„Anton Zischka“ – Versionsunterschied – Wikipedia


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Der Leipziger [[Goldmann Verlag]] verdankte seinen Aufstieg in den 1930er Jahren maßgeblich dem Erfolg von und mit Zischkas Bestsellern.<ref name="DeutschesMuseum"/> Im Unterschied zum in Deutschland lebenden Romanautor [[Karl Aloys Schenzinger]], einem weiteren „(Rohstoff-) Bestseller des 3. Reiches“<ref name = "Laak"/> blieb Zischka in Spanien und beim Sachbuchformat und war als Schriftsteller auch international sehr erfolgreich. Einen Förderer im NS-Regime suchte und fand der bei den NS-Granden nicht unumstrittene Zischka in [[Fritz Todt]]. Dieser führte unter anderem „Wissenschaft bricht Monopole“ (von 1936) als Schulbuch bzw. Pflichtlektüre in den Realschulen ein, das Buch wurde aber auch in 18 Sprachen übersetzt und verkauft.<ref name="Laak">[{{Toter Link | inline=ja | date=2019-03-27 | url=http://www2.hu-berlin.de/sachbuchforschung/html/nonfiktion_laak.pdf}} Aufsatz von Dirk von Laak zu Zischka]</ref> Zischka erklärt dabei wie auch im 1939 erschienenen „Ölkrieg“ Kriege und bewaffnete Konflikte als Auseinandersetzung um (ungleich verteiltes) Land und Rohstoffe. Er stellte demgegenüber technische Entwicklungen aus Deutschland wie etwa die Kohleverflüssigung oder die Ammoniaksynthese ([[Haber-Bosch-Verfahren]]) als mögliche globale Friedensstifter dar. Darüber hinaus wurde dem „raffenden Kapitalismus“ britischer wie amerikanischer Prägung die schaffende „[[Volksgemeinschaft]]“ als größte und wichtigste „Synthese“ einer „neuen Zeit“ gegenübergestellt. Diese gehe im Gegensatz zum „amerikanischen [[Monopolkapitalismus]]“ in friedliebender „organischer“ sowie „planmäßiger“ Ausrichtung auf das „[[Gemeinwohl]]“ vor und teile ihre technischen Errungenschaften bereitwillig mit anderen. Einer englisch orientierten demokratischen Öffentlichkeit, einer von [[Massenmedien]] und parteipolitischen Auseinandersetzungen bestimmten Gesellschaft setzt er eine organische Synthese, sein Ideal einer auf Basis einer breiten parteiübergreifenden Massenbewegung und nach technokratischen Effizienzkriterien autoritär geführten Gemeinschaft entgegen.

Zischka bediente damit nicht nur damals weitverbreitete deutsche Sehnsüchte<ref>{{Webarchiv|url=http://www.konservativ.de/buch/groth.htm |wayback=20071122230028 |text=Jens Reich' Ökorat als Beispiel für grüne Autoritätssehnsüchte}} |archiv-bot=2023-03-07abgerufen 14:02:14am InternetArchiveBot16. }}Mai 2023</ref> mit einem zutiefst deutschen, aber nicht vorrangig unter NS-Vorzeichen zu betrachtendem Gegensatzpaar. Er vermittelte auch im Ausland vor dem Krieg ein vergleichsweise friedlich-technokratisches Bild des „[[Drittes Reich|Dritten Reiches]]“<ref name = "Laak"/> Er beantragte allerdings am 20. Juli 1940 die Aufnahme in die [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] und wurde am 1. Dezember aufgenommen (Mitgliedsnummer 8.127.933).<ref>Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/50610354</ref> Er war zudem Mitglied der Auslandsorganisation der [[Deutsche Arbeitsfront|Deutschen Arbeitsfront]] gewesen, hatte die auf Mallorca stationierte [[Legion Condor]] geschult und deutsche Regierungsstellen mit Geheimberichten über die politische Situation in Spanien informiert.<ref name = "Laak"/><ref>Heike Weber: Technikkonzeptionen in der populären Sachbuchliteratur des Nationalsozialismus. Die Werke von Anton Zischka, in: Technikgeschichte, Bd. 66, Heft 3/1999, S. 205–236.</ref> Zudem scheute er nicht davor zurück, antisemitische Propaganda zu veröffentlichen, und behauptete etwa, die „jüdische Finanzwelt“ wolle die deutsche Wirtschaft „vernichten“.<ref>zit. nach Timm Ebner: ''„Das letzte ungelöste Problem Afrikas“. Anton Zischkas Darstellung des Abessinienkrieges 1935 zwischen ‚Achse‘, ‚Anschluss‘ und Zweitem Weltkrieg'', in: Österreich. Geschichte, Literatur, Geographie, hrsg. vom Institut für Österreichkunde ÖGL 60 (2016), S. 182–196, hier S. 195.</ref> Zischka gelang es nach dem Krieg, nach einem zwischenzeitlichen Schreibverbot im Spanien Francos sich (wieder) auf dem deutschen Buchmarkt als unpolitischer<ref name = "Laak"/>, dem Frieden verbundener Anhänger einer [[Technokratie]] zu positionieren.

== Wiederaufnahme der Schriftstellertätigkeit nach 1945 ==

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== Rezeption ==

Zischkas enormer Erfolg als Sachbuchautor ist nicht nur auf einen fesselnden Schreibstil und die unter hohem persönlichen Einsatz recherchierten Fakten zurückzuführen. Es gelang ihm auch, zentrale Themen und Trends (zum Beispiel [[Energieversorgung]]) frühzeitig zu erkennen und mit Berichten aus globalen Brennpunkten so provokant wie für breite Kreise verständlich darzustellen.<ref name = "Laak"/> Seine journalistische Vorgehensweise hat sehr unterschiedliche Nachfolger gefunden, genauso wie seine Argumentationen in breiten Bereichen des deutschen politischen Spektrums nachwirken. Ein Beispiel dafür ist die Aufnahme von Zischkas Paradigmen des [[Dollarimperialismus]]<ref name="Dollar">{{Webarchiv|url=http://www.subventionsberater.de/gier/zischkai.html |wayback=20071026090834 |text=Über Zischkas Buch "Der Dollar, Glanz und Elend der Weltwährung"}} |archiv-bot=2018-08-26abgerufen 04:25:13am InternetArchiveBot16. }}Mai 2023</ref> im Bereich der Antiglobalisierungsbewegung wie des Ölkriegs bei der Friedens- und Umweltbewegung.<ref name = "Breidecker">[http://conne-island.de/nf/99/32.html Volker Breidecker: Halt rein unsern Saft. Der aktuelle Slogan „Blut für Öl“ hat eine dunkle Geschichte], in: Süddeutsche Zeitung vom 24. Januar 2003.</ref><ref>so bei Sachbuchtiteln wie die dem [[Bürgerrechtsbewegung Solidarität|Büso]] nahen Journalisten [[F. William Engdahl]] in „Mit der Ölwaffe zur Weltmacht“, dem ehemaligen [[FPÖ]]-Europaabgeordneten [[Hans Kronberger]], in „Blut für Öl“, samt Vorwort des SPD-Solarexperten [[Hermann Scheer (Politiker, 1944)|Hermann Scheer]], dem früheren CDU-Mitglied und Vorreiter der [[Friedensbewegung]] [[Franz Alt (Journalist)|Franz Alt]] und seinem „Krieg um Öl oder Frieden durch die Sonne“</ref> Die Aufnahme des Ölkriegsparadigmas durch die Friedensbewegung der 1990er Jahre wird verschiedentlich auch als Wiederaufnahme und Fortwirken klassisch antiamerikanischer Ressentiments<ref>[[Sebastian Voigt]]: {{Webarchiv|url=http://www.rote-ruhr-uni.com/texte/voigt_antiamerikanismus.pdf |wayback=20090105220313 |text=1/24, 8. Januar 2006, Antiamerikanismus, Referat |archiv-bot=2023-03-07 14:02:14 InternetArchiveBot }} (PDF; 163&nbsp;kB), gehalten auf der Ferienakademie der Rosa-Luxemburg-Stiftung im September 2005; abgerufen am 16. Mai 2023</ref><ref>[[Dan Diner]] Feindbild Amerika. Über die Beständigkeit eines Ressentiments Berlin: Propyläen, 2002 ISBN 3-549-07174-4</ref><ref>[[Dan Diner]] Der Krieg der Erinnerungen und die Ordnung der Welt Rotbuch, Berlin 1991</ref> gesehen.

