Phoneminventar


Autoren der Wikimedia-Projekte

Article Images

Das Phoneminventar (auch: phonologisches Inventar) einer natürlichen Sprache setzt sich zusammen aus der Menge der von der Sprache verwendeten Phoneme. Phoneme sind die kleinste bedeutungsunterscheidenden Einheiten einer gesprochenen Sprache. Jede Sprache hat ihr eigenes Phoneminventar. Jedem Phoneminventar liegt ein Phonemsystem zugrunde, das auf der Grundlage der phonologischen Merkmale der Phoneme bestimmt werden kann.

Laut Charles Hockett haben die Phoneminventare der bekannten Sprachen 13 bis 75 Phoneme.[1]

Isolationsverfahren

Die Ermittlung und Isolierung der einzelnen Phoneme ist Aufgabe der Phonemanalyse. Sie ermittelt die Phoneme im Phonetiklabor mittels Klassifikation und Segmentierung. In Europa kommt dabei vorwiegend das Verfahren der Prager Schule zum Zuge, bei dem phonetische Minimalpaare gebildet werden. Die Unterscheidungsmerkmale der einzelnen Phoneme werden durch die Opposition analysiert. Die US-amerikanische taxonomische Linguistik verwendet vorwiegend den Kommutationstest, um Zusammenhänge und Unterschiede der Phoneme bei der Wortbildung (syntagmatische und paradigmatische Variationen der Phoneme) zu ermitteln und sie damit zu isolieren.

Sammlungen

Die Phoneminventare werden seit 1984 gesammelt in der UCLA Phonological Segment Inventory Database (UPSID). Bislang sind in der Datenbank die phonetischen Inventare von 451 Einzelsprachen aufgeführt. Sie enthält 921 verschiedene Phoneme, 652 Konsonanten und 269 Vokale. Diese sind bezüglich ihrer Sprachverwandtschaft zueinander gewichtet. So sind z. B. die Unterschiede einer einzelnen westgermanischen Unterfamilie gegenüber der indoeuropäischen Sprachfamilie auswertbar. Gründungsvater der UPSID ist der Phonetiker Ian Maddieson von der University of California, Los Angeles (UCLA).

Eine weitere Datenbank ist das Stanford Phonological Archive (SPA), welches 196 Einzelsprachen zur Verfügung stellt.

Lautsystem - Phonemsystem/ -inventar

Die Lautsysteme sind Gegenstand der Phonetik; man muss sie von den Phonemsystemen/ -inventaren unterscheiden. Nicht alle Sprachlaute und nicht alle ihre phonetischen Eigenschaften sind phonologisch bedeutsam. Im Deutschen etwa ist die Aspiration (Behauchung) der Verschlusslaute phonetisch wichtig, nicht aber phonologisch. Das gleiche gilt für den sog. Knacklaut, der meist als rein phonetische Erscheinung betrachtet wird, die aber phonologisch nicht relevant ist.

Literatur

  • C. F. Hockett: A Course of Modern Linguistics. 1958
  • I. Maddieson: Patterns of Sounds. 1984
  • Helmut Glück (Hrsg.), unter Mitarbeit von Friederike Schmöe: Metzler-Lexikon Sprache. Dritte, neubearbeitete Auflage. Metzler, Stuttgart/Weimar 2005. ISBN 3-476-02056-8

Einzelnachweise

  1. Gabriel Altmann, Werner Lehfeldt: Einführung in die Quantitative Phonologie. Brockmeyer, Bochum 1980, S. 89. ISBN 3-88339-150-6 geben bezogen auf 600 untersuchte Sprachen einen Umfang der Phonemsysteme von 13 - 61 Phonemen an.