„Schlacht bei Abbeville“ – Versionsunterschied – Wikipedia


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{{Infobox Militärischer Konflikt

Die '''Schlacht bei Abbeville''' fand vom 28. Mai bis 4. Juni 1940 statt. Zur gleichen Zeit räumten während der [[Schlacht von Dünkirchen]] die Engländer den Kontinent. Die Alliierten profitierten davon, dass die gepanzerten deutschen Truppen einige Zeit einen [[Schlacht von Dünkirchen#Der Haltebefehl|Haltebefehl]] hatten.

|KONFLIKT=Schlacht bei Abbeville

Nachdem General [[Maurice Gamelin|Maurice Gamélin]] (1872–1958) am 19. Mai (rund eine Woche nach dem Beginn des deutschen Angriffs) seines Amtes enthoben worden war – sein [[Maurice Gamelin#Zweiter Weltkrieg|Tun und Lassen]] trug entscheidend zur schnellen Niederlage an der Westfront bei – wurde General [[Maxime Weygand]] (1867–1965) sein Nachfolger als Generalstabschef.

|TEILVON=[[Westfeldzug]], [[Zweiter Weltkrieg]]

Er versuchte, um jeden Preis einen Weg freizukämpfen, um aus [[Abbeville]] herauszukommen.

|BILD=The British Army in France 1940 F4591.jpg

|BILDBREITE=

|BESCHREIBUNG=Bei [[Huppy]] abgeschossener britischer [[Light Tank Mk VI|Vickers Mk VIC]], 27. Mai 1940

|DATUM=27. Mai

|DATUMBIS=4. Juni 1940

|ORT=[[Abbeville]], [[Somme]]

|AUSGANG=Scheitern des Vorstoßes französisch-britischer Kräfte: deutscher Sieg

|FOLGEN=

|KONTRAHENT1={{FRA-1871}}<br />{{GBR}}

|KONTRAHENT2={{DEU-1935}}

|BEFEHLSHABER1={{FRA-1871|#}} [[Maxime Weygand]]<br />{{FRA-1871|#}} [[Charles de Gaulle]]<br />{{GBR|#}} [[Victor Fortune]]

|BEFEHLSHABER2={{DEU-1935|#}} [[Erich von Manstein]]<br />{{DEU-1935|#}} [[Oskar Blümm]]<br />{{DEU-1935|#}} [[Paul Bader (General)|Paul Bader]]

|TRUPPENSTÄRKE1=rund 500 Panzer und gepanzerte Fahrzeuge

|TRUPPENSTÄRKE2=rund 12.000 Mann

|VERLUSTE1=über 320 Panzer und gepanzerte Fahrzeuge

|VERLUSTE2=1.200 Gefallene, 300 Vermisste, 500 Gefangene

|NOTIZEN=

|ÜBERBLICK={{Linkbox Westfeldzug}}

}}

Die '''Schlacht bei Abbeville''' wurde vom 27.&nbsp;Mai bis 4.&nbsp;Juni [[1940]] zwischen [[Wehrmacht]]struppen und [[Frankreich|französisch]]-[[Vereinigtes Königreich|britischen]] [[Panzer]]verbänden während des [[Westfeldzug]]s im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] ausgetragen. Die deutschen Truppen, die einen [[Brückenkopf]] um [[Abbeville]] am Unterlauf der [[Somme]] besetzt hielten, konnten ihre Stellung halten und dabei über 300 Panzer der Gegner zerstören. Ziel des alliierten Vorstoßes war es, die Verbindung zwischen den südlich der Somme stehenden Hauptkräften der französischen Armee und den bei [[Dunkerque|Dünkirchen]] stehenden verbündeten Truppen wiederherzustellen und dabei gleichzeitig die zum [[Ärmelkanal|Kanal]] vorgedrungenen deutschen Panzerspitzen abzuschneiden.

== ZieleAusgangslage ==

[[Datei:16May-21May1940-Fall Gelb de.svg|mini|links|Lageentwicklung 16. bis 21. Mai 1940]]

=== Ziele der Alliierten ===

Am 19.&nbsp;Mai wurde General [[Maxime Weygand]] Generalstabschef der französischen ''Armée de terre'' (französisches Heer). Die deutsche Wehrmacht stand weit vorgerückt kurz vor dem Erreichen des Ärmelkanals, während beträchtliche Teile der französischen Streitkräfte mit der [[British Expeditionary Force]] (Britisches Expeditionskorps; BEF) bei Dünkirchen standen. Die Gefahr des Abschneidens dieser nördlichen Truppen war akut.

Weygand gab mehrere offensive Tagesbefehle:

* die noch freien Häfen von [[Dieppe]], [[Le Havre]] und [[Rouen]] zu schützen (wohingegen [[Calais]], [[Boulogne-sur-Mer]] und Dünkirchen eingekesselt waren und alle kurz vor dem Fall standen)

* die Deutschen aus ihrem [[Brückenkopf]] zurückzudrängen, um später eine Verteidigungslinie an der Somme – die „ligne Weygand“ – errichten zu können.

Man kann diese Idee vergleichen mit dem [[Schlacht an der Marne (1914)|'Wunder an der Marne']] im Jahr 1914, als der deutsche Vormarsch an der [[Marne (Fluss)|Marne]] zum Stehen kam und die Franzosen sie dort lange 'in Schach halten' konnten. Weygand versuchte so, die damaligen Züge von [[Joffre]] nachzuahmen. Man versuchte, eine stabile dichte Front zu schaffen; es war nicht das Ziel, den Gegner durch direkte Angriffe zu destabilisieren.

Weygand widerrief zunächst die Befehle seines Vorgängers Gamelin zu einer Offensive und forcierte stattdessen den Ausbau einer Auffangstellung südlich der Somme, der sogenannten [[Weygand-Linie]]. Dieses kostete zwei Tage Zeit, die angesichts des Drucks der Wehrmacht schwer zu verschmerzen waren.

=== Ziele der Deutschen ===

Die [[Wehrmacht]] hatte das Ziel, die Flanken ihrer gestoppten Einheiten zu sichern, die kämpften und – allerdings mehr im Norden – zur Einnahme der Häfen beitrugen. Dazu genügte ihnen ihr Ufer der Somme; ihnen schadete es nichts, wenn die Franzosen den Fluss überschritten. Das [[Oberkommando des Heeres|OKH]] stand vor der belastenden Frage, ob man Verluste in Kauf nehmen sollte, um den Brückenkopf zu halten. Für den [[Fall Rot]] (Eroberung Frankreichs im Zuge des [[Westfeldzug]]s) waren die Brücken von Abbeville keine bevorzugten Routen für die Deutschen; ihr Schwerpunkt lag weiter östlich.

Man kann also sagen, dass Abbeville für die Franzosen wichtiger war als für die Deutschen.

Am 21. Mai fand ein britischer, von einer französischen Panzerdivision unterstützter, aber von Weygand nicht autorisierter Angriff der eingekesselten Truppen [[Schlacht von Arras (1940)|bei Arras]] statt, der keinen Erfolg brachte, bei dem jedoch erhebliche Verluste vor allem an Panzerfahrzeugen zu verzeichnen waren.

== Truppen ==

=== Alliierte Seite ===

Weygand verfügte – aus dem, was von seinen Einheiten übrig war – über 400 Panzer; diese waren aufgeteilt zwischen der [[1. Britische Panzerdivision|1st Armoured Division]], die in der Normandie geblieben war, der 4. DCR von [[De Gaulle]] und der 2. DCR von Colonel [[Perré]]. Nach dem Fehlschlag der Schlacht bei Montcornet und dem Angriff im Sektor Crécy-sur-Serre war die 4. DCR frisch aufgefüllt worden.

Er erhielt auch die 5. Britische DI unter General Fortune, die aus der [[Lothringen|Lorraine]] kam.

Am 22. Mai legte Weygand seinen Plan vor, durch koordinierte Panzerangriffe von Norden und Süden gegen den schmalen deutschen Korridor zum Kanal die deutschen Panzerdivisionen abzuschneiden.<ref>Karslake, S. 70</ref>

=== Deutsche Seite ===

Gegenüber, auf dem Mont Caubert, standen Einheiten der [[57. Infanterie-Division (Wehrmacht)|57. Infanterie-Division]]<ref>Henri de Wailly schrieb « étirée en pelure d'oignon sur plusieurs dizaines de kilomètres" (etwa: dünn wie eine Zwiebelschale über Dutzende von Kilometern auseinandergezogen)</ref>. Sie waren ausgerüstet mit 37-mm-Kanonen, [[Acht-Acht|88-mm-Flakkanonen]] sowie Batterien von Kaliber 105 und 150&nbsp;mm.

Abbeville war am 21. Mai durch die deutsche [[12. Panzer-Division (Wehrmacht)|2. Infanterie-Division (mot.)]] (2. ID) besetzt worden und es war gelungen, einen Brückenkopf auf dem südlichen Ufer der Somme zu bilden und um den ''Mont Caubert'' mit [[Panzerabwehrkanone|PaK]] und Artillerie zu sichern. Die [[57. Infanterie-Division (Wehrmacht)|57. Infanterie-Division]] löste während der sich entwickelnden Schlacht die 2. ID (mot.) ab.<ref>de Wailly, S. 325</ref>

=== Aufstellung der Truppen ===

==== Alliierte ====

Die gerade neu aufgestellte französische ''[[4e division cuirassée|<abbr>4<sup>e</sup></abbr> division cuirassée]]'', verstärkt durch das ''<abbr>22<sup>e</sup></abbr> régiment d’infanterie coloniale'' wurde unmittelbar südlich des deutschen Brückenkopfs zwischen der <abbr>''2<sup>e</sup>''</abbr> und ''<abbr>5<sup>e</sup></abbr> divisions légères de cavalerie'' eingesetzt.

Teile der britischen [[1st Armoured Division (Vereinigtes Königreich)|1st Armoured Division]] (''2nd Armoured Brigade'') wurden am 23. Mai in Richtung der [[Bresle (Fluss)|Bresle]] beordert. Die britische [[51st (Highland) Division]] stand noch in Lothringen und konnte erst am 29. bzw. 30. Mai herangeführt werden.<ref>Ellis, S. 251</ref>

==== Wehrmacht ====

Die am 28. Mai eingetroffene 57. Infanterie-Division verfügte über ihre volle Stärke von 12.000 Mann. Sie bestand aus dem Infanterie-Regiment 199, das seine Stellung an der Somme zwischen [[Pont-Remy|Pont-Rémy]] und Abbeville hatte, dem Infanterie-Regiment 217 im Zentrum des Brückenkopfes und dem Infanterie-Regiment 179 zwischen Abbeville und [[Saint-Valery-sur-Somme|Saint-Valery]].<ref name=":0">Ellis, S. 260</ref>

Die Infanterie wurde durch [[8,8-cm-Flak 18/36/37|8,8-cm-FlaK]] Geschütze unterstützt, die besonders im Gefecht mit gepanzerten Fahrzeugen eine überaus hohe Effizienz entwickelten.

=== Ziele ===

==== Alliierte ====

Dem französischen Oberbefehlshaber ging es darum, die Deutschen aus ihrem Brückenkopf zurückzudrängen, um später eine Verteidigungslinie an der Somme, die ''[[Weygand-Linie]],'' errichten zu können. Es war also der Versuch, eine stabile [[Kriegsfront|Front]] zu schaffen; es ging nicht um das Ziel, den Gegner durch direkte Angriffe zu destabilisieren.

==== Wehrmacht ====

Die Wehrmacht hatte das Ziel, die Flanken ihrer Einheiten zu sichern. Dazu diente der Fluss Somme. Der erreichte Brückenkopf von Abbeville war deswegen nicht von operativer Bedeutung, zumal auch für den [[Fall Rot]] (Eroberung Frankreichs im Zuge des [[Westfeldzug]]s) die Brücken von Abbeville keine bevorzugte Route für deutsche Truppen sein würden, da deren Schwerpunkt weiter östlich liegen würde.<ref>Guderian, S. 133</ref>

== Die Schlacht ==

[[Datei:Battle of Abbeville (28 May - 4 June 1940).png|mini|Verlauf der Schlacht]]

=== Panzerschlacht ===

[[Datei:The British Army in France 1940 F4596.jpg|mini|Zwei ausgeschaltete britische Vickers Mk VI an der Straße zwischen Huppy und Saint-Maxent]]

Anstatt alle seine Panzer gleichzeitig gegen die deutschen Panzer antreten zu lassen, führte Weygand drei Angriffe nacheinander. Es war die bis dahin größte alliierte Panzerattacke des Westens seit dem Beginn des Krieges.

=== 27. Mai ===

Die 57. hielt dem Vorstoß stand; sie war auf ihren Verteidigungspositionen gut installiert.

Der Angriff der Alliierten begann um 6:00 Uhr morgens mit einem Feuerüberfall der französischen Artillerie. Die <abbr>''2<sup>e</sup>''</abbr> ''division légère'', unterstützt von einer britischen Panzerbrigade, griff auf der rechten Flanke von [[Hallencourt|Hocquincourt]], [[Frucourt]] und [[Saint-Maxent]], östlich der [[Route nationale 28]] zwischen [[Blangy-sur-Bresle|Blangy]] und Abbeville, und die ''5<abbr><sup>e</sup></abbr> division légère'' von der Bresle bis nördlich von [[Gamaches]] an. Die Angriffe brachen im Feuer von [[3,7-cm-PaK 36|37-mm-Panzerabwehrkanonen]] aus nächster Nähe bei Caumont und [[Huppy]] zusammen.<ref name=":0" />

Die Engländer verloren 66 Panzer und zogen sich am 27.&nbsp;Mai zurück. De Gaulle versuchte den Mont Caubert zu nehmen und attackierte drei Tage nacheinander mit 190 Panzern, dem 22. Kolonie-Infanterieregiment und 1200 dragons portés ([[Dragoner]] ?).

=== 28. Mai ===

Die Alliierten verloren in diesen Schlachttagen 260 Panzer und 200 Mann; auf deutscher Seite gab es 1200 Tote.

Die französischen Divisionen an der Bresle griffen erneut an, eroberten einige deutsche Vorposten und erreichten die Somme auf beiden Seiten des deutschen Brückenkopfes, scheiterten aber bei der Einnahme von Abbeville und St. Valery. Die ''<abbr>4<sup>e</sup></abbr> division cuirassée'' traf ein, die zwar noch improvisiert und unvollständig war und zuvor in der [[Schlacht von Montcornet]] am 17. Mai schwere Verluste erlitten hatte. Sie war gleichwohl wesentlich schlagkräftiger als die zuvor eingesetzten französischen Kavalleriedivisionen und verfügte über 137 Panzer und 14 Panzerwagen.

Der Angriff zeigte, dass sogar eine Panzerattacke manchmal von [[Infanterie]] aufgehalten werden kann, wenn die Infanterie gut aufgestellt und mit [[Panzerabwehrkanone]]n (PAK) ausgerüstet ist. Es zeigte sich, dass nur die [[Acht-Acht]] die Panzerung der schweren britischen Panzer vom Typ [[Matilda (Panzer)|Matilda II]] durchschlagen konnte.

Die Deutschen verwendeten diese Verteidigungstechnik vier Jahre später erneut, nämlich am 18.&nbsp;Juli 1944 bei der [[Schlacht um Caen]].

Die Division griff am 28. Mai auf beiden Seiten der Straße von Blangy nach Abbeville an, wurde aber von der Panzerabwehr in den Wäldern aufgehalten. Dem französischen Angriff war ein Artillerieschlag vorausgegangen, bei dem etwa 6.000 10,5-cm-Granaten auf Ziele bei Huppy abgefeuert worden waren. Um 17:00 Uhr rückten zwei Panzerbataillone auf die deutschen Stellungen vor und zerstörten die meisten [[Maschinengewehrnest]]er. Dabei gingen 18 Panzer verloren. Ein deutscher Gegenangriff wurde von einer neuen Welle französischer Panzer überrascht und überrannt, jedoch konnte die französische Infanterie nicht mithalten und die Panzer zogen sich im Laufe der Nacht zurück.

== Folgen und Fazit ==

Die Schlacht bei Abbeville gilt als ein tatsächlicher Erfolg. Dünkirchen fiel gleichwohl (schon) am 4.&nbsp;Juni. Die Schlacht allein reichte nicht, um das Kriegsglück zu wenden. Mit Blick auf die baldige Kapitulation Frankreichs – am [[Waffenstillstand von Compiègne (1940)|22.&nbsp;Juni 1940 in Compiègne]] – war die Schlacht nur eine Episode.

Zu dem Zeitpunkt, als sich die meisten französischen Panzer zurückgezogen hatten, war die französische Infanterie etwa 4,5 km in den Brückenkopf vorgedrungen, mehr als die Hälfte der Strecke bis zu den Somme-Brücken, und hatte etwa zweihundert Gefangene gemacht. Das von den Deutschen gehaltene Gebiet war auf etwa ein Sechstel seiner ursprünglichen Ausdehnung reduziert worden. Der deutsche Artilleriebeschuss wurde aufgrund der Ungewissheit über die Lage der französischen Stellungen eingestellt; auch De Gaulle wusste nichts über das Ausmaß des französischen Vorstoßes und die Verwundbarkeit der Deutschen. Er befahl den Panzereinheiten, sich während der Nacht auszuruhen und neu zu gruppieren, um bei Tagesanbruch (04:00 Uhr morgens) den Vormarsch fortzusetzen. Die Atempause ermöglichte es der deutschen Führung, sich zu erholen und eine neue Verteidigungslinie zu organisieren.<ref>Buffetaut, S. 129</ref>

Henri de Wailly war in seinem Buch ''De Gaulle sous le casque'' noch strenger: er verglich die Sturheit de Gaulles, die Front am Mont Caubert zu attackieren mit der Sturheit der französischen Ritter in der [[Schlacht von Crécy]] 1346.

=== Sonstiges29. bis 31. Mai ===

[[Datei:The British Army in France 1940 F4636.jpg|mini|Eine von den Briten erbeutete 8,8-cm-FlaK]]

General de Gaulle wurde am 24.&nbsp;Mai zum [[Brigadegeneral]] ernannt; die Ernennung trat zum 1.&nbsp;Juni in Kraft.

[[Datei:Renault B1 bis,Tanks in the Musée des Blindés, France, pic-9.jpg|mini|Renault-B1-Panzer]]

Am 29. Mai griffen die Franzosen mit der ''<abbr>4<sup>e</sup></abbr> division cuirassée'', unterstützt von Teilen der ''<abbr>2<sup>e</sup></abbr> division cuirassée'' und der ''<abbr>5<sup>e</sup></abbr> division cuirassée'', erneut an. Aufgrund der Verluste am Vortag konnten weit weniger Panzer eingesetzt werden. Verstärkt wurden sie durch die verbliebenen Panzer der britischen ''1st Armoured Division'', die der ''<abbr>5<sup>e</sup></abbr> division cuirassée'' unterstellt waren. Alle diese Einheiten konzentrierten ihren Angriff auf die Stellung Mont Caubert, wo die deutsche Moral noch immer niedrig war. Ein wichtiger Teil der deutschen Verteidigung war die Flak-Abteilung 64, die über etwa sechzehn 8,8-cm-FlaK Geschütze verfügte. Da sich die 37-mm-PaK gegen die schwereren französischen [[Renault Char B1|Renault-B1-Panzer]] als unwirksam erwiesen hatten, wurden sie durch [[10,5-cm-Leichtgeschütz 40|10,5-cm-Geschütze]] zur direkten Feuerunterstützung ergänzt. Am frühen Morgen kamen die Renault-B1-Panzer an den unteren westlichen und südlichen Hängen des Mont Caubert gegen geringen Widerstand der deutschen Infanterie gut voran.

Den flachen, gutes Schussfeld bietenden Gipfel des Mont Caubert konnten sie nicht einnehmen. Die B1-Panzer griffen mehrmals an und verbrauchten den größten Teil ihrer Munition. Zwei Kampfwagen gingen verloren, woraufhin sich die Angreifer auf die Hänge zurückzogen.

Nach der Schlacht von Abbeville wurde de Gaulle mit den folgenden Worten im Armeebefehl zitiert:

Gegen 21:00 Uhr waren die Flanken des deutschen Brückenkopfes angeschlagen und die französischen Einheiten konnten mit einem Zangenangriff von Osten und Westen her vorrücken. Die 37-mm-PaK Besatzungen zogen sich vor britischen Panzern zurück und das Gros der Infanterie folgte. Der Rückzug löste Panik unter den Versorgungs- und Transporttruppen im Brückenkopf aus, die über die Somme-Brücke nach Abbeville flohen.

