„Sedisvakantismus“ – Versionsunterschied – Wikipedia


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[[Datei:Cathedra Petri - carolingian throne.jpg|mini|Der Stuhl Petri ist nach Meinung der Sedisvakantisten seit Jahrzehnten unbesetzt]]

[[Datei:Sede vacante.svg|mini|Wappentimbrierung bei Sedisvakanz]]

'''Sedisvakantismus''' (von {{laS|sedes}} ‚Sitz‘ und ''{{lang|la|vacans}}'' ‚leer‘), auch als '''Sedisvakanzthese''' bezeichnet, ist eine theologische Auffassung, nach der es zurzeit keinen rechtmäßigen [[Papst]] gebe. Im Unterschied zu einer natürlichen [[Sedisvakanz]] des [[Heiliger Stuhl|Heiligen Stuhles]] durch Ableben oder Amtsverzicht eines Papstes unterstellen Sedisvakantisten eine außerordentliche Sedisvakanz, indem sie erklären, dass der gerade amtierende Papst kein rechtmäßiger Amtsträger sei. Meist wird diese ''längste Vakanz der Kirchengeschichte'' mit dem Ende des Pontifikats des vermeintlich letzten legitimen Papstes [[Pius XII.]] angenommen, teilweise auch mit dem Ende des Pontifikats von [[Pius XI.]], dem Amtsantritt von Papst [[Paul VI.]], dem Ende des [[Zweites Vatikanisches Konzil|Zweiten Vatikanischen Konzils]] oder der Liturgiereform Pauls VI.

== Allgemeines ==

=== Der Begriff des Sedisvakantismus ===

=== Vorgeschichte ===

In der [[Kirchengeschichte]] kam es wiederholt zu Uneinigkeiten darüber, ob ein Papst gültig gewählt wurde oder nicht. Infolge solcher Auseinandersetzungen haben wiederholt einzelne Gruppen oder Gläubige einem bestimmten Papst den Gehorsam verweigert. Diese Verweigerungen waren aus Sicht des abgelehnten Papstes [[Schisma|schismatische Handlungen]], die bisweilen auch zu Abspaltungen führten. Ein Beispiel hierfür wäre etwa das [[Großes Abendländisches Schisma|Große Abendländische Schisma]]. Nicht selten führte die Nichtanerkennung eines Papstes auch zur Aufstellung von [[Gegenpapst|Gegenpäpsten]]. Obwohl es auch moderne Gegenpäpste gibt, haben diese in den meisten Fällen wenig mit Sedisvakantismus zu tun; denn wer einem modernen Gegenpapst anhängt, behauptet ja gerade nicht, dass es aktuell keinen Papst gäbe.

[[Schisma|Schismen]] tauchten in der [[Kirchengeschichte]] wiederholt auf. So gab es in der Kirchengeschichte immer wieder Gruppen, die zwar das Papsttum anerkannten, einen bestimmten Papst aber ablehnten und sich deshalb abspalteten, meist aus theologischen, oft aber auch aus politischen oder kirchenrechtlichen Gründen. Dies führte mehrmals zur Aufstellung von [[Gegenpapst|Gegenpäpsten]]. Der Begriff Sedisvakantismus ist jedoch neueren Ursprungs.

=== Kirchenrechtliche Aspekte ===

In kirchenrechtlicher Hinsicht ist vor allem der Begriff des Schismas nach can. 751 CIC von Bedeutung. Ein Schisma ist definiert als ''Verweigerung der Unterordnung unter den Papst oder der Gemeinschaft mit den diesem untergebenen Gliedern der Kirche''. Aus Sicht der römischen Kirche verweigert derjenige, der als Sedisvakantist die Rechtmäßigkeit des amtierenden Papstes bestreitet, offenkundig die Unterordnung unter den Papst, nimmt also eine schismatische Haltung ein. Da die Sedisvakantisten aber nicht das Papsttum schlechthin ablehnen, also nicht die Unterordnung unter jedweden Papst verweigern, sondern nur besondere Umstände behaupten, die dazu führen, dass gerade der aktuell amtierende Papst nicht wahrer Papst sei, verwirklichen sie den Tatbestand des Schismas aus ihrer eigenen Sicht nicht. Vielmehr erheben sedisvakantistische Gruppen oftmals ihrerseits den Vorwurf des Schismas gegen diejenigen, die dem amtierenden Papst folgen, weil sie, aus dieser Perspektive betrachtet, ja einem falschen Papst folgen, statt sich dem – noch zu findenden – wahren Papst unterzuordnen.

