„Cumberlandsche Galerie“ – Versionsunterschied – Wikipedia


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[[Datei:2015-04-21 Cumberlandsche Galerie, Hannover, (3).JPG|mini|Das historisches Treppenhaus wird heute unter anderem für Theateraufführungen des [[Schauspielhaus Hannover|Schauspielhauses Hannover]] genutzt]]

Die Gebäude der Galerie wurde zwischen 1883 und 1886 erbaut. Der damalige Auftraggeber war der letzte Kronprinz zu Hannover, [[Ernst August von Hannover (1845–1923)|Ernst-August zu Braunschweig-Lüneburg]] (1845-1923), einziger Sohn des Königs [[Georg V. (Hannover)|Georg V. von Hannover]], der sich ab 1878 zusätzlich Herzog von Cumberland nennen ließ. Die Intention des Kronprinzen lag darin, ein Prestigeobjekt zu schaffen, das mit der Museumsinsel im damals preußischen Berlin gleichrangig warsein sollte, um seine Thronansprüche zu verdeutlichen. Hintergrund war die [[Königreich_Hannover#Annexion durch das Königreich Preußen|Einverleibung des Königreichs Hannovers zu Preußen]] im Jahr 1866, welcher der Kronprinz mit vehementem Widerstand gegenüberstand. Auch nach dem Tod seines Vaters 1878 zog er es nicht in Erwägung, sich mit Preußen zu versöhnen. Im Gegensatz dazu beharrte er auf seine Rechte auf das Königreich Hannover und erklärte in einem offiziellen Schreiben, bis zur Verwirklichung derselben den Titel [[Herzog von Cumberland]] führen zu wollen.

Nach der initialen Idee im Jahr 1881 wurde die Cumberlandsche Galerie Cumberland als Erweiterung des [[Niedersächsisches Landesmuseum Hannover|Museums für Wissenschaft und Kunst]] geplant, um die Gemäldesammlung, die Bilder des Königs Georg V., die „Hausmannsche Sammlung“ und Gemälde älterer und zeitgenössischer Maler unter einem Dach zu vereinigen. Bis datodahin waren sämtlichedie Gemälde an verschiedenen Orten verteilt und teilweise unzugänglich aufbewahrt.

Für die Erbauung der Galerie wählte Ernst-August, Herzog von Cumberland den angesehensten Architekten Hannovers, [[Otto Goetze]] (1832–1894), der das Gebäude nach dreijähriger Bauzeit fertigstellte. Das Gebäude schrieb bereits kurz nach seiner Fertigstellung Architekturgeschichte und gilt auch heute noch als eines der Hauptwerke des Funktionalismus im Stil der ''[[Hannoversche Architekturschule|Hannoverschen Architekturschule]]''. Typisch für diese Epoche der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sind die sogenannten [[Gusseisenarchitektur]]en, bei dem das Baumaterial Gusseisen eine strukturelle Rolle spielt. Der Stil entwickelte sich in der Zeit der [[Industrielle Revolution|industriellen Revolution]], als Gusseisen bezahlbar massengefertigt werden konnte.

Erscheint die Galerie von außen schlichtweg wie ein Industriebau, vereint sie im Inneren zahlreiche Epochen. So lassen [[Romanik]] (Rundbögen), [[Gotik]] (lichtdurchflutete Innenräume), [[Barock]] (reichliche Verzierungen) und Industrieprodukte des Ingenieurbaus (sichtbare Eisenträger, Bodenfliesen) das Gebäude in einem Gesamtkunstwerk erscheinen. Die Architektur ermöglichte dem Kronprinzen seine Gemälde in dem zur jeweiligen Entstehungszeit der Gemälde entsprechendem Umfeld zu präsentieren. Zeitgenössische Kritiker empfanden die Cumberlandsche Galerie mit größerer Leichtigkeit behaftet als etwa das Neue Museum in Berlin, das hinsichtlich seiner Architektur in die Zeit des [[Klassizismus]] einzuordnen ist. Zu der damaligen Zeit gehörte das Gebäude noch zum Museumsverbund, der sich rückwärtig an das 1855 von [[Conrad Wilhelm Hase]] errichtete Backsteinhaus in der Sophienstraße anschloss, welches heute als Künstlerhaus bekannt ist.

Zwei Zwischenbauten aus dem Jahr 1863 und 1878 sind im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] durch Fliegerbomben zerstört worden, ebenso wie ein Gebäudeteil der Cumberlandschen Galerie Richtung Prinzenstraße. Als das geschah, waren die Gemälde der Familiensammlung längst in das 1902 errichtete [[Niedersächsisches Landesmuseum Hannover|Landesmuseum]] umgezogen, da der Platz nicht mehr ausreichend war. 1925 verkaufte der Herzog von Cumberland die Galerie an die Provinzialverwaltung Hannovers, ehe sie im [[Drittes Reich|Dritten Reich]] unter anderem dazu genutzt wurde, Nazi-Propaganda auszustellen

== Heutige Nutzung ==

Nach Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg ist von dem einstigen Galeriegebäude heute nur das ehemalige Treppenhaus geblieben und damit ein Aufgang, der nirgends mehr hinführt. Dabei liegt der Charme der heutigen Galerie besonders in eben diesem, der mit seiner opulenten, dreiläufigen Treppe mit chorartigem Anbau und gusseisernen Stützen und breiten Stufen erhaltengeblieben ist. Die abblätternden Säulen und verschnörkelten Geländer tragen zum morbiden Charme des Gebäudes bei. Das Treppenhaus steht unter [[Denkmalschutz]].

Heute wird die Cumberlandsche Galerie hauptsächlich für Aufführungen des [[Schauspiel Hannover|Schauspiels Hannover]] genutzt, das gemeinsam mit der [[Staatsoper Hannover]] die Niedersächsische Staatstheater Hannover GmbH bildet. Die Galerie bietet mit ihren maximal 80 Plätzen eine von fünf Spielstätten neben dem Schauspielhaus, Ballhof Eins und Ballhof Zwei und der Cumberlandschen Bühne und ist architektonisch in das 1992 eröffnete Schauspielhaus als Hinterflügel integriert. Die Cumberlandsche Bühne wurde 2009 in den Räumen im Obergeschoss an der Prinzenstraße eröffnet und bietet mit ihren 200 Plätzen einen Spielort für Gegenwartsdramatik, Projekte und Adaptionen. Bis dato wurde sie lediglich als Probebühne genutzt und ermöglicht heute Aufführungen mit Kulisse. Eine weitere Besonderheit ist die variable Gestaltung der Sitzplätze, die somit eine ungewöhnliche Sicht auf das Geschehen bietet. So bot beispielsweise das Stück "Träumer" (Premiere im Oktober 2009) mit drei Perspektiven auch drei unterschiedliche Theatererlebnisse.

Im Treppenhaus der Galerie finden nur Aufführungen statt, die ohne Kulisse und Bühnenbild auskommen, um Veränderungen an dem denkmalgeschützten Gebäude zu verhindern. Die Galerie bietet hinsichtlich der begrenzten Sitzplätze eine hervorragende Möglichkeit zur Aufführung kleinerer Projekte. Das Stück „Nipplejesus“ wird seit 2009 dauerhaft in dem Gebäude aufgeführt. Dabei können die verschiedenen Ebenen des Treppenhauses je nach Bedarf bespielt werden (wie etwa in „Der Hals der Giraffe“) und auch das Geländer fungierte bei Aufführungen (wie beispielsweise in dem [[Neo-Noir]]-Thriller „Böser Hund“) bereits als Bühnenbild. Die Stufen dienen jedoch auch häufig als Sitzplätze, wie bei der „Montagsbar“, bei der Mitglieder des Ensembles des Schauspielhannover regelmäßig ihr Können abseits der Bühne unter Beweis stellen können.

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== Literatur ==

* Imre Grimm, Dirk Meußling: ''Das neue Hannover''. Hannover 2002, S. 73.

* [[Klaus Mlynek]]: ''[[Hannover Chronik]]. Von den Anfängen bis zur Gegenwart: Zahlen, Daten, Fakten''. Schlüter, Hnanover, 1990, S. 162.

* [[Helmut Knocke]], [[Hugo Thielen]]: ''Prinzenstraße 9'', in: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek (Hrsg.): ''[[Hannover. Kunst- und Kultur-LexikonKulturlexikon]]. Handbuch und Stadtführer''. Schäfer, Hannover 1994, ISBN 3-88746-313-7,, S. 183f.

* Peter Struck: ''Hannover in 3 Tagen. Ein kurzweiliger Kulturführer'',. Hannover 2007, S. 136.

== Weblinks ==

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* [http://calamarimoon.de calamarimoon.deCalamari Moon – Der Club in der Cumberlandschen Galerie]

* Von Meding,[http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Uebersicht/Exklusiver-Blick-in-die-Cumberlandsche-Galerie Conrad. von Meding: ''Exklusiver Blick in die Cumberlandsche Galerie'']. Auf der Seite der hannoverschenHannoverschen Allgemeinen Zeitung vom 21. Dezember 2009.

[[Kategorie:Kunstmuseum in Niedersachsen]]

[[Kategorie:Mitte (Hannover)]]

[[Kategorie:Baudenkmal in Hannover]]