„Aquakultur“ – Versionsunterschied – Wikipedia


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=== Geschlossene Kreislaufsysteme ===

Seit einigen Jahrzehnten wird versucht, sogenannte geschlossene Kreislaufanlagen zu betreiben, um von Umwelteinflüssen und vom hohen Wasserverbrauch möglichst unabhängig zu werden. Viele Anlagen wurden jedoch wieder geschlossen wegen der kostenintensiven Wasseraufbereitung und dem daran gekoppelten hohen Energieverbrauch sowie wegen mangelnder Stabilität der erreichten Wasserbeschaffenheit. Dieses Problem scheint allerdings langsam gelöst zu sein. So wurde nun ein Kultursystem entwickelt, das die gesamte Wasseraufbereitung im Tank integriert durchführt, das ''integriert-rezirkulierende Aquakultur-System (IRAS)''.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.agintec.de/situation.aspx |titel=Agintec: Situation |hrsg=AGINTEC GmbH, Homburg/Saar |archiv-url=https://web.archive.org/web/20111013124545/http://www.agintec.de/situation.aspx |archiv-datum=2011-10-13 |abruf=2011-07-17}}</ref> Dadurch wird der Energiebedarf minimiert und Kosten gesenkt. Die benötigte Wärmeenergie steht an vielen Orten, zum Beispiel durch [[Biogasanlage]]n, ungenutzt zur Verfügung. Durch derartige Systeme wird es in Zukunft möglich sein, Fischprodukte ökonomisch an nahezu jedem Ort der Welt herzustellen. Im September 2018 wurde in der [[Schweiz]] zum ersten Mal Lachs aus einer Kreislaufanlage in [[Lostallo]] geerntet.<ref>{{Internetquelle |autor=Simona Caminada |url=https://www.srf.ch/news/schweiz/schweizer-premiere-erste-lachse-aus-lostallo |titel=Schweizer Premiere: Erste Lachse aus Lostallo |werk=[[Schweizer Radio und Fernsehen|srf.ch]] |datum=2018-09-21 |abruf=2018-09-27}}</ref> Nach den Richtlinien der [[Ökologische Aquakultur|ökologischen Aquakultur]] dürfen Kreislaufanlagen nicht für die Fischhaltung, sondern nur für Brutstationen oder für die Erzeugung von ökologischen Futterorganismen genutzt werden.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.praxis-agrar.de/tier/fische/oekologische-aquakultur/ |titel=Ökologische Aquakultur| |werk=praxis-agrar.de |hrsg=Bundesinformationszentrum Landwirtschaft in der [[Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung|BLE]] |abrufoffline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20210506101336/https://www.praxis-agrar.de/tier/fische/oekologische-aquakultur/ |archiv-datum=2021-05-0906 |abruf=2024-07-11}}</ref>

==== Aquaponik ====

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* [[Atlantischer Lachs]] (''Salmo salar'')<ref>[https://www.fao.org/fishery/docs/CDrom/aquaculture/I1129m/file/en/en_atlanticsalmon.htm ''Cultured Aquatic Species Fact Sheet. Salmo salar (Linnaeus, 1758)''] [[Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen]], abgerufen am 27. Oktober 2023</ref>

* [[Pazifische Lachse|Pazifischer Lachs]] (''Oncorhynchus'' sp.)<ref>[https://www.fao.org/fishery/en/openasfa/3e4fe791-4846-46df-8cd9-02a7e5e54deb ''Fisheries and Aquaculture. Pacific Salmon''] [[Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen]], abgerufen am 27. Oktober 2023</ref>

* [[Buntbarsche]] ([[Tilapia (Gattung)|Tilapia]]<ref name="FISCH" />, insbesondere der [[Oreochromis niloticus|Nil-Buntbarsch]] ''Oreochromis niloticus'')<ref name="TIL">[https://www.aquakulturinfo.de/tilapia ''Tilapia. Oreochromis niloticus''] Aquakulturinfo, abgerufen am 27. Oktober 2023</ref>

* [[Riesenbarsche]] (wie der Barramundi ''Lates calcarifer''<ref name="FISCH" />)

* [[Streifenbarsch]] (Kreuzung: ''[[Morone saxatilis]]'' x ''M. chrysops'')

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[[Datei:Steelhead2.jpg|mini|Regenbogenforelle]]