Die Vakanz des Stuhles Petri ist nach Auffassung der [[Römisch-katholische Kirche|römisch-katholischen Kirche]] ein schwerer Notstand, da letzte Binde- und Lösegewalt der Kirche in dieser Zeit nicht ausgeübt werden kann. Daher muss eine Vakanz so schnell wie möglich beendet werden. Wer eine außerordentliche Vakanz (trotz eines vorhandenen Trägers des Petrusamtes) aufgrund theologischer, nicht kirchenrechtlicher, Kriterien behauptet, steht vor der großen Schwierigkeit, sein eigenes Urteil über das des legitimen Papstes stellen zu müssen.

Terminologisch macht das die Dinge nicht immer einfach, weil die Sedisvakantisten von sich selbst als der ''Römisch-katholischen Kirche'' sprechen und die als „Römisch-katholisch“ bekannte Amtskirche als ''Vatikanum-2-Sekte'' oder ''Konzilskirche'' (obwohl dieser Ausdruck eigentlich auf Kardinal Benelli zurückgeht) bezeichnen.

=== Inhaltliche Ansichten ===

Der Sedisvakantismus zu Ende des 20. und Beginn des 21. Jahrhunderts ist im Wesentlichen in [[Katholischer Traditionalismus|traditionalistischen]] Kreisen verbreitet, die die letzten Päpste einschließlich des gegenwärtigen für [[Häresie|Häretiker]] halten. Hinsichtlich des Beginns der Sedisvakanz gibt es unterschiedliche Meinungen, genannt wird beispielsweise der Beginn des [[Pontifikat]]s [[Paul VI.|Pauls VI.]] im Jahr 1963. Überwiegend wird jedoch vertreten, Papst [[Pius XII.]] († 1958) sei der letzte legitime Papst gewesen. Inhaltlich wird die Auffassung meist damit begründet, dass die Lehre des [[Zweites Vatikanisches Konzil|Zweiten Vatikanischen Konzils]] zahlreiche [[Häresie]]n enthalte und darum ''[[ipso facto]]'' ein Amtsverlust der diese Lehren vertretenden Päpste eintrete. Insbesondere zählt dazu das Dogma ''[[Extra ecclesiam nulla salus]]''. [[Johannes Paul II.]] gilt dieser Ansicht zufolge als nicht rechtmäßiger Amtsinhaber, da er die [[Weltgebetstreffen]] initiierte, die als häretisch angesehen werden. [[Benedikt XVI.]] wiederum habe sich durch die Seligsprechung Johannes Pauls II. selbst exkommuniziert.<ref>vgl. {{Webarchiv|url=http://www.domusmarcellefebvre.it/ukrainische_bischofe.html |wayback=20170224213843 |text=Schreiben an Benedikt XVI. |archiv-bot=2024-05-07 21:57:40 InternetArchiveBot }} von Bischöfen der separatistischen [[Ukrainische orthodoxe griechisch-katholische Kirche|Ukrainischen orthodoxen griechisch-katholischen Kirche]] vom 12. Februar 2011 auf der Internetplattform von Marcel Lefebvre</ref>

=== TheoretischeInhaltliche GrundlagenPositionen ===

Die inhaltlichen Positionen, die der Sedisvakantismus zum Ausgangspunkt für seine Auffassung, der amtierende Papst übe sein Amt nicht rechtmäßig aus, nimmt, lassen sich in der Regel auf zwei Aspekte zurückführen: Die Ablehnung zentraler Texte und Lehren des Zweiten Vatikanums einerseits und die Vorbehalte gegen die Liturgiereformen im XX. Jahrhundert andererseits.

