„Metrum (Musik)“ – Versionsunterschied – Wikipedia


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Wenn vom Metrum gesprochen wird, wird immer auch der '''Rhythmus''' (gr. ρυθμός rhythmós: Takt, gleichmäßige, geregelte, harmonische Bewegung; Ebenmaß, Gestalt; angeblich von ρέω fließen, strömen<ref>The Webster 1967, S. 1950</ref>) herangezogen, nur müssen beide Begriffe sauber definiert sein<ref>Regenbogen/Meyer 1998: Begriff S. 96, Definition S. 134, Sprache S. 623.</ref>.umso mehr als sehr viel Musik ohne Rhythmus auskommt, z. B. der ''Plainchant'' (lat. planus cantus, fr. plain-chant, chant grégorien, engl. auch plainsong, it. canto fermo), der „aus Tönen gleicher Dauer komponierte katholische Kirchengesang"<ref>Quillet, Dictionnaire encyclopédique 1937, S.3669.</ref>; oder die aus einem einzigen Notenwert gebildeten Suiten- und Sonatensätze für Violine solo von J. S. Bach.

Die Grundbedeutung des musikalischen Rhythmusbegriffs ist die Aufeinanderfolge unterschiedlich langer Töne und Pausen (‚Quantitätsrhythmik’); letztere stellen einen rhythmischen Wert dar, haben aber kein metrisches Gewicht. Der Rhythmus fußt auf der Toneigenschaft der Dauer als ein sowohl physikalisch wie musikalisch relatives Zeitmaß<ref>H. D. Zeh, Über die „Zeit in der Natur“. In: Physik ohne Realität 2012, 151‑158.</ref>. Die Tondauer wird weder von den anderen Toneigenschaften – Höhe, Stärke, Farbe, Gewicht – beeinflussstbeeinflusst, noch beeinflussstbeeinflusst sie die anderen, weil diese nicht zeitlicher Natur sind. Der Rhythmus in der Musik ist schlicht ihr Vitalprinzip, er bildet den lebensvollen Bewegungsablauf der Melodie, formt und gliedert sie aber nicht, sondern „zerteilt oder zerlegt die Zeit“ (Aristoxenos von Tarent Ende des 4. Jh. v. Chr.) Eine (künstlerisch-zeitlose) Qualität bekommt der Rhythmus erst durch die Gliederung der melodischen Linie in formale – figürliche und motivische – Rhythmen (Phrasierung). Nach Platon (Πολιτεία Politeia, 2. Buch 30) „ist das Melos aus Logos (gr. λόγος, |logos, „Wort, Ausspruch, Überlegung, Bedeutung, Vernunft”), Harmonia (gr. ἀρμονία, |harmonia, „Verbindung, Ebenmaß, Harmonie, Einklang, Wohlklang”) und Rhythmos zusammengesetzt“, wobei „Harmonia und Rhythmos dem Logos zu folgen haben“.<ref>Georgiades, Musik und Rhythmus bei den Griechen, S. 114 und 97.</ref>

Ein weiterer Zeitfaktor ist das '''Tempo''' (langsam – schnell; lat. tempus, „Zeit; passende, rechte Zeit”). Es hat starken Einfluss auf die Ausführung des Metrums: je schneller gespielt wird, umso weniger können die Subtilitäten, welche bedeutende Musik auszeichnen, wiedergegeben werden. Daher sollte das Tempo flexibel gehandhabt werden: die Agogik (Tempo rubato) ist neben der metrischen Akzentuation das wichtigste Mittel, die kleinformalen Strukturen zu Gehör zu bringen<ref>Sarabèr, Musikgestaltung, S. 286 ff.</ref>.

Zeile 50:

== Ein Musikbeispiel ==

Wer mit dem Gehör allein nicht zum vollen Musikverständnis gelangt, sollte das Notenlesen erlernen, die Noten geben ein recht getreues Bild der Musik. In Verbindung mit dem Musikhören bzw. Musikmachen (Singen!) wird das Notenlesen zum Musiklesen. An dem folgenden Notenbeispiel, dem Fugenthema C-Dur aus dem Wohltemperierten Klavier II von J. S. Bach, kann man sich die wichtigsten Musikbegriffe klar machenklarmachen.

[[Datei:MetrBaFugeC.tif|600px]]

Zeile 101:

* Schmitt, A.: ''Musikalischer Akzent und antike Metrik.'' 1953

* Helmut Seiffert, Gerard Radnitzky (Hrsg.): ''Handlexikon der Wissenschaftstheorie.'' Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1992.

* Nicolas Slonimsky (Hrsg.): ''Cyclopedia of Music and Musicians.'' Dodd, Mead & ComponyCompany, New York 1952.

* Spalding, Walter R.: ''Music, an Art and a Language.'' 1939

* Manfred_Spitzer: ''Musik im Kopf. Hören, Musizieren, Verstehen und Erleben im neuronalen Netzwerk.'' 2. Auflage. Schattauer, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-79452-940-7.