Die raschwüchsigen [[Regenbogenforelle]]n (''Oncorhynchus mykiss'') sind von großer Bedeutung in der Aquakultur und werden hauptsächlich in sauerstoffreichen Teichen der Mittelgebirge und Süddeutschland gehalten.<ref>[[Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung]] – BLE (Hrsg.): [http://www.genres.de/fileadmin/SITE_GENRES/downloads/poster/18_Aquakultur.pdf ''Agrobiodiversität in Deutschland erhalten und nachhaltig nutzen – Hochwertige Fische aus der Aquakultur'']{{Toter Link |date=2024-03 |fix-attempted=1 |url=http://www.genres.de/fileadmin/SITE_GENRES/downloads/poster/18_Aquakultur.pdf |datechecked=2019-08Sailorsfriend |botlauf=deadurl}} (PDF, 180&nbsp;kB).</ref> Regenbogenforellen eignen sich sowohl für die [[Teichwirtschaft]] als auch für Durchlauf-, Unterwasser-, Silo- und Rinnenanlagen mit höherem Technologieeinsatz. Aus der im 19. Jh. von Max von Born eingeführten amerikanischen Regenbogenforelle haben sich im Lauf der Jahre in Deutschland verschiedene Rassen der einzelnen Züchter herausgebildet, die sich hinsichtlich in Laichzeitpunkt, Wachstumsgeschwindigkeit und Körperbau unterscheiden. Im Forschungsinstitut für Biologie landwirtschaftlicher Nutztiere (FBN) im mecklenburgischen Dummerstorf<ref>{{Internetquelle |url=https://www.fbn-dummerstorf.de/ |titel=Forschungsinstitut für Nutztierbiologie (FBN) |abruf=2022-08-05}}</ref> untersuchen Molekularbiologen im Projekt DIREFO (Different resistente Regenbogenforellen) die genetische und immunologische Variabilität von Forellenrassen hinsichtlich ihrer Reaktion auf abiogene Stressfaktoren.<ref name="ulafo209">{{Internetquelle |autor=ThB |url=http://schattenblick.net/infopool/umwelt/landwirt/ulafo209.html |titel=SCHATTENBLICK |sprache=de |abruf=2022-08-05}}</ref> Ziel war es, widerstandsfähige Stämme zu isolieren, welche in einer stressigen Umgebung wie den Hälterbecken offener Anlagen mit hoher Besatzdichte, weniger krankheitsanfällig sind und größere Temperaturschwankungen vertragen. Ergebnis dieser Züchtung ist die Regenbogenforellenlinie „Born“. Born-Forellen tolerieren höhere Salzgehalte im Wasser (Brackwasser), sind auch bei hoher Besatzdichte wenig stress- und krankheitsanfällig und haben insgesamt eine höhere [[Fitness]] als vergleichbare Regenbogenforellenrassen. Die Energiebilanz der Born-Linie ist zugunsten der Stressverarbeitung verschoben, dennoch weist das Fleisch kaum qualitative Einbußen auf.

Regenbogenforellen mit [[Triploidie|triploidem Gensatz]] weisen die höchsten Wachstumsraten auf und erreichen schnell ihre Endgröße. Besonders in [[Kanada]] und [[Dänemark]] wurde züchterisch an triploiden Forellen gearbeitet. Triploide Forellen liefern eine signifikant höhere Schlachtkörperausbeute.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.zuechtungskunde.de/Artikel.dll/5_MTE1NzI0OA.PDF |titel=Vergleich der Mastleistung und Schlachtkörperzusammensetzung... |werk=zuechtungskunde.de |format=PDF; 552&nbsp;kB |abruf=2022-08-05}}</ref>

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Vorteile von Aquakulturen gegenüber traditionellem Fischfang liegen einerseits in niedrigeren Preisen (der Preis für Lachs aus Aquakulturen hat sich seit dem Beginn der 1980er-Jahre um etwa 80 % reduziert) und in dem kontinuierlichen und planbaren Aufkommen. Während beispielsweise das Aufkommen von wildem Lachs starken Schwankungen unterliegt, ist der Ertrag aus Aquakulturen gleichmäßiger und leichter zu prognostizieren, was es Supermärkten erleichtert, die Fische in ihr Angebot zu integrieren.<ref name="Econ1" />

Stand 2021 züchtetzüchtete die Aquakulturindustrie etwa die Hälfte des weltweiten Fischbedarfs und istwar – mit einem Wert von mehr als 260 Milliarden Dollar – das am schnellsten wachsende Segment der globalen Nahrungsmittelproduktion.<ref name=":0">{{Internetquelle |autor=Ian Urbina |url=https://www.spiegel.de/ausland/gambia-chinas-trawler-fischen-afrikas-kuesten-leer-fuer-unseren-lachs-aus-norwegen-a-8e9559d1-13ca-453a-a6e8-51eea97e49ab |titel=Chinas Trawler fischen Afrikas Küsten leer – für unseren Lachs aus Norwegen |werk=Der Spiegel |abruf=2021-05-10 |sprache=de}}</ref> 2022 wurden dann zum ersten Mal mehr Fische und Meerestiere in Aquakulturen gezüchtet, als wild gefangen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.srf.ch/news/wirtschaft/neuer-uno-bericht-fischzucht-ueberholt-mengenmaessig-erstmals-wildfang |titel=Neuer UNO-Bericht – Fischzucht überholt mengenmässig erstmals Wildfang |werk=srf.ch |datum=2024-06-08 |abruf=2024-06-08}}</ref>

== Gesundheitliche Folgen für die Fische ==

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Für [[Pazifische Lachse]] der Gattung ''Oncorhynchus'' wurde nachgewiesen, dass sich das aus [[Atlantischer Ozean|atlantischen]] Aquakulturen stammende ''Piscine Orthoreovirus-1'' (PRV-1) unter [[Pazifischer Ozean|pazifischen]] Wildpopulationen verbreitet hat.<ref>Gideon J. Mordecai et al.: ''Aquaculture mediates global transmission of a viral pathogen to wild salmon.'' In: ''Science Advances.'' Band 7, Nr. 22, 2021, eabe2592, [[doi:10.1126/sciadv.abe2592]]. <br />[https://www.eurekalert.org/news-releases/548610 ''Salmon virus originally from the Atlantic, spread to wild Pacific salmon from farms: Study.''] Auf: ''eurekalert.org'' vom 26. Mai 2021.</ref>

== Siehe auch ==

* [[Ökologische Aquakultur]]

* [[Stephan Ludwig Jacobi]] (1711–1784) Erfinder der künstlichen Fischzucht

* [[Hydrokultur]]

* [[Norwegisches Aquakulturcenter]]

* [[Salmon Eye]]

== Literatur ==