Ein Teil der Sedisvakantisten beruft sich dabei auf die Theorie des ''Papa haereticus'' von [[Robert Bellarmin]] und der ''absoluten Temerität'' des Lehramtes, einer These der [[Neuscholastik]]. Die erste ausführliche Begründung der These einer nachkonziliaren Sedisvakanz legte 1995 der Theologe [[Johannes Rothkranz]] in seinem zweibändigen Werk ''Die Konzilserklärung über die Religionsfreiheit'' vor. Einige Jahre später versuchte Pfarrer Manfred Adler in einer Kleinschrift<ref>{{Literatur |Autor=Manfred Adler |Titel=Das allgemeine Recht auf Religionsfreiheit. Anmerkungen zu einem Buch von Johannes Rothkranz |Verlag=EOS |Ort=St. Ottilien |Datum=1999 |ISBN=3-88096-898-5}}</ref>, die These zu widerlegen.

==== Ablehnung des Zweiten Vatikanischen Konzils ====

[[Datei:Vatican II in session.jpg|mini|Die Beschlüsse des II. Vatikanums werden von Sedisvakantisten weitgehend verworfen.]]

Von den Lehren des zweiten Vatikanums wird vor allem die Erklärung über die Religionsfreiheit abgelehnt, die mit dem Grundsatz ''Extra ecclesiam salus non est'' unvereinbar sein soll.

Der Rückschluss von dieser Ablehnung der Lehre des Konzils auf die fehlende Legitimität der „Konzilspäpste“ wiederum wird mit dem Grundsatz der Unfehlbarkeit des Lehramts gerechtfertigt. Wenn es wahr ist, dass die Kirche bei der Verkündung von lehramtlichen Äußerungen nicht irren kann, und wenn es weiterhin wahr ist, dass das Zweite Vatikanische Konzil unwahre lehramtliche Äußerungen verkündet hat, dann kann das Zweite Vatikanum kein gültiges Konzil gewesen sein. Wenn aber die Päpste des Konzils und die nachkonziliaren Päpste sich auf diese Lehren berufen und sich diese zu eigen machen, dann verkünden auch diese Päpste unwahre lehramtliche Positionen und können mithin keine wahren Päpste sein.

Oftmals berufen sich Sedisvakantisten hierbei auf die Theorie des ''Papa haereticus'' von [[Robert Bellarmin]] und der ''absoluten Temerität'' des Lehramtes, einer These der [[Neuscholastik]].

==== Liturgiereform ====

[[Datei:Traditional Latin Mass - Elevation.jpg|mini|Die Abschaffung der tridentinischen Messfeier wird von Traditionalisten nicht akzeptiert.]]

Ein anderer, meist parallel zur Ablehnung der Lehren des II. Vatikanums vertretener Ansatz ist die Kritik an der Liturgiereform. Diese wiederum bezieht sich zentral auf zwei Aspekte: die Veränderungen der Messfeier und die Modifizierung der Weiheriten.

===== Eucharistie =====

Mit der Kritik an der Modifizierung der Messfeier und der Verdrängung der tridentinischen Messe durch Paul VI. vereinen sich die Sedisvakantisten mit den [[Katholischer Traditionalismus|Traditionalisten]]. Argumentiert wird hier im Wesentlichen damit, dass der ''Mahlgedanke'' die ''Opferfeier'' verdrängt habe und die Messe sich zu stark dem protestantischen Abendmahl angenähert habe. Wesentlich ist hierbei, dass nicht alle Traditionalisten auch Sedisvakantisten sind. Etliche Gruppen und Ansichten halten an der Gemeinschaft mit dem Papst fest und wollen die Messe trotzdem im „alten“ Ritus feiern.

===== Weiheriten =====

Weiter vertreten viele Sedisvakantisten die Auffassung, dass die Priester- und Bischofsweihen nach den von Paul VI. promulgierten Messbüchern ungültig sei. Die Konsequenzen dieser Auffassung sind erheblich. Wenn es zuträfe, dass die Priester des „novus ordo“ nicht gültig geweiht sind, wären auch die von ihnen gespendeten Sakramente mit Ausnahme der Taufe nicht gültig. Gläubige könnten bei diesen Priestern also weder die Absolution empfangen noch die Kommunion. Wenn es zudem zuträfe, dass auch die Bischofsweihen ungültig sind, dann könnten die nach dem „neuen“ Ritus geweihten Bischöfe ihrerseits weder Priester noch Bischöfe wirksam weihen, wodurch in letzter Konsequenz die [[Apostolische Sukzession]] abzubrechen drohte.

==== Thesen zum Beginn der außerordentlichen Sedisvakanz ====

[[Datei:Pius XII with Monsignor Montini.jpg|mini|Pius XII. (am Schreibtisch) war nach Meinung der meisten Sedisvakantisten der letzte rechtmäßige Papst – seinem Nachfolger Paul VI. hingegen (hier als Monsignore Montini im Hintergrund) sprechen nahezu sämtliche Sedisvakantisten die Legitimität ab.]]

Die meisten sedisvakantistischen Stellungnahmen nehmen eine außerordentliche Vakanz seit dem Ende des „letzten legitimen Papstes“ an, in dem sie Pius XII. sehen. Es gibt hier aber mehrere Sichtweisen. Die Unklarheit bezüglich des Eintritts der Sedisvakanz ist auch ein von den Gegnern des Sedisvakantismus wiederholt angeführtes Argument gegen diese Lehre. (Anmerkung: Die Darstellung der verschiedenen Positionen als „These I, II“ usw. ist keine der Literatur zu entnehmende Terminologie, sondern erfolgt ausschließlich zum Zwecke der Darstellung in diesem Text.)

===== These I: Pius XI. war der letzte legitime Papst =====

Gelegentlich wird angenommen, dass bereits Pius XII. kein rechtmäßiger Inhaber des Papstamtes war. Folgt man dem, war der letzte legitime Papst der 1939 verstorbene [[Pius XI.]] Die Argumentation gegen die Rechtmäßigkeit des Pontifikats Pius XII. haben allerdings nur geringe Gefolgschaft gefunden. Es wird mit den erheblichen Veränderungen argumentiert, die auch Pius XII. an der Messfeier und insbesondere an der Liturgie des Osterfestes, vor allem des Karfreitags vorgenommen hat. Meist ist dieses Argument aber nur als ein gegen den Sedisvakantismus gerichtetes zu finden. Es lautet dann etwa: „Mit welcher Berechtigung werden die Änderungen, die Pius XII. an der Liturgie vornahm, akzeptiert, diejenigen von Paul VI. aber verworfen?“

Zuletzt war es wohl eine kleine Gruppe um den Schweizer Verleger Andreas Pietsch, die in einem „Öffentlichen Glaubensbekenntnis“ im Jahr 2006 die Vakanz des päpstlichen Stuhls seit 1939 behauptet haben.<ref>[http://kirche-und-sedisvakantismus.org/component/search/?searchword=Pius%20XII.&searchphrase=all&Itemid=475 Internetseite von Andreas Pitsch zur Glaubenserklärung]</ref>

===== These II: Pius XII. war der letzte legitime Papst =====

Die Auffassung, dass die Päpste seit Pius XII. ihr Amt nicht mehr rechtmäßig ausgeübt beziehungsweise innegehabt haben, ist, wie erwähnt, die am meisten verbreitete. Sie erklärt sich unmittelbar aus der Ablehnung des von Johannes XXIII. einberufenen Zweiten Vatikanischen Konzils.

===== These III: Johannes der XXIII. war der letzte legitime Papst =====

Teilweise wird Johannes XXIII. noch für einen legitimen Papst gehalten. Die von ihm im Missale 1962 vorgenommenen Änderungen der Liturgie waren längst nicht so weitgehend wie diejenigen Pauls VI. und sind für viele Traditionalisten noch hinnehmbar. Auch hat er die Lehren des II. Vatikanums, die von den Sedisvakantisten vor allem angegriffen werden, wegen seines schon 1963 erfolgten Todes nicht mehr selbst verkündet.

===== These IV: Die Sedisvakanz begann mit dem Ende des II. Vatikanischen Konzils =====

Unmittelbar auf die angeblichen Unvereinbarkeit der Beschlüsse des Konzils mit der unfehlbaren und unwandelbaren Lehre der Kirche stellt die Auffassung ab, die eine Verwirkung des päpstlichen Amtes in der Person Pauls VI. als ''papa haereticus'' entweder mit der Beendigung des Konzils oder mit der Verabschiedung der Erklärung über die Religionsfreiheit annimmt.

===== These V: Die Sedisvakanz begann mit der Einführung der Liturgiereform Pauls VI. =====

[[Datei:StMarysWestMelbAltar.jpg|mini|Der [[Volksaltar]] wurde zum Symbol der Liturgiereform in Folge des Zweiten Vatikanischen Konzils, die von Sedisvakantisten abgelehnt wird.]]

Ähnlich wie die vorige These argumentiert die Annahme, die außerordentliche Sedisvakanz sei durch die Promulgation der Liturgiereform durch Paul VI. erfolgt damit, dass die vermeintliche „Zerstörung der tridentinische Messe“ eine den Vorwurf der Häresie begründende Abkehr von der katholischen Lehre sei.

===== These VI: Die Sedisvakanz begann mit dem Weltgebetstreffen 1986 =====

Das Weltgebetstreffen von Assisi 1986 ist für viele Sedisvakantisten ein deutliches Zeichen dafür, dass Johannes Paul II. kein legitimer Papst der römisch-katholischen Kirche sein kann. Dieses Argument wird jedoch kaum isoliert von der Ablehnung des Papsttums Pauls VI. verwendet, so dass es meistens mit dem Hinweis, „spätestens“ seit diesem Zeitpunkt sei der päpstliche Thron verwaist, gebraucht wird. Spiegelbildlich wurde Papst Benedikt XVI. von der [[Ukrainische orthodoxe griechisch-katholische Kirche|Ukrainischen orthodoxen griechisch-katholischen Kirche]] mit dem „Ausschluss aus dem mystischen Leib Christi“ für den Fall gedroht, dass er „den Apostaten“ [d. i. Johannes Paul II.] tatsächlich selig spräche.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.domusmarcellefebvre.it/ukrainische_bischofe.html |wayback=20170224213843 |text=Schreiben an Benedikt XVI. }} von Bischöfen der separatistischen ''Ukrainischen orthodoxen griechisch-katholischen Kirche'' vom 12. Februar 2011 auf der Internetplattform von Marcel Lefebvre</ref>

===== These VII: Die Sedisvakanz entstand, weil die Wahl von Papst Franziskus 2013 ungültig war =====

Gelegentlich wird vertreten, dass eine außerordentliche Sedisvakanz nach dem Rücktritt Benedikts XVI. im Jahr 2013 eingetreten sei, weil die Wahl seines Nachfolgers ungültig gewesen sei. Ludwig Neidhart referiert über drei Einwände, die gegen die Gültigkeit der Wahl von Papst Franziskus vorgebracht werden:<ref>[https://www.ludwig-neidhart.de/Downloads/Sedisvakantismus.pdf Ludwig Neidhart: ''Sedisvakantismus'', Vortrag im Priesterseminar St. Petrus in Wigratzbad am 3. März 2022, S. 13f.]</ref>

Der erste Einwand knüpfe an die Überlegung an, dass der Rücktritt Benedikt XVI. erzwungen und damit ungültig gewesen sein soll.<ref>[https://www.ludwig-neidhart.de/Downloads/Sedisvakantismus.pdf Ludwig Neidhart: ''Sedisvakantismus'', Vortrag im Priesterseminar St. Petrus in Wigratzbad am 3. März 2022, S. 13]</ref> Wäre dies der Fall gewesen, hätte ein neuer Papst nicht gewählt werden können. Dies sollte in Wahrheit aber bedeuten, dass eine Sedisvakanz nicht eintreten konnte, solange Benedikt XVI. am Leben war, so dass hier der Eintritt der Sedisvakanz also nicht 2013, sondern erst 2023 angenommen werden müsste.

Der zweite Einwand betrifft angebliche Absprachen im Vorfeld des Konklaves durch die sogenannte ''St. Gallen Gruppe''. Da die Regelungen über die Papstwahl Absprachen unter den Kardinälen verbiete, es in einer Gruppe, die sich in St. Gallen getroffen hätte, aber Absprachen über die Wahl von José Maria Bergoglio, den späteren Papst Franziskus, gegeben habe, seien diejenigen, die sich an der Absprache beteiligt hätten ipsco facto exkommuniziert gewesen, weswegen sie im [[Konklave 2013]] kein Stimmrecht hätten ausüben können.<ref>[https://www.ludwig-neidhart.de/Downloads/Sedisvakantismus.pdf Ludwig Neidhart: ''Sedisvakantismus'', Vortrag im Priesterseminar St. Petrus in Wigratzbad am 3. März 2022, S. 13]</ref>

Der dritte Einwand ist ein eher formales Argument. Am Abend des 13. März 2013 sei der vierte Wahlgang durchgeführt worden, der aber, weil eine Stimme zu viel abgegeben worden war, ungültig gewesen sei. Der fünfte Wahlgang hätte unmittelbar im Anschluss stattgefunden und eine ausreichende Mehrheit für Bergoglio erbracht. Tatsächlich hätte ein fünfter Wahlgang nach den Regelungen von UNIVERSI DOMINICI GREGIS erst am nächsten Tag durchgeführt werden dürfen.<ref>[https://www.ludwig-neidhart.de/Downloads/Sedisvakantismus.pdf Ludwig Neidhart: ''Sedisvakantismus'', Vortrag im Priesterseminar St. Petrus in Wigratzbad am 3. März 2022, S. 13]</ref>

Neidhart findet alle Thesen aus kirchenrechtlicher Sicht letztlich nicht überzeugend.<ref>[https://www.ludwig-neidhart.de/Downloads/Sedisvakantismus.pdf Ludwig Neidhart: ''Sedisvakantismus'', Vortrag im Priesterseminar St. Petrus in Wigratzbad am 3. März 2022, S. 14]</ref>

===== These VIII: Die Sedisvakanz begann mit dem Tode Benedikts XVI. 2022 =====

Eine vergleichsweise junge Form des Sedisvakantismus geht von der Annahme aus, der Amtsverzicht Benedikts XVI. 2013 sei ungültig. Die Konsequenz einer solchen These wäre einerseits, dass Papst Franziskus nicht wirksam gewählt worden sein kann und seine Amtshandlungen ungültig seien, andererseits, dass Benedikt XVI. in Wahrheit auch über den 28. Februar 2013, zu welchem seiner Rücktrittserklärung zufolge die Sedisvakanz eintreten sollte, im Amt geblieben wäre. Sein Pontifikat hätte demnach wohl erst mit seinem Tode am 31. Dezember 2022 geendet. Die praktischen Konsequenzen einer solchen Annahme sind noch kaum diskutiert, zumal sowohl Benedikt XVI. selbst als auch sein Vertrauter [[Georg Gänswein]] nie einen Zweifel an der Gültigkeit des erklärten Rücktritts zugelassen haben.

==== Einzelne Begründungen der Sedisvakanzthese ====

Wie schon soeben bei der Erörterung der Frage des Beginns der angenommenen Sedisvakanz gesehen, sind auch bei den konkreten Begründungen der Sedisvakanz-Theorie erhebliche Unterschiede in Umfang, Form und Inhalt zu erkennen.

===== Die Deklaration von Erzbischof Thuc =====

Der vietnamesische Erzbischof Thuc (s. u.) nimmt in verschiedener Hinsicht eine besondere Stellung unter den Sedisvakantisten ein. Vielfach auch innerhalb des Sedisvakantismus kritisiert, bleibt er der einzige geweihte Bischof der einerseits Teil der Hierarchie der römischen Amtskirche war und sich andererseits offen zum Sedisvakantismus bekannte. Am 25. Februar 1982 veröffentlichte Thuc in München – Thuc hielt sich in dieser Zeit bei der Münchener Gruppe um Eberhard Heller und die Zeitschrift „Einsicht“ auf – eine Deklaration, mit der er die Zustände der Kirche beklagte, die, obwohl scheinbar im Wachstum, nicht gottgefällig sei, weil die Messen protestantisch und die Art der Sakramentenspendung nicht gottgefällig sei. Die Priester hingen falschen Tendenzen wie dem Modernismus oder dem Ökumenismus an und seien nicht mehr gewillt, Häresien zu verurteilen.

Der wenig in die Tiefe gehende Text der Deklaration schließt jedoch mit einer sehr eindeutigen Aussage: Als Römisch-katholischer Bischof urteile er, dass der Platz des Oberhauptes der Kirche vakant sei. Ihm obliege es daher, alles zu tun, damit die katholische Kirche in der Erfüllung ihrer Sendung für das Heil der Seelen aushalten könne.

===== Johannes Rothkranz: Sedisvakanz seit 1965 =====

Ein Teil der Sedisvakantisten beruft sich dabei auf die Theorie des ''Papa haereticus'' von [[Robert Bellarmin]] und der ''absoluten Temerität'' des Lehramtes, einer These der [[Neuscholastik]]. Ein Beispiel hierfür ist der der Theologe [[Johannes Rothkranz]], der in seinem zweibändigen, 1995 erschienenen Werk ''Die Konzilserklärung über die Religionsfreiheit'' damit argumentiert, dass Papst Pius IX. am 8. Dezember 1864 in der Enzyklika [[Quanta Cura]] (Syllabus Nr. 15, DH 2915) die Religionsfreiheit verurteilt habe und dies ein formales Dogma gewesen sei. Papst Paul VI., habe nun das Gegenteil dieses Dogmas dogmatisiert, als er am 7. Dezember 1965 die Forderung der Religionsfreiheit durch das Zweite Vatikanum in der Erklärung [[Dignitatis humanae]] (vgl. DH 4240–4245) verkündete. Durch diesen Akt der absoluten Temerität habe Paul VI. sein Amt verloren, und so sei es am 7. Dezember 1965 zur gegenwärtigen außerordentlichen Sedisvakanz gekommen<ref> Johannes Rothkran:,'' Die Konzilserklärung über die Religionsfreiheit. Ein Dokument des II. Vatikanums und seine Folgen'', Durach, 1995</ref>.

Einige Jahre später versuchte Pfarrer [[Manfred Adler]] in einer Kleinschrift<ref>{{Literatur |Autor=Manfred Adler |Titel=Das allgemeine Recht auf Religionsfreiheit. Anmerkungen zu einem Buch von Johannes Rothkranz |Verlag=EOS |Ort=St. Ottilien |Datum=1999 |ISBN=3-88096-898-5}}</ref>, die These zu widerlegen.

===== Guérard des Lauriers: Cassiciacum-These =====

Der Dominikaner Guérard des Lauriers legte im Mai 1979 eine eigenständige Begründung der Sedisvakanz des Apostolischen Stuhls vor, die zugleich eine wesentliche Modifizierung der Sedisvakanz-Theorie enthielt. Er argumentiert, dass die nachkonziliaren Päpste zwar im Besitz einer gültigen Wahl zum Papst seien, das Amt aber aufgrund eines offensichtlichen Defekts durch die von ihnen vertretenen Häresien nicht mit Vollmacht ausüben könnten. Während die auf Bellarmin zurückgehende Erklärung lautet ''papa haