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Johann Georg Schanzlin

Johann Georg Schanzlin (* 31. Juli 1810 in Kandern; † 14. Oktober 1881 war ein badischer Politiker, Bürgermeister und Unternehmer der mehrfach in die 2. Kammer der Badische Ständeversammlung gewählt wurde. Er gilt als Haupt der konterrevolutionären Bewegung 1848/49 im badischen Oberland.

Leben

Schanzlin war das vierte Kind des Sägemühlenbesitzers und Bürgermeisters [1] Johann Georg Schanzlin (1777–1848) und dessen Ehefrau Maria Barbara, geb. Anklin. 1835 heiratete er Maria Barbara Kittler (1811–1882) aus Auggen mit der er neun Kinder hatte.[2] Sein lokaler politischer Widerpart, Johann Jakob Kammüller (1803–1867), heiratete Anna Maria Kittler, die Schwester von Maria Barbara.[3]

Schanzlin führte die väterliche Sägemühle in Kandern[4] weiter und eröffnete dort 1833 zusätzlich eine Bleiche. 1834 wird Schanzlin als Gründungsmitglied des Gesang- und Musikvereins Kandern genannt.[5] 1838 wirkte er im örtlichen Gewerbeverein als Bibliothekar.[6] Von 1840 bis 1844 war Schanzlin Bürgermeister von Kandern und erließ 1842 eine Feuerlösch-Ordnung. 1844 wurde er von seinem Schwager Johann Jakob Kammüller als Bürgermeister abgelöst. Dieser trat nach der Niederschlagung des Struve-Putsches 1848 zurück, da seine Stellung als Sympathisant der Republikaner unhaltbar geworden war und Schanzlin wurde wieder Bürgermeister bis 1859.

Nachdem Großherzog Leopold am 19. Februar 1842 die badische Ständeversammlung aufgelöst hatte (→ siehe #Exkurs Urlaubsverweigerung), kandidierte Schanzlin im Ämterwahlbezirk A8 (Wahlbezirk der Ämter Schopfheim und Kandern) und wurde bei der indirekten Wahl vom 15. April 1842 mit 35 der 56 Stimmen der Wahlmänner erstmals in die zweite Kammer der badischen Ständeversammlung gewählt.[7] Zuvor hatte diesen Sitz seit 1835 der republikanisch gesinnte Johann Michael Scheffelt aus Steinen.

Bei den Wahlen zum 11. badischen Landtag 1843 unterlag Schanzlin dem aus Kandern stammenden Freiburger Fabrikanten und Sozialreformer Carl Mez mit 38 zu 20 Stimmen,[8] der den Sitz bis 1849 behielt.

Am 28. Mai 1848 gründete Schanzlin in Kandern einen regierungstreuen Vaterländischen Verein, dem sein Schwager Johann Jakob Kammüller 1849 einen demokratischen Volksverein entgegenstellte.[9]

Nachdem im Mai 1849 die provisorische Revolutionsregierung die Regierungsgewalt im Großherzogtum Baden übernommen hatte, ignorierte Schanzlin Anordnungen dieser Regierung und einige Ortschaften verweigerten unter Führung von Schanzlin am 5. Juni 1849 den „Eid zum Gehorsam gegen die provisorische Regierung und auf die deutsche Reichsverfassung … .“[10] Die Gemeinderäte gaben zu Protokoll, dass sie die provisorische Regierung nicht für kompetent hielten den Eid abzunehmen, ansonsten würden sie schon einen Eid auf die Reichsverfassung ablegen. Erst am 23. Juni kam es zu einer weiteren Eskalation als Regierungsbeamte beim Bürgermeister Schanzlin vergeblich Abgaben einforderten. Schanzlin organisierte daraufhin eine bewaffnete Wache vor seinem Haus, da er republikanische Übergriffe befürchtete. Der republikanische Hauptmann der Kanderner Bürgerwehr, Kümmich, duldete dies unter Bezug auf das Gewaltmonopol des Staates nicht und ließ die private Wache entwaffnen. Schanzlin fühlte sich nun in Kandern nicht mehr sicher und organisierte für den 24. Juni ein Treffen Gleichgesinnter – insbesondere Bürgermeister – in Binzen um „gemeinschaftliche Maßregeln“[11] zu besprechen und anschließend nach Basel zu flüchten.

