb jahrelang weitere Auslandsaufenthalte verboten.<ref name="Kölsch">Bayerischer Rundfunk, alpha-Forum, 1. April 2014: [https://www.br.de/fernsehen/ard-alpha/sendungen/alpha-forum/anetta-kahane-gespraech-100.html ''Anetta Kahane im Gespräch mit Jochen Kölsch'']</ref><ref name="Enbergs-Gutachten" /> Nach Angaben ihres Führungsoffiziers soll sie „Personen belastet“ haben; ob den Betroffenen daraus Schaden entstand, zeigen die MfS-Akten nicht.<ref name="Rogalla">Thomas Rogalla (Berliner Zeitung, 2. Februar 2003): [http://www.berliner-zeitung.de/eine-stasi-debatte--die-nicht-beendet-wurde-16532176 ''Eine Stasi-Debatte, die nicht beendet wurde.'']</ref> Sie soll Dutzende Personen aus ihrem Umfeld bespitzelt haben, darunter Künstler, einen ZDF-Reporter, Westberliner Studenten und in der DDR lebende Ausländer.<ref name="UweMüller">Uwe Müller (Die Welt, 25. September 2007): [https://www.welt.de/politik/deutschland/article1212415/Birthler-Behoerde-liess-Stasi-Spitzel-einladen.html ''Birthler-Behörde ließ Stasi-Spitzel einladen.'']</ref>

Nach dem Diplomabschluss arbeitete Kahane als Portugiesischlehrerin an der [[Humboldt-Universität zu Berlin]], dann als freie [[Übersetzer|Literaturübersetzerin]].<ref>Der Tagesspiegel, 10. Oktober 2002: [http://www.tagesspiegel.de/berlin/sechs-jahre-im/353374.html ''Sechs Jahre IM'']</ref> 1979 durfte sie als Übersetzerin nach [[São Tomé und Príncipe]] (Westafrika) reisen, 1982 nach [[Mosambik]]. Bei diesen Reisen erlebte sie die vorgebliche „sozialistische Bruderhilfe“ als rassistischen und paternalistischen Umgang der DDR-Vertreter mit der Bevölkerung. Darin erkannte sie das Versagen und die Verlogenheit des staatlich verordneten Antifaschismus. So wurde sie zur Gegnerin der DDR und beschloss, die [[Inoffizieller Mitarbeiter|IM-Tätigkeit]] aufzukündigen. Nach ihrer Rückkehr in die DDR brach sie die Zusammenarbeit mit dem MfS ab.<ref name="PS231ff">Peter Schneider: ''Anetta Kahane und die Amadeu Antonio Stiftung.'' In: Peter Schneider: ''An der Schönheit kann's nicht liegen'', München 2016, S. 231–233</ref> Sie wurde von der [[Reisekader]]liste gestrichen, verlor ihre Anstellung an der Universität und erhielt nur noch eingeschränkt Übersetzungsaufträge.<ref name="Kölsch" /> 1986 stellte sie einen Ausreiseantrag,<ref name="Pokatzky">Klaus Pokatzky (Deutschlandradio Kultur, 6. Juni 2016): [http://www.deutschlandradiokultur.de/anetta-kahane-unbeirrbares-engagement-gegen-rechten-hass.970.de.html?dram:article_id=356256 ''Anetta Kahane. Unbeirrbares Engagement gegen rechten Hass'']</ref> der nicht bewilligt wurde.<ref name="PS231ff" /> Der Antrag bewirkte nach ihren Angaben jedoch erhebliche Konflikte mit ihren Eltern und berufliche Nachteile für ihren Freund: Die SED habe ihn ausgeschlossen, ihm seinen Forschungsauftrag entzogen und seine Entlassung betrieben.<ref>Anetta Kahane: ''Ich sehe was, was du nicht siehst: meine deutschen Geschichten.'' 2004, S. 138–140</ref>