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Sissieretta Jones,
Foto: Napoleon Sarony, circa 1895

Matilda Sissieretta Joyner Jones (* 5. Januar 1868 bzw. 1869 in Portsmouth, Virginia; † 24. Juni 1933 in Providence) war eine US-amerikanische Opernsängerin (Sopran). In Anlehnung an Adelina Patti wurde sie zu ihrem Unwillen oft „the Black Patti“ (deutsch: „die schwarze Patti“) genannt. Als erste afroamerikanische Frau gab sie 1893 ein Konzert auf der Hauptbühne der Carnegie Hall und war eine Zeitlang die bestbezahlte schwarze Künstlerin. Sie erlangte auf Tourneen internationale Berühmtheit und trat u.a. vor Kaiser Wilhelm II., der britischen Königsfamilie und vier US-amerikanischen Präsidenten auf. Kritiker bezeichneten ihre kräftige Sopranstimme als einzigartig und Jones als Amerikas führende Primadonna. Dennoch hatte sie Zeit ihres Lebens unter rassistischer Ausgrenzung zu leiden, die sie daran hinderte, in Opern aufzutreten.

Leben

Herkunft und Jugend

Sissieretta Jones’ genaues Geburtsjahr ist nicht bekannt. In einer Volkszählung von 1870 wurde ihr Alter mit zwei Jahren angegeben und das ihrer jüngeren Schwester Isabella mit neun Monaten, was auf 1868 als Jones’ Geburtsjahr hindeutet. Auf ihrer Sterbeurkunde hingegen wurde das Jahr 1869 als Geburtsjahr vermerkt.[1] Von ihren Verwandten und Freunden wurde sie Sissy oder Tilly gerufen.[2] Sie war das erste von drei Kindern ihrer Eltern, dem ursprünglich in die Sklaverei geborenen Jeremiah Malachi Joyner und Henrietta Joyner. Das Paar hatte neben Sissieretta noch die beiden Kinder Isabella und Jerry, die beide früh starben.

Jeremiah Joyner arbeitete sowohl als Zimmermann als auch als Pastor und Chorleiter der African Methodist Episcopal Church in Portsmouth und hatte Lesen und Schreiben gelernt. Henrietta Joyner war hingegen Analphabetin und arbeitete als Wäscherin. Dennoch war sie eine begabte Sängerin und sang im Chor der Ebenezer Baptist Church.[3] Zu einem nicht mehr genau feststellbaren Zeitpunkt zog die Familie nach Providence, Rhode Island, wo die junge Sissieretta in der Kirche sang und ihre Gesangsausbildung begann. Ihren eigenen Angaben zufolge kletterte sie bereits mit drei Jahren auf Stühle, um zu singen.[4] Ihre Eltern trennten sich in Providence. Während ihr Vater im Register als geschieden eingetragen war, wurde die Mutter fortan als Witwe gelistet.

Sissieretta Jones besuchte zunächst die Meeting Street Grundschule und später die Thayer Street Oberschule. Wie ihre Mutter war sie eine gute Sängerin und sang in der Pond Street Baptist Church. Über einen ihrer ersten Auftritte dort erzählte sie: „Oh, ich hatte solche Angst, dass ich kaum zu Atem kam. Als der Applaus kam, fiel ich fast von der Bühne. Doch Schüchternheit wurde bald von Selbstvertrauen abgelöst und ich sang weiterhin bei Wohltätigkeitsveranstaltungen.“[1] Einigen Quellen zufolge erhielt sie Gesangsunterricht von Ada Baroness Lacombe an der Providence Academy of Music.[5] Wahrscheinlich handelte es sich dabei um Ada Byron Coombs, die am Providence Konservatorium unterrichtete, da sich im Stadtarchiv von Providence keine Hinweise auf eine Academy of Music finden.[6] 1886 zog Jones nach Boston, um dort Musik zu studieren. Wo genau sie ausgebildet wurde, lässt sich nicht mehr feststellen, da sich zeitgenössische Berichte widersprechen. In Frage kommen das Boston Konservatorium oder das New England Konservatorium[1], allerdings könnte sie auch einen Privatlehrer gehabt haben.[6]

Karriere

Privatleben

Im Jahr 1883 lernte Sissieretta den Kellner David Jones kennen und heiratete ihn am 4. September. Obwohl sie zu diesem Zeitpunkt allenfalls 15 und möglicherweise erst 14 Jahre alt war, wurde ihr Alter auf dem Trauschein als 18 angegeben.[6] Am 8. April 1884 wurde ihre Tochter Mabel Adelina Jones geboren, die jedoch bereits im Alter von 2 Jahren starb.

Ihre Ehe mit David Jones endete in Scheidung.[3]

Sissieretta Jones starb im Alter von 65 Jahren an einem Magenkarzinom[7] und wurde auf dem Grace Church Cemetery bestattet.

Wiederentdeckung

Durch ihr zurückgezogenes Leben in ihren letzten Jahren war Sissieretta Jones aus dem Bewusstsein der Öffentlichkeit verschwunden. Ihr Tod wurde von Zeitgenossen kaum bemerkt. Obendrein existierten keine bekannten Tonaufnahmen von ihr, so dass die vormals weltberühmte Künstlerin allmählich in Vergessenheit geriet.

1968 schrieb ihre entfernte Verwandte Willia Estelle Daughtry ihre Doktorarbeit über die fast vergessene Sängerin mit dem Titel „Sissieretta Jones: A Study of the Negro's Contribution to Nineteenth Century American Concert and Theatrical Life“. Die Dissertation wurde zur Basis für mehrere Lexikoneinträge über Jones.[8] Nur wenig später wurde Sissieretta Jones’ Erinnerungsalbum gefunden, in dem die Sängerin Zeitungsausschnitte über ihre Auftritte in den 1890ern gesammelt hatte.[6]

2013 wurde Sissieretta Jones in die Rhode Island Music Hall of Fame aufgenommen. Im Juni 2018 wurde anlässlich ihres 150. Geburtstages ein Gedenkstein auf Jones’ bislang nicht gekennzeichneten Grab errichtet, finanziert durch eine Kampagne von Jones’ Biografin Maureen D. Lee sowie der gemeinnützigen Organisation Stages of Freedom.[3]

Literatur

  • Maureen D. Lee: Sissieretta Jones: The Greatest Singer of Her Race, 1868-1933. University of South Carolina Press, 2012, ISBN 978-1-61117-281-2 (englisch).
  • John Graziano: The Early Life and Career of the “Black Patti”: The Odyssey of an African American Singer in the Late Nineteenth Century. In: Journal of the American Musicological Society. Band 53 Ausgabe 3, University of California Press, Herbst 2000, S. 543–596
  • Maureen D. Lee: Rhode Island’s Star Soprano: Sissieretta Jones. In: Rhode Island History, Band 72 Ausgabe 2, Sommer/Herbst 2014, S. 43-61
  • Anne-Taylor Cahill: Unsung soprano: Madame Sissieretta Jones. In: Nineteenth Century, Band 41 Ausgabe 1, Frühling 2021, S. 42-43
  • {Internetquelle |autor= |url= |titel= |werk= |hrsg= |datum=2023-MM-TT |abruf=2024-MM-TT}
  • {Webarchiv |url= |wayback= |text=}

Einzelnachweise

  1. a b c Maureen D. Lee: Rhode Island’s Star Soprano: Sissieretta Jones. In: Rhode Island History, Band 72 Ausgabe 2, Sommer/Herbst 2014, S. 43-61
  2. WOMEN IN HISTORY - SISSIERETTA JONES (Memento vom 11. September 2013 im Internet Archive)
  3. a b c Michael Cooper: Sissieretta Jones, a Soprano Who Shattered Racial Barriers. In: Overlooked No More. NY Times, 15. August 2018, abgerufen am 28. Februar 2024.
  4. Anne-Taylor Cahill: Unsung soprano: Madame Sissieretta Jones. In: Nineteenth Century, Band 41 Ausgabe 1, 2021, S. 42-43
  5. Heather Thomas: Sissieretta Jones: World-Famous Black Soprano. Library of Congress Blogs, 26. Februar 2019, abgerufen am 28. Februar 2024.
  6. a b c d John Graziano: The Early Life and Career of the “Black Patti”: The Odyssey of an African American Singer in the Late Nineteenth Century. In: Journal of the American Musicological Society, Band 53 Ausgabe 3, University of California Press 2000, S. 543–596
  7. Maureen D. Lee: Sissieretta Jones: The Greatest Singer of Her Race, 1868-1933. University of South Carolina Press 2012, S. 14
  8. Maureen D. Lee: Sissieretta Jones: The Greatest Singer of Her Race, 1868-1933. University of South Carolina Press 2012, S. 16

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