[[Dan Diner]] sieht ähnlich wie bei Zischka in der Friedens- und Antiglobalisierungsbewegung die Gegenüberstellung der vorgeblichen Ölgier einer angloamerikanisch bzw. israelisch konnotierten [[Plutokratie]] mit einer friedlichen europäischen technokratischen Vision.<ref name="Diner">Dan Diner: [http://library.fes.de/gmh/main/pdf-files/gmh/1991/1991-03-a-140.pdf ''Blut und Öl. Über Traditionen politischer Kultur''], in: ''[[Gewerkschaftliche Monatshefte]]'', Heft 3/1991, S. 140–145.</ref>

== Werke (in Auswahl) ==

* ''Der Kampf um die Weltmacht Baumwolle'', Goldmann, Leipzig 1935<ref>2 Rezensionen: 1. ''Die wirtschaftliche Einsicht, die das Werk vermittelt, stärkt unser politisches Wollen.'' aus: Saarbrücker Landeszeitung 29. April 1935; -- 2. ''...im Hinblick auf Deutschlands Kampf um seine textile Rohstoffversorgung gewinnt dieses Buch ganz besondere Bedeutung...'' Deutsche Wirker-Zeitung 2. Mai 1935. -- {{Webarchiv|url=http://www2.hu-berlin.de/sachbuchforschung/CONTENT/SBDB/pix/PDF/Zischka-Baumwolle-Inhalt.pdf |wayback=20120201013024 |text=Vorwort (PDF; 469 kB)}} |archiv-bot=2022-10-04abgerufen am 05:50:16. InternetArchiveBotMai }}2023</ref>

* ''Abessinien. "Das letzte ungelöste Problem Afrikas"'', ebd. 1935<ref>{{Webarchiv|url=http://www2.hu-berlin.de/sachbuchforschung/CONTENT/SBDB/pix/PDF/Zischka-Abessinien-Inhalt.pdf |wayback=20120201013027 |text=Vorwort, Literatur, Inhaltsverzeichnis, Auszug |archiv-bot=2022-10-04 05:50:16 InternetArchiveBot }} (PDF; 1,8&nbsp;MB); abgerufen am 16. Mai 2023</ref>

* als Thomas Daring: ''Ausbeuter der Natur.'' Goldmann, Lpz. u.&nbsp;a. 1935 [http://www2.hu-berlin.de/sachbuchforschung/CONTENT/SBDB/pix/PDF/Daring-Ausbeuter-Inhalt.pdf Inhaltsverzeichnis, Vorwort, Kap. 1]<ref>grobe Inhaltsangabe in der Verlagsankündigung, Wiedergabe beim Abessinien-Titel, PDF-Datei, dort vorletzte seite</ref>

* als Rupert Donkon: ''Die Auferstehung Arabiens. [[Ibn Saud]]s Weg und Ziel.'' ebd. 1935<ref>Verlagsank. mit grobem Inhalt auf der letzten Seite der PDF-Datei zum Abessinien-Titel</ref>

* ''Japan in der Welt. Die japanische Expansion seit 1854.'' Goldmann ebd. 1936, völlig überarb. & vermehrt 1937, 1938