Am 24. Juni vormittags versammelten sich bei Riedlingen die Wehrmannschaften einiger Kandertäler Dörfer[12] „vorgeblich um zu exerzieren, in der Tat aber, um gemeinschaftlichen Widerstand gegen die Gewaltmaßregeln, … wegen ihrer Weigerung , an dem Aufruhr sich zu beteiligen, … zu organisieren oder zu verabreden.“[13]

Diese Mannschaften (1. Aufgebot) widersetzten sich dem Aufruf der provisorischen Regierung zum Zuzug zur Volkswehr in Freiburg. Um den Aufruf durchzusetzen, sandten die Freiburger Revolutionsbehörden eine Exekutionstruppe in das Kandertal. Diese Truppe in Stärke von 150 Mann bestand hauptsächlich aus Mannschaften der Freiburger Bürgerwehr und stand unter dem Befehl von Feliks Raquillier. Während ein Teil der Exekutionstruppe unter Raquillier von Efringen auf Binzen zog, nahm der zweite Teil die Route von Schliengen nach Riedlingen. Hier war von den Revolutionsbehörden ein Wiener namens Kellener[14] als Hauptmann eingesetzt. Nach Schanzlins Aussage kam er „unglücklicher Weise gerade in gleichen Zeit“[15] auf dem Weg nach Binzen in Riedlingen an zu der auch die Exekutionstruppen dort eintrafen. Hauptmann Kellener forderte die in Riedlingen versammelten Wehrmänner auf ihre Waffen niederzulegen. Als dem nicht Folge geleistet wurde, erteilte er seinen Leuten zuletzt den Befehl zum Feuern, … .[16] In dem folgenden Feuergefecht wurden Kellener und der Wehrmann F. Silbereisen aus Holzen getötet, worauf die Exekutionstruppen sich zurückzogen. Schanzlin setzte seinen Marsch nach Binzen fort, wo er vom ersten Teil der Exkutionstruppen unter Raquillier gefangen genommen wurde. Raquillier war durch einen reitenden Boten bereits von den Vorgängen bei Riedlingen informiert worden und verdächtigte Schanzlin den Widerstand bei Riedlingen angeführt zu haben.


Im September 1849 erhielt Schanzlin „in Anerkennung seines muthigen und entschlossenen Auftretens und seiner treuen Hingebung für Recht und gesetzliche Ordnung zur Zeit des letzten hochverrätherischen Aufstandes die größere goldene Civilverdienstmedaille“ verliehen.[17]

1850 kandierte Mez nicht mehr und die vaterländischen Vereine stellten Schanzlin als Kandidaten auf.[18] Schanzlin verlor die Wahl jedoch knapp mit 28 zu 26 Stimmen gegen den Schopfheimer Holzhändler Konrad Sutter.[19] Bei der Wahl 1851 wurde Schanzlin im benachbarten Lörracher Wahlkreis (A9) mit 36 zu 12 Stimmen gewählt.[20] 1855 schied Schanzlin durch das Los aus dem Landtag aus und trat nicht mehr an. Der Lörracher Sitz ging an den ehemaligen Revolutionsteilnehmer Friedrich Rottra.

Als Parlamentarier wirkte Schanzlin in der Budgetkommission und engagierte sich für den Eisenbahnbau. Im Januar 1952 unterstützte Schanzlin die Abschaffung der Vereidigung des Militärs auf die Verfassung[21] und die weitere Verlängerung des Kriegszustandes.[22]

Am 4. Oktober 1856 ist Schanzlin Teil einer Deputation des Amtsbezirks Lörrach die in Freiburg dem großherzoglichen Hochzeitspaar huldigt.[23]

1869 wurde Schanzlin mit dem Ritterkreuz II. Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen geehrt.[24]

