„Diokletian“ – Versionsunterschied – Wikipedia


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[[Datei:Diocletian Bueste.JPG|mini|Neuzeitliche Büste des Diokletian in den Kellergewölben im Diokletianspalast [[Split]]]]

Am 23. Februar 303 leitete Diokletian in der neuen Reichshauptstadt [[Nikomedia]] in Kleinasien die letzte und brutalste Welle der römischen [[Christenverfolgungen im Römischen Reich|Christenverfolgung]] durch die Verkündung eines Verfolgungsediktes ein.<ref>Im Anschluss an die Darstellung des [[Eusebius von Caesarea]] ging man bislang von vier Edikten aus. 1994 legte jedoch Schwarte durch Textanalysen plausibel dar, dass es wohl nur ein auf Diokletian zurückgehendes Edikt gab, siehe Karl-Heinz Schwarte: ''Diokletians Christengesetz.'' In: R. Günther, S. Rebenich (Hrsg.): ''E fontibus haurire. Beiträge zur römischen Geschichte und zu ihren Hilfswissenschaften.'' Schöningh, Paderborn 1994, S.&nbsp;203–240.</ref> Die Christenverfolgung war wohl vor allem eine Folge der politischen Theologie der Tetrarchie geschuldet: Nach traditioneller römischer Ansicht waren Staat und Religion nicht zu trennen. Ein Ausschließlichkeitsanspruch wie im [[Christentum]] wurde demnach nicht akzeptiert.

Die Verfolgung, die von den einzelnen Kaisern unterschiedlich intensiv betrieben wurde (im Westen weniger hart als im Osten), währte bis 311 und endete mit der Anerkennung des Christentums, als sich zeigte, dass es sich dieses nicht ausschalten ließ.<ref>Der [[Koptischer Kalender|koptische Kalender]] zählt bis heute die Jahre seit Diokletian. Der erste Tag der sogenannten [[Märtyrer-Ära]] beginnt am [[Neujahr]]stag, dem 1. Tout des koptischen Jahres 1 (= 29. August 284 n. Chr.). Da das koptische [[Bürgerliches Jahr|Kalenderjahr]] genau 365,25 Tage hat, entspricht der koptische Neujahrstag heute dem [[Gregorianischer Kalender|gregorianischen]] 11. September.</ref> Ebenso wurde der [[Manichäismus]] von Diokletian energisch bekämpft. Da er die göttlich abgeleitete Deutungshoheit allein beim Kaiser sah, wollte er weltanschauliche Erklärungsversuche auch nicht den Manichäern überlassen und ging [[Edikt|gesetzlich]] gegen sie vor. Sein [[Diokletians Edikt gegen die Manichäer|Manichäeredikt]] drohte den Anhängern bei Verbreitung der Lehre den Tod an und die anschließende Konfiszierung ihres Vermögens. Das Reskript fand nacheinander Einlass in den [[Codex Gregorianus]] und nebst [[Proömium]] in die [[Mosaicarum et Romanarum legum collatio]], weshalb es noch heute präzise Auskunft gibt.<ref>[[Marie Theres Fögen]]: ''Die Enteignung der Wahrsager. Studien zum kaiserlichen Wissensmonopol in der Spätantike.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 1993, ISBN 3-518-58155-4, S.&nbsp;26 ff.</ref>

Bald nach Diokletians Rückzug ins Privatleben am 1. Mai des Jahres 305<ref>Bill Leadbetter: ''Galerius and the will of Diocletian.'' London/New York 2009, S.&nbsp;146.</ref> – er war der einzige römische Kaiser, der freiwillig aus dem Amt schied – stellte sich heraus, dass das System der Tetrarchie vor allem von seiner Autorität zusammengehalten worden war. Schon 306, nach dem Tod von Constantius, zeigten sich erste Probleme. Im JahrJahre 308 musste Diokletian dann noch einmal in die Politik eingreifen: In [[Carnuntum (Zivilstadt)|Carnuntum]] fand unter seinem Vorsitz ein [[Kaiserkonferenz von Carnuntum|Kaiserkongress]] zwischen den ''Augusti'' [[Maximian]] und [[Galerius]] statt, um die ausgebrochenen Streitigkeiten zu beenden, doch ohne dauerhaften Erfolg. Die Nachfolger führten in den folgenden Jahren mehrere Bürgerkriege, bis sich 324 mit Constantius’ Sohn [[Konstantin der Große|Konstantin]] wieder ein einziger Oberkaiser (''Augustus'') durchsetzen konnte. Allerdings hielt auch Konstantin grundsätzlich am Prinzip des Mehrkaisertums fest, indem er seine Söhne zu ''Caesares'' erhob. Bis zum Untergang des Weströmischen Reiches 476/80 sollte es fast immer mehr als einen Kaiser im ''Imperium Romanum'' geben. Das diokletianische System der Tetrarchie allerdings wurde dabei nicht wieder erneuert.

Dass man 308 seine Hilfe suchte, verdeutlicht, dass Diokletian auch nach 305 höchstes Ansehen (''auctoritas'') genoss. Augenscheinlich beanspruchte er auch weiterhin die Insignien eines Kaisers. Er verbrachte die letzten Jahre seines Lebens in einem [[Diokletianspalast|riesigen Palast]], den er in der Nähe seines Geburtsortes Aspalathos (heute [[Split]]/Spalato) in [[Dalmatien]], einer Region im heutigen [[Kroatien]], bauen ließ. Er starb wohl 312 oder bald danach – in den Quellen werden 312, 313 und 316 genannt –, überlebte somit seine drei früheren Mitkaiser Constantius († 306), Maximian († 310) und Galerius († 311).<ref>Zum Todesdatum ausführlich Alexander Demandt: ''Diokletian. Kaiser zweier Zeiten.'' München 2022, ISBN 978-3-406-78731-7, S. 315–317. Demandt geht von 316 aus. Vgl. auch Städele, ''Der Tod Diokletians'', der für 311 plädiert (wie Timothy Barnes), aber auch 312 für möglich hält (Städele, S.&nbsp;235).</ref> Dass sein Todesjahr nicht eindeutig überliefert ist undsowie der Umstand, dass erDiokletian seine Tochter [[Galeria Valeria]] und seinen Enkel nicht vor Verfolgung durch seine Nachfolger schützen konnte, gilt manchen Historikern als Beleg für Diokletiansdessen Einflusslosigkeit am Ende seines Lebens.<ref>Michael Kulikowski: ''Triumph der Macht. Das römische Imperium von Hadrian bis Konstantin.'' Theiss, Darmstadt 2018, ISBN 9783806236699, S. 336.</ref>

== Quellenlage ==