* ''Italien in der Welt.'' Goldmann ebd. 1937, überarb. & ergänzt 1938

* ''Wissenschaft bricht Monopole. Der Forscherkampf um neue Rohstoffe und neuen [[Lebensraum]].'' Goldmann, Leipzig 1936<ref>Klappentext: ''...was hier in Jahren ... zusammengetragen wurde, war seit der Verkündigung des zweiten deutschen [[Vierjahresplan]]s mehr geworden als nur ein Wirtschaftsbericht. Das wurde zum technischen und weltpolitischen Hintergrund eines Riesenprogramms, das nicht nur den Weg zur deutschen Unabhängigkeit, sondern zum Frieden überhaupt, das den Weg aus einer Welt der Angst und Not in eine Welt des Selbstbewußtseins und des Reichtums zeigen sollte...'' Das [[Deutsches Historisches Museum|DHM]] zum Vierjahresplan: ''Hitlers geheime Denkschrift vom August 1936 zum "Vierjahresplan" umriß programmatisch das Ziel, Wirtschaft und Armee innerhalb von vier Jahren in Kriegsbereitschaft zu versetzen.''[http://www.dhm.de/lemo/html/nazi/wirtschaft/vierjahres/index.html (online)] Ferner: ''...auch über die Grenzen des Deutschen Reiches hinaus Verständnis für den Vierjahresplan erweckt zu haben.'' aus NSDAP: Der Schulungsbrief. --''Geeignet, ein Hausbuch des zeitbewußten Deutschen zu werden.'' von: Reichssender Leipzig. -- Inhaltsverzeichnis: {{Webarchiv|url=http://www2.hu-berlin.de/sachbuchforschung/CONTENT/SBDB/pix/PDF/Zischka-Oelkrieg-Inhalt.pdf |wayback=20120201013031 |text=(PDF; 1,6 MB)}}; |archiv-bot=2022-10-04abgerufen am 05:50:16. InternetArchiveBotMai }}2023</ref>

* ''Brot für 2 Milliarden Menschen. Der Kampf um die Nahrung der Welt'', Wilh. Goldmann, Leipzig 1938

* ''Ölkrieg. Wandlung der Weltmacht Öl'', Goldmann, Leipzig 1939

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* ''Die Auferstehung Arabiens'', 1942

* ''Asien. Hoffnung einer neuen Welt. Pläne und Möglichkeiten der neutralen Hälfte der Menschheit.'' [[Stalling-Verlag|Oldenburger Verlagshaus (vorm. Gerhard Stalling)]], 1950<ref>zum NS-Verlag siehe folgenden Titel mit Anm. – Mit neutraler Hälfte meint Z.: Unabhängig von Ost und West. Er phantasiert hier schon so etwas wie die spätere [[Dritte Welt|Dritte-Welt]]-Bewegung herbei.</ref>

* ''Afrika. Europas Gemeinschaftsaufgabe Nr. 1'' Gerhard Stalling, Oldenburg 1951<ref>G. Stalling war ein Militaria- und SS-Verlag, mit rechtsradikaler Haupttendenz auch nach 1945, siehe [http://www.stachel.de/99.03/3STALLIN.html Der geistige Niederschlag der nationalen Wiedergeburt]. --Inhaltsverzeichnis des Buches: {{Webarchiv|url=http://www2.hu-berlin.de/sachbuchforschung/CONTENT/SBDB/pix/PDF/Zischka-Afrika-Inhalt.pdf |wayback=20120201013035 |text=(PDF; 351 kB)}}; |archiv-bot=2022-10-04abgerufen am 05:50:16. InternetArchiveBotMai }}2023</ref>

* ''Die Welt bleibt reich'', 1952

* ''Befreite Energie – Der Menschheitskampf um die Nutzung der Naturkräfte''. Karl Marklein-Verlag, Düsseldorf 1953