„Lustprinzip“ – Versionsunterschied – Wikipedia


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== Entwicklung der Lustprinzip-Theorie ==

Die in den früheren Werken Freuds vertretene Hypothese eines nur in der Sexualität wirkenden Lustprinzips war bedingt durch die häufig an sog. [[Hysterie]] leidenden ersten Patientinnen Freuds, deren Träume und Assoziationen dann zu den Genitalien und ihren Lustempfindungen verwiesen. Genitale Lust wurde damals ausschließlich der Sexualität zugerechnet. Aus Beobachtungen von Kleinkindern schloss Freud zwar bald - wie vor ihm [[Epikur]] - auf ein von Geburt an bestehendes Luststreben. Dies war jedoch so vielgestaltig und unspezifisch, dass er es nicht als Vorläufer ausschließlich sexueller [[Lust]] bezeichnen wollte. Stattdessen prägte er zur Benennung des kindlichen Lustverhaltens den aus heutiger Sicht irreführend anmutenden Begriff der „polymorphen Perversionen“ - eine Maßnahme die Freud ergriff, um von seinen zeitgenössischen Fachkollegen überhaupt annäherend verstanden zu werden, da den Kindern die körperliche Lustbetätigung von der Religion wie Wissenschaft konsequent abgesprochen worden war. Die Kindheit war als „asexuell“ definiert, als unschuldiger Engelszustand im Sinne der Kirche. Überhaupt nannte man um 1900 alle Arten der Lust, die nicht direkt und ausschließlich nur im Dienste der [[Fortpflanzung]] stehen - wie der „homoerotische“ Lustaustausch - eine 'perverse' Entartung. Auch galt es unschickliche Obszönität bei Tisch, etwa den Appetit auf eine bestimmte Speise mit "Lust auf .." zu benennen, so stellt es kein Wunder dar, als sich vor 100 Jahren die derarten Verklemmungen der Lust in zahlreichen 'hysterischen' Anfällen (vor allem bei den Mädchen aus vornehmen Häusern) entluden.(Anm.: ''Manche jüngeren Kritiker, die Freud auch in diesem Zusammenhang seiner Theorien und Hypothesen "Wunschdenken" und schlimmeres unterstellen, berücksichtigen bei der Bildung ihrer Urteile wahrscheinlich nicht das von Freudihm entdeckte und von Konrad Lorenz beim Entwurf der Ethologie mitbedachte "Projektionsphänomen". Dieses Wissen hätte es ihnen ermöglicht, die Situation zu Beginn des 20. Jhds, als Freud die Psychoanalyse entwickelte, objektiver betrachten zu könnenbetrachten, d.h. freier von dem kulturellen Kontext seit der "68" Lustbefreiung, der ihr eigenes Denken und Empfinden prägte, und in dem das Phänomen einer 'hysterischen' Erkrankung zu einer seltenen Ausnahmeerscheinung wurde.'')

Die kindlichen ''polymorph-perversen'' Regungung äußern sich nach Freud nicht nur in der Befriedigung über die [[Geschlechtsorgan|Geschlechtsorgane]] ([[Onanie]] bereits in der Wiege, 'Doktorspiele'), sondern ganz allgemein in jeder Form des [[Lustgewinn]]s durch [[Körperkontakt]], Haut an Haut zu mehreren, allein an Gegenständen sich reiben, Saugen, Nuckeln mit und ohne Nahrungsaufnahme, Ausscheidung, Nasebohren usw., alle weiteren denkbaren der vielgestaltigen, damals so genannten 'Perversionen ' - ein Begriff also, der von Freud nie wörtlich verstanden wurde (lat.: ''perversum'' = verdreht, unnatürlich, abartig. Griech.: ''poly-'' = viel und ''morphos'' = Gestalt), und dessen Verwendung heute in diesem Zusammenhange überholt ist.