Der französische Vormarsch konnte durch Heranführung von Wehrmachtseinheiten der 2. ID (mot.) gestoppt werden. Noch immer bildeten auf dem Mont Caubert 8,8-cm-Geschütze eine Sperre. Deutsche Gegenangriffe fanden südlich des Mont Caubert statt, blieben ohne Geländegewinn, sorgten aber für eine Stabilisierung der Lage. Weitere deutsche Gegenangriffe westlich bei [[Cambron]] wurden so bedrohlich, dass französische Kavalleriepanzer von der Ost- auf die Westseite des Brückenkopfes verlegt wurden, um sie abzuwehren.<ref>Buffetaut, S. 145</ref>

Dass es den Franzosen trotz einiger Erfolge nicht gelang, an diesen entscheidenden Tagen den Brückenkopf vollständig zu beseitigen, lag an der Ermüdung der seit Beginn des deutschen Einmarsches praktisch ständig im Einsatz befindlichen Truppen, den Panzerverlusten und dem von De Gaulle vermittelten falschen Eindruck, die Schlacht sei bereits gewonnen. Die Franzosen hatten etwa die Hälfte des Brückenkopfes und mehr als zwei Bataillone der 57. ID überrannt, den Wehrmachtsverbänden schwere Verluste zugefügt und etwa 200 Gefangene gemacht. Gleichwohl konnte sich die deutsche Infanterie wieder sammeln und ihre Stellungen praktisch ohne Gegenwehr wieder besetzen.<ref>Ellis, S. 261</ref>

Die französische Offensive endete am 30. Mai. Die Franzosen hatten in drei Tagen 105 Panzer verloren.<ref>de Wailly, S. 268</ref>

=== 1. bis 3. Juni ===

Weygand gab die Gegenoffensive nach Norden über die Somme und die [[Aisne]] am 1. Juni auf, wollte aber die Angriffe auf die deutschen Brückenköpfe südlich der Somme als Abwehrmaßnahme gegen die erwartete deutsche Offensive gegen Paris fortsetzen. Das Oberkommando nahm eilig Umgruppierungen vor, um die Kräfte für einen Angriff am 4. Juni neu zu formieren. Die britische ''51st (Highland) Division'' war von Osten herangeführt worden; sie löste zwei der französischen Divisionen bei Abbeville ab, ohne dass die Kampfhandlungen wieder aufflammten.<ref>Ellis, S. 265</ref>

=== 4. Juni ===

[[Datei:The British Army in France 1940 F4698.jpg|mini|Der britische General Victor Fortune (einige Tage nach der Schlacht bei Abbeville)]]

Ohne ausreichende Vorbereitung sollte unter dem Kommando des britischen Generals Victor Fortune um 03:00 Uhr nachts ein erneuter Angriff die Deutschen vom Südufer der Somme vertreiben.

Nach artilleristischer Vorbereitung und anfänglichen Erfolgen der Infanterie blieben die alliierten Panzer in [[Minenfeld]]ern und dem Feuer der deutschen PaK liegen. Nur wenige Kampfwagen erreichten den Fuß des Mont Caubert und Mesnil-Trois-Foetus/[[Moyenneville (Somme)|Moyenneville]]. Durch schweres Abwehrfeuer wurden sie zurückgeschlagen. Nur sechs der 30 schweren Panzer und 60 der 120 leichten Panzer kehrten an den Ausgangspunkt zurück.<ref>Ellis, S. 266</ref>

Ein Angriff im Osten, südlich von [[Mareuil-Caubert|Caubert]], scheiterte an gut eingegrabenen deutschen Maschinengewehrnestern, obwohl zwei Züge Infanterie in Caubert eindringen konnten, die aber abgeschnitten wurden. Die Verluste betrugen hier 563 Mann. Auch auf der linken, westlichen Seite wurde ein Angriff schnell von deutschen Truppen gestoppt, die sich in den Wäldern westlich von Mesnil-Trois-Foetus verschanzt hatten.

== Folgen und Fazit ==

Obwohl der deutsche Brückenkopf stark eingedrückt und stellenweise überrannt wurde, konnte er von der Wehrmacht behauptet werden. Eine wesentliche Entlastung der eingeschlossenen alliierten Truppen im Norden wurde nicht erreicht.

Dünkirchen fiel am 4.&nbsp;Juni, wobei die Entscheidung der Briten zur Evakuierung der BEF schon zehn Tage zuvor gefallen war. Mit Blick auf die Kapitulation Frankreichs am 22.&nbsp;Juni war die Schlacht nur eine Episode.<ref>Jackson, S. 257</ref>

{{Zitat|Le 7 mai 1940, à peine formée, la 4. DCR, sur les ordre du colonel de Gaulle a été jeté dans la bataille. Isolée de toute unité combattante au nord de l'Aisne au cours d'actions sur Montcornet, Crécy-en-Serre et dans les massif de Laon, a pris l'ascendant sur l'ennemi. Quelques jours plus tard, par une série de fougueuses attaques, a arrêté l'ennemi débouchant d'Abbeville ... La 4. DCR a bien mérité de la Patrie.}}

== Literatur ==

(etwa: gerade erst formiert wurde die 4. DCR unter Befehl von Colonel de Gaulle in die Schlacht geworfen. Im Norden der Aisne von jeder mitkämpfenden Einheit isoliert – im Zuge der Aktionen auf Montcornet, Crécy-en-Serre und im Massiv von Laon – nahm sie den aufsteigenden Weg zum Feind. Einige Tage später hat sie durch eine Serie von heftigen Attacken den Feind gestoppt, der aus Abbeville herauskam. ... Die 4. DCR hat sich sehr um das Vaterland verdient gemacht).

* {{Literatur |Autor=Yves Buffetaut |Titel=Le Mois Terrible: La Bataille d’Abbeville |TitelErg=Grandes batailles de la Seconde Guerre mondiale |Sammelwerk=Armes Militaria Magazine |Band=21 |Datum=1996 |Sprache=fr |OCLC=41612528}}

* {{Literatur |Autor=Major L.F. Ellis |Titel=The War in France and Flanders 1939–1940 |Sammelwerk=History of the Second World War United Kingdom Military Series |Verlag=Naval & Military Press |Datum=2004 |ISBN=978-1-84574-056-6|Sprache=en}}

* {{Literatur |Autor=[[Heinz Guderian]] |Titel=Erinnerungen eines Soldaten |Auflage=18 |Verlag=Motorbuch |Ort=Stuttgart |Datum=2003 |ISBN=3-87943-693-2}}

* {{Literatur |Autor=Julian T. Jackson |Titel=The Fall of France: The Nazi Invasion of 1940 |Auflage=1 |Verlag=Oxford University Press |Ort=Oxford |Datum=2003 |Sprache=en |ISBN=978-0-19-280550-8}}

* {{Literatur |Autor=B, Karslake |Titel=1940 The Last Act: The Story of the British Forces in France after Dunkirk |Verlag=Leo Cooper |Ort=London |Datum=1979 |ISBN=978-0-85052-240-2|Sprache=en}}

* {{Literatur |Autor=Henri de Wailly |Titel=De Gaulle sous le casque, Abbeville 1940 |Verlag=Librairie académique Perrin |Ort=Paris |Datum=1990 |ISBN=9782262007638 |Online=https://www.cairn.info/abbeville-1940--9782262007638.htm|Sprache=fr}}

== Weblinks ==

{{Commonscat|Battle of Abbeville|Schlacht bei Abbeville}}

* [http://www.chars-francais.net/ Tagesbefehle und Kriegstagebuch von beteiligten Einheiten (französisch)]

== FußnotenEinzelnachweise ==

<references responsive />

[[Kategorie:Schlacht des Zweiten WeltkriegsWestfeldzugs|Abbeville]]

[[Kategorie:WestfeldzugFranzösische Militärgeschichte (Zweiter Weltkrieg)]]

[[Kategorie:Britische Militärgeschichte (Zweiter Weltkrieg)]]

[[Kategorie:Konflikt 1940]]

[[Kategorie:Abbeville]]

[[Kategorie:Geschichte (PicardieHauts-de-France)]]

[[Kategorie:Französische Militärgeschichte (Erster Weltkrieg)]]