Exkurs Urlaubsverweigerung

Nach den Wahlen zur zweiten Kammer des badischen Ständerates 1841 verweigerte die großherzogliche Regierung den gewählten Abgeordneten der Wahlkreise Bonndorf (Gerhard Adolf Aschbach) und Kenzingen (Joseph Ignatz Peter) die Beurlaubung zur Teilnahme an den Ständeratssitzungen. Beide waren als Beamte in Staatsdiensten, aber bekannt für ihre liberale Haltung. Die zweite Kammer protestierte mehrfach gegen diese Behinderung. Der Großherzog veröffentlichte am 5. August 1841 ein Manifest[25] in dem er die Kammer rügte und auf seinem Recht der Urlaubsverweigerung nach seinem belieben bestand. Die beiden gewählten Abgeordneten wurden von der Regierung zum Rücktritt gedrängt und der Großherzog ordnete für die beiden Bezirke Ersatzwahlen an. Am 18. Februar 1842 kam es in der zweiten Kammer zu einer heftigen Diskussion über die Gültigkeit einer Ersatzwahl und im Anschluss über einen durch Johann Adam von Itzstein eingebrachten Antrag das Manifest des Großherzogs zurückzuweisen und das Recht auf Urlaubsverweigerung zu bestreiten.[26] der mit 31 zu 26 Stimmen angenommen wurde.[27] Zu den 31 Befürwortern von Itzsteins Antrag gehörte auch der Abgeordnete Scheffelt. Nach diesem Beschluss der zweiten Kammer vom 18. Februar löste der Großherzog am 19. Februar die Kammer einfach auf und schickte die Abgeordneten nach Hause. «Nun erlebte Baden einen Wahlkampf, wie es ihn bis dahin nicht gesehen hatte. Erstmals wurden auch die Urwähler umworben. Die „Einunddreißiger” zogen mit der Parole über Land, daß Blittersdorf fallen müsse; die Regierung wirkte über die Administration nach Kräften dagegen, ohne eine Niederlage verhindern zu können.»[28] Immerhin konnte die Regierung im Ämterwahlbezirk A8 den erzkonservativen Schanzlin durchsetzen.

Input

Schanzlin führte die väterliche Sägemühle in Kandern weiter und eröffnete dort 1833 zusätzlich eine Bleiche.


A8 Wahlbezirk der Ämter Schopfheim und Kandern Liste der Mitglieder der Badischen Ständeversammlung 1842 23. Mai 1842 bis zum 9. September 1842 [29] Hier neben Blankenhorn als jüngeres Mitglied der Kammer einer von drei Sekretären

Bei der indirekten Wahl vom 15. April 1842 erhielt Schanzlin 35 der 56 Stimmen der Wahlmänner.Verhandlungen der 2. Kammer; 3. öffentliche Sitzung vom 30. Mai 1842, S. 42 (Wahlprüfung A8)

wg. Familienangelegenheiten v Landtag beurlaubt

24. Oktober 1843 Carl Mez statt Schanzlin gewählt.


zur Wahlperiode

Auslosung


Liste der Mitglieder der Badischen Ständeversammlung 1843 bis 1845 Carl Mez statt Schanzlin


1850 Wahl Kandidaten der vaterländischen Vereine Schanzlin für Schopfheim und Kandern

Schanzlin verliert in Schopfheim gegen Sutter; in Lörrach gegen Kaiser

6.12.51


A9 Wahlbezirk des Amtes Lörrach Liste der Mitglieder der Badischen Ständeversammlung 1851 bis 1852 und Liste der Mitglieder der Badischen Ständeversammlung 1854 15. Dezember 1851 bis 20. März 1852 und 12. Januar 1854 bis 12. April 1854 1855 für den 17. ordentlichen Landtag abgelöst durch Friedrich Rottra

4, Sitzung Schanzlin in Budgetkommission

10. Sitzung Schanzlin f Abschaffung Verfassungseid des Militärs

32. Sitzung Bericht Schanzlin über Eisenbahnbudget

40. Sitzung Schanzlin Nachtrag Eisenbahnbau

19.1.54 Schanzlin als Sekretär gewählt

28.7.55 Schanzlin Austritt durch Los bestimmt.

Nachfolger Georg Seufert, Schopfheim A8 ; A9 Rottra


[2] Name Johann Georg Schanzlin Event Type Taufe (Baptism) Birth Date 31 Juli 1810 Baptism Date 05 Aug 1810 (5 Aug 1810) Baptism Place Kandern, Preußen, Baden Father Johann Georg Schanzlin Mother Maria Barbara Schanzlin

[3] Name Johann Georg Schanzlin Gender Male Age 25 Birth Date 31 Jul 1810 Marriage Date 17 Nov 1835 Marriage Place Evangelisch, Auggen, Loerrach, Baden Father Johann Georg Schanzlin Mother Maria Barbara Ankelin Spouse Maria Barbara Kittler

Schriften

  • Mitteilungen aus persönlichen Erfahrungen über die Helden der Mai-Revolution. Felix Schneider, Basel 1849. Abgedruckt bei Theodor Scholz: Revolutionäre... Der Aufstand des Jahres 1849 und seine Folgen im Markgräflerland. Müllheim in Baden 1926, S. 60–79

Literatur

  • Eduard Kaiser: Aus alten Tagen, Lörrach 1910, Reprint Weil am Rhein 1981, S. 277–278
  • Theodor Scholz: Revolutionäre... Der Aufstand des Jahres 1849 und seine Folgen im Markgräflerland. Müllheim in Baden 1926
  • Arbeitsgemeinschaft hauptamtlicher Archivare im Städtetag Baden-Württemberg (Hrsg.): Revolution im Südwesten. Stätten der Demokratiebewegung 1848/49 in Baden-Württemberg, Karlsruhe, 2. Auflage 1998, S. 285, ISBN 3-88190-219-8
  • Ursula Winterhalter: Familienbuch Kandern, 2011, ISBN 3-906129-63-2
  • Volker G. Scheer: Kandern 1810–2010. Zweihundert Jahre Stadtrecht, Kandern 2010, ISBN 3-7930-5064-3

Einzelnachweise

  1. Bürgermeister von 1823–1830, siehe Scheer: Kandern 1810–2010, S. 488
  2. Familienbuch Kandern, Nr. 3025 und 3029
  3. Familienbuch Kandern, Nr. 1624
  4. Bekannt als obere Mühle.
  5. Siehe Scheer: Kandern 1810–2010, S. 23
  6. Siehe Scheer: Kandern 1810–2010, S. 28
  7. Verhandlungen der 2. Kammer, 3. öffentliche Sitzung vom 30. Mai 1842, S. 42 (Wahlprüfung A8)
  8. Protokoll der Sitzung der zweiten Kammer vom 24. November 1843, S. 10
  9. Siehe Revolution im Südwesten, S. 285
  10. Schanzlin Mittheilungen S. 62/63
  11. Schanzlin Mittheilungen S. 65
  12. Riedlingen, Holzen, Tannenkirch u.a.
  13. Bericht des großherzoglichen Lörracher Amtsvorstandes Gottlieb Jonathan Winter abgedruckt bei Theodor Scholz: Revolutionäre... Der Aufstand des Jahres 1849 und seine Folgen im Markgräflerland. Müllheim in Baden 1926, S. 55–57; hier S. 56.
  14. In der Literatur wird meist von einem Mann namens Keller berichtet. Bei Scheer wird klargestellt, dass der Eintrag im Kanderner Kirchenbuch auf Kellener lautet. Siehe Scheer: Kandern 1810–2010, S. 46 »Vorname, Alter und Religion können nicht angegeben werden. Etwa 28 Jahre alt, Kunsthändler, Hauptmann der Reserve der Freischaren, durch Schuss in die Stirn getötet.«
  15. Schanzlin Mittheilungen S. 66.
  16. Bericht des großherzoglichen Lörracher Amtsvorstandes Gottlieb Jonathan Winter abgedruckt bei Theodor Scholz: Revolutionäre... Der Aufstand des Jahres 1849 und seine Folgen im Markgräflerland. Müllheim in Baden 1926, S. 55–57; hier S. 56.
  17. Medaillenverleihungen. In: Karlsruher Tagblatt vom 23. September 1849.
  18. Beilege zu "Der Landbote" vom 29. Januar 1850, S. 56.
  19. Protokoll der Sitzung der zweiten Kammer vom 7. März 1850, S. 10.
  20. Protokoll der Sitzung der zweiten Kammer vom 16. Dezember 1851, S. 10.
  21. Protokoll der Sitzung der zweiten Kammer vom 17. Januar 1852, S. 28.
  22. Protokoll der Sitzung der zweiten Kammer vom 24. Januar 1852, S. 34/35.
  23. Siehe Scheer: Kandern 1810–2010, S. 54
  24. Hof- und Staatshandbuch des Großherzogtums Baden 1873. S. 101.
  25. Großherzoglich Badisches Staats- und Regierungs-Blatt Nr. XXI. vom 6. August 1841.
  26. Siehe Protokoll zur Sitzung vom 18. Februar 1842, S. 342.
  27. namentliches Abstimmungsergebnis im Protokoll zur Sitzung vom 18. Februar 1842, S. 359.
  28. Hans Fenske: Baden 1830 bis 1860. In: Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, 3. Band, S. 93.
  29. [1]


SORTIERUNG:Schanzlin, Johann Georg Kategorie:Mitglied der Zweiten Kammer der Badischen Ständeversammlung Kategorie:Träger des Ordens vom Zähringer Löwen (Ritter II. Klasse) Kategorie:Person (Landkreis Lörrach)

Kategorie:Deutscher Kategorie:Geboren 1810 Kategorie:Gestorben 1881 Kategorie:Mann

Personendaten
NAME Schanzlin, Johann Georg
KURZBESCHREIBUNG badischer Landtagsabgeordneter, Bürgermeister von Kandern und Industrieller
GEBURTSDATUM 31. Juli 1810
GEBURTSORT Kandern
STERBEDATUM 14. Oktober 1881