„Avatamsaka-Sutra“ – Versionsunterschied – Wikipedia


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[[Datei:Huayan.jpg|thumbmini|Seite des Huayanjing]]

Das '''Avatamsaka-Sutra''' ([[Sanskrit|skt.]] ''Avataṃsaka-sūtra''; {{zh|v=华严经|t=華嚴經|p=Huayanjing|w=Hua-yen ching|b=Blumengirlanden-Sutra}}; [[Hangeul|hgl.]] 화엄경, ''Hwaeom gyeong''; [[Japanische Schrift|jap.]] {{lang|ja-Hani|華厳経}}, ''Kegon-kyō''; [[Vietnamesische Sprache|viet.]] ''Hoa nghiêm kinh''; [[Umschrift nach Wylie|tib.]]: ''Mdo phal po che''), im Deutschen auch als ''Hua-Yen-Sutra'' oder ''Kegon-Sutra'' bezeichnet, ist eines der umfangreichsten [[Buddhismus|buddhistischen]] [[Mahayana-Sutras]].

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Der Teil "10 Stufen" (Dasabhumika) hat bereits vorher als Sutra in Indien existiert. Es wird angenommen, dass es von der Lokattaravadin-Schule stammt. Der Text enthält bereits zentrale Aussagen des Avatamsaka-Sutra über den Weg des [[Bodhisattva]] und über die Ansicht, dass die Welt nur Geist sei. Es besteht daher Grund zur Annahme, dass dieser Text eine wichtige Inspiration für die weiteren Teile und das Gesamtwerk des Avatamsaka-Sutra war. Das Dasabhumika ist eine Schrift, die auch von der Theravada-Tradition anerkannt wird.

Der andere Teil, der in Sanskrit erhalten ist, ist das letzte Buch des Avatamsaka-Sutra, das "Buch vom Eintreten in den Kosmos der Wahrheit". Dieses sehr umfangreiche Sutra wurde vermutlich im 2. Jahrhundert n. Chr. geschrieben und beschreibt die Reise des Knaben Sudhana auf dem Weg zur Erleuchtung. Dabei begegnet er 53 verschiedenen Lehrern bevor er letztendlich seinen Weg zum Bodhisattva vollendet.

Alle anderen Teile - mit Ausnahme einer Textstelle im ''Siksasamuccaya'' - werden in der indischen Literatur nicht erwähnt. Dieser Umstand sowie die Verwendung von einigen zentralasiatischen und chinesischen Ortsnamen in der chinesischen Übersetzung lassen vermuten, dass große Teile des Sutra außerhalb von Indien entstanden sind.

Vermutlich ist die vollständige Form des Avatamsaka-Sutra in Zentralasien - eventuell in der Region Khotan von einem oder mehreren Autoren verfasst worden. Dabei wurden vermutlich verschiedene bereits vorhandene Sutras zusammengefügt und einige neu geschrieben um Lücken zu füllen.

Dieses Gesamtwerk wurde erstmals zwischen 418 und 420 von [[Buddhabhadra]] in 60 Bänden ins Chinesische übersetzt. Eine weitere Übersetzung erfolgte durch [[Siksananda]] zwischen 695 und 699.

Die Suche des Sudhana, das letzte Buch – das ''Gandavyuha'' – wurde nochmals separat in 40 Bänden übersetzt (795-798). Alle drei Fassungen sind erhalten geblieben und wurden später weiter ins Koreanische und Japanische übersetzt. Die chinesische Übersetzung ist als Hua-Yen-Sutra, die koreanische als [[Hwa Om]] und die japanische Ausgabe als [[Kegon]] Sutra bekannt. Das letzte Kapitel der Übersetzung in 80 Bänden entspricht außerdem dem vierten Sutra der [[Reine-Land-Schule]]. Das tibetische Avatamsaka-Sutra besteht aus 45 Kapiteln und wurde aus dem Sanskrit ins Tibetische übersetzt.

[[Datei:TodaijiDaibutsu0224.jpg|thumbmini|Vairocana-Buddha-Statue im Tempel [[Tōdai-ji]], dem Haupttempel der Kegon-Schule in Japan.]]

== Inhalt ==

Durch den großen Umfang des Avatamsaka-Sutra können hier nur einzelne Themengebiete herausgegriffen und kurz umrissen werden.

=== Allgemeines ===

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Dieses Prinzip drückt die Sichtweise des buddhistischen [[Holismus]] aus. Jeder Gegenstand und jedes Lebewesen existiert nicht isoliert für sich, sondern ist mit allen anderen verbunden und ist selbst in jedem anderen Teil enthalten. Alles ist gegenseitig durchdrungen. Die Kurzform dieses Prinzips lautet: Alles in Einem - Eines in Allem.

Der aus Vietnam stammende buddhistische Mönch [[Thich Nhat Hanh]] prägte für diese gegenseitige Durchdringung den Begriff "Intersein" (engl.englisch interbeing).

[[Datei:Buddha_Vairocana_Mudra.JPG|thumbmini|Die [[Mudra]]s des Buddha [[Vairocana]] drücken das Prinzip "Alles in Einem - Eines in Allem aus"]]

=== Vairocana ===

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=== Der Bodhisattva-Weg ===

Das letzte Buch des Avatamsaka-Sutra beschreibt anhand des Knaben Sudhana den Weg des Bodhisattva. Ausgangspunkt der Reise bildet der erste Lehrer - der Bodhisattva [[Manjushri|Manjusri]], der Sudhana ermutigt, auf seinem Weg voranzuschreiten und sich verschiedenen Lehrern anzuvertrauen.<ref>Vetter, Tilman. {{Webarchiv | url=http://www.buddhismuskunde.uni-hamburg.de/fileadmin/pdf/digitale_texte/Bd9-K04Vetter.pdf | wayback=20131111023634 | text=Der Bodhisattvaweg im Gandavyuhasutra}}, Numata Zentrum für Buddhismuskunde Universität Hamburg, S.63</ref> Auf diesem Weg begegnet er insgesamt 53 verschiedenen Lehrern. Darunter sind sehr unterschiedliche Personen wie z.&nbsp;B. Priester, Ärzte, Frauen, ein Schiffer, Götter und sogar ein Irrlehrer. Von all diesen Lehrern kann Sudhana das lernen, was für die Erreichung der nächsten Stufe auf seinem Weg zum Bodhisattva für ihn notwendig ist. Jeder Lehrer empfiehlt dem Knaben Sudhana das nächste Ziel seiner Reise. Seine Reise führt ihn dabei immer weiter in den Süden. Das kann als Metapher für die Hinwendung zum Licht, also zur Wahrheit, gesehen werden. Eine weitere Interpretation ist, dass durch die Reise in den Süden auch die Entwicklung des Buddhismus innerhalb Indiens symbolisiert wird (der erste große Philosoph des [[Mahayana|„Großen Fahrzeugs“]] war [[Nagarjuna|Nāgārjuna]], der im Süden Indiens geboren wurde) <ref>Torakuzo Doi: „Das Kegon Sutra“; 1. Kapitel: Geschichtliches, Seite 21; Tokyo 1976.</ref>.

So gesehen können die 53 Lehrer von Sudhana auch als die Stufen auf dem Weg des Bodhisattva verstanden werden. Sein letzter Lehrer ist der Bodhisattva [[Samantabhadra]], bei dem er schließlich seinen Weg vollendet. Im Avatamsaka-Sutra steht dazu: ''Er betrachtete die Lebewesen mit dem reinen Weisheitsauge und lebte ruhig in der stillen Leerheit. Er begriff eingehend alles Seiende und tauchte in das tiefe Meer der großen Tugend Buddhas ein. Er vollendete den Weg der Erlösung [...]'' (Buch 34, Eintreten in den Kosmos der Wahrheit)

Die Reise des Knaben Sudhana ist in der buddhistischen Tempelanlage [[Borobudur]] in Indonesien in zahlreichen Reliefs abgebildet.

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== Schulen und Patriarchen ==

Die Übersetzungen des Avatamsaka Sutra wurden in China von verschiedenen Meistern studiert und interpretiert. Eine eigenständige Schule bildete sich erst mit Dushun (chin. 杜順, 557–640). Er wird als erster Patriarch der Hua Yen Schule angesehen. Sein Nachfolger war Zhiyan (chin. 智儼, 602–668). Der dritte Patriarch war [[Fazang]] (chin. 法藏, 643–712). Er war ein Schüler von [[Xuanzang]] und gilt als bedeutendster Gelehrter der Hua Yen Philosophie. Nach seinem Tod galt der Mönch Huiyuan als größter Gelehrter der Hua Yen Schule. Er wurde jedoch nicht als Patriarch anerkannt. Diesen Titel erhielt erst Chengguan (chin. 澄觀, 737–838), der 26 Jahre nach dem Tod Fazangs geboren wurde. Der fünfte Patriarch war Zongmi (chin.: 宗密, 780–841), der auch Meister der Zen bzw. Chan Schule war.

Der Niedergang des Buddhismus begann mit der Regentschaft des chinesischen Kaisers Wu Zong (chin. 武宗, Regentschaft 841-847). Es wurden Klöster zerstört und Schriften verbrannt. Mönche und Nonnen wurden gezwungen ihre Roben abzulegen. Das bedeutete auch den Niedergang der Hua Yen Schule. Nur Schulen die keine schriftliche Grundlage benötigten konnten diese Zeit überdauern - die bekanntesten sind die [[Reine-Land-Schule]] und Chan ([[Zen]]). Das Avatamsaka-Sutra spielte ab dieser Zeit nur mehr eine untergeordnete Rolle, inspirierte andere Schulen, aber konnte sich in China nicht mehr als große Schule etablieren.

