„Internationales Phonetisches Alphabet“ – Versionsunterschied – Wikipedia


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[[Datei:IPA-Tabelle 2020 de.pdf|mini|hochkant=1.6|IPA-Tabelle 2020 (deutsch)]]

Das '''Internationale Phonetische Alphabet''' (kurz '''IPA''') ist ein [[Phonetik|phonetisches]] [[Alphabet]] und somit eine Sammlung von Zeichen, mit deren Hilfe die [[Laut]]e aller menschlichen [[Sprache]]n nahezu genau beschrieben und notiert werden können. Es wurde von der [[International Phonetic Association]] (kurz ''IPA'') entwickelt, kam in seinem ersten Entwurf 1888 heraus und ist dasdie heute am weitesten verbreitete [[Lautschrift]]­system.

Die aktuellen IPA-Zeichen und ihre Aussprachen sind in der ''[[Liste der IPA-Zeichen]]'' aufgeführt.

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Als Meilenstein gilt das Werk von [[Karl Richard Lepsius]], der 1852 im Auftrag der [[Church Missionary Society]] ein [[Alphabet]] vorschlug, das zum Ziel hatte, alle [[Sprache]]n der Welt, vor allem aber [[Afrikanische Sprachen|afrikanische]] ohne eigenes [[Schriftsystem]], schreiben zu können. Ein Mitbewerber von Lepsius war [[Friedrich Max Müller]]. Das „Standardalphabet“ von Lepsius wurde mit Anpassungen u. a. von dem Afrikanisten [[Carl Meinhof]] und von dem Missionar [[Karl Endemann]] (1836–1919) verwendet, und auch das phonetische Alphabet des Missionars Wilhelm Schmidt (1845–1921) beruhte auf den Symbolen von Lepsius.

[[Datei:CHF 1000 9 front.jpg|mini|1000-[[Schweizer Franken|Franken]]-Schein mit Lautschriftzeichen auf seiner [[Globus|Erdkugel]]]]

Im Jahr 1867 erschien ''Visible Speech, the Science of Universal Alphabetics'' von [[Alexander Melville Bell]], das eine recht abstrakte, ikonische Lautschrift vorstellte; 1877 veröffentlichte sein Schüler [[Henry Sweet]] ein ''Handbook of Phonetics'', in dem er mit Bezug auf Bell und auf Ellis wieder ein System auf Grundlage des lateinischen Alphabetes vorschlug.

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== Praktische Bedeutung ==

{{Belege fehlen|2=Dieser Abschnitt}}

Das IPA stellt eine wesentliche Erleichterung der Darstellung der [[Aussprache]] in Wörterbüchern und Lexika dar. Beim Lesen von IPA-Texten ist jedoch auch Vorsicht geboten:

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[[Alexander Melville Bell]] stellte demgegenüber 1867 in seinem System der [[Visible Speech]] eine ''ikonische Notation'' vor, bei der einzelne Merkmale eines Lautes (z. B. die Rundung der Lippen und dergleichen) im Zeichen selbst abgebildet werden. Andere Versuche in Richtung einer ''analphabetischen Notation'' wurden von den Linguisten [[Otto Jespersen]] (1889) oder [[Kenneth L. Pike]] (1943) unternommen. Dadurch, dass in diesen Systemen die einzelnen Stellungen der Sprechwerkzeuge unabhängig voneinander angegeben werden können, lassen sich Lautnuancen viel feiner kodieren.

===Heute noch verwendete Systeme===

In der deutschen und romanistischen Dialektologie ist auch heute noch die [[Teuthonista (Lautschrift)|Teuthonista]]-Transkription üblich. Die Teuthonista ist 1924/25 von Hermann Teuchert in der dialektologischen Zeitschrift Teuthonista präsentiert worden und baut mit einem Bezug auf Karl Richard Lepsius’ Standardalphabet im Wesentlichen auf dem lateinischen Alphabet auf. Da ähnliche Vorschläge in der Romania von [[Graziadio Isaia Ascoli]] und [[Eduard Böhmer (Romanist)|Eduard Böhmer]] vorgestellt worden sind, sind die Teuthonista- und die Böhmer-Ascoli-Transkription heute weitgehend zusammengefallen.

In der deutschen und romanistischen Dialektologie ist zum Teil auch heute noch die [[Teuthonista (Lautschrift)|Teuthonista]]-Transkription üblich. Die Teuthonista ist 1924/25 von Hermann Teuchert in der dialektologischen Zeitschrift Teuthonista präsentiert worden und baut mit einem Bezug auf Karl Richard Lepsius’ Standardalphabet im Wesentlichen auf dem lateinischen Alphabet auf. Da ähnliche Vorschläge in der Romania von [[Graziadio Isaia Ascoli]] und [[Eduard Böhmer (Romanist)|Eduard Böhmer]] vorgestellt worden sind, sind die Teuthonista- und die Böhmer-Ascoli-Transkription heute weitgehend zusammengefallen.

In Italien spielte IPA bis in die 1960er Jahre kaum eine Rolle.<ref name="Michel">Andreas Michel: ''Einführung in die italienische Sprachwissenschaft.'' De Gruyter, 2016; S. 77.</ref> [[Luciano Canepari]] entwickelte auf Grundlage der IPA eine eigene Lautschrift mit einer deutlich größeren Anzahl an Zeichen,<ref name="Michel" /> auch für Intonationsmuster, die allerdings kaum Verbreitung gefunden hat.<ref>Matthias Heinz, Stephan Schmid: ''Phonetik und Phonologie des Italienischen. Eine Einführung für Studierende der Romanistik.'' De Gruyter, 2021, S. 248.</ref>

=== IPA in Sprachtechnologie und Internet: SAMPA, X-SAMPA und Kirshenbaum ===

Mit den Notationen [[SAMPA]] (für 7 europäische Sprachen) und [[X-SAMPA]] (die SAMPA-Erweiterung für das vollständige IPA) wurden von europäischen Phonetikern und Sprachingenieuren im Rahmen von multilingualen sprachtechnologischen EU-Forschungsprojekten in den 1980er Jahren Alphabete entwickelt, mittels derer IPA-Zeichen im [[ASCII]]-Code geschrieben werden konnten. Diese Notationen, die das IPA exakt abbilden und in der Sprachtechnologie sehr verbreitet sind, dienen folgenden Zwecken:

* Austausch phonetischer Daten (Transkriptionsdateien und Sprachsignal-Annotationsdateien) in einfacher Textform.

* Einfache programmiertechnische Verarbeitung von Transkriptionen in der automatischen Spracherkennung und in der Sprachsynthese.