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In der mittleren [[Nara-Zeit]] (710-781) gelangte die Hua-Yen-Schule nach Japan wo sie die Bezeichnung [[Kegon-shū|Kegon]] annahm. Deren zweiter Patriarch war [[Rōben]] Sie steht in engem Zusammenhang mit dem [[ritsuryō]]-Buddhismus und der Zentralisierung und Organisation des [[Buddhismus in Japan]]. Der Haupttempel der [[Kegon]]-Schule in [[Japan]] ist [[Tōdai-ji]], den Kaiser [[Shōmu]] als zentrale Instanz der [[Provinztempel]] und der sechs Schulen von Nara errichten ließ. Dort befindet sich auch die weltweit größte Buddha-Bronzestatue (Buddha Vairocana) Kegon konnte sich nach dem Ende der Nara-Zeit gegen die [[Tendai]]- und [[Shingon]]-Schule nicht durchsetzen. Trotzdem ist die Kegon-Schule bis heute lebendig geblieben.

Nach Korea wurde das Avatamsaka-Sutra von Uisang (chin.:義湘, 625-702) gebracht, der gemeinsam mit Fazang ein Schüler von Zhiyan war. In Korea konnte sich daraus die [[Hwa Om|Hwa-Om]]-Schule etablieren, die zur bedeutendsten buddhistischen Schule Koreas wurde. Ab dem 8. Jahrhundert wurde schrittweise [[Zen]] bekannter und bedeutender. Die Hwa Om-Schule wurde von Zen ([[Koreanische Sprache|kor.]] Seon) integriert. Innerhalb von Seon spielt das Avatamsaka-Sutra bis heute eine große Rolle.

== Übersetzungen und Kommentare ==

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Erstmals übersetzt wurde es vom indischen Mönch Buddhabhadra (359-429 in China ab 406; W.-G.:''Fo-t'o-pa-t'o-lo''; jp.: Butsudabatsudara) u.a. in Ch'ang-an zwischen 418 und 420, 34 Kapitel in 60 ''chüan'' (d.&nbsp;h. [[Faszikel]], bzw. Bücher). Bekannt als „die alte Übersetzung“ ({{zh|c=舊經|kurz=}}) bzw. „60 chüan Hua-yen“ oder {{zh|c=晉經|p=jiùjīng|kurz=}} jp.: ''Jin''-Sūtra [Taishō (Sinojapanisch ''Taishō shinshū daizōkyō'')IX, Nr. 278]. Dies ist die Version, die von den ersten drei Patriarchen der [[Huayan zong]] studiert wurde.

Die Kaiserin [[Wu Zetian]], eine Anhängerin und Patronin des 3. Patriarchen [[Fazang]], veranlasste, dass ein vollständiger Text des ''Buddhāvataṃsaka-mahāvaipulya''-Sutra aus [[Hotan|Khotan]] beschafft wurde. Die „neue“ Übersetzung (auch 唐經) besorgte der von dort stammende Mönch Śikṣānanda (652-710; {{zh|c=實叉難陀|w=Shih-ch'a-nan-to|kurz=}}; jp.: Jisshananda) zwischen 695 und 699 in Ch'ang-an in 80 Faszikeln [NJ (Nr. Sinojapanisch ''Nanjio''-Kanonkatalog) 88; Taishō X, Nr. 279]. Die Kaiserin verfasste ein Vorwort, inhaltlich unterscheidet es sich nicht von der „alten Übersetzung“, jedoch sind einige Kapitel bedeutend erweitert. Jap. [[Nara-Zeit]]-Abschriften des langen Textes: Tempyō 10. Jahr, 70 Fasz. [NJ 88], als „Kegon“-Sutra 60 Fasz. aus demselben Jahr. Teilweise auch als ''Hōkō-kyō'' bezeichnet.

Umfangreiche Kommentare existieren u.a. von [[Fazang]] (Fa-tsang), der derer vier schrieb (NJ 1591-93, und 1595). Vom vierten Patriarchen ({{zh|c=澄観|p=Chengguan|kurz=}}, jap.: Chokan; † um 800 oder 839) stammen NJ 1589 und 1590 in 60 bzw. 90 Fasz., weiterhin NJ 1598 und 1639. Sein Nachfolger Tsung-mih (779-840; {{zh|c=淸涼澄觀|kurz=}}), der „große Lehrer vom Kwei“, gab NJ 1596 heraus, dass vom Sektengründer ''Fa-shun'' (= Dushun) verfasst worden war. Unter der mongolischen [[Yuan-Dynastie|Yüan-Dynastie]] (1280–1368) entstand durch P'u-shui noch ein 40-Fasz.-Kommentar (NJ 1622).

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== Quellen ==

<references />

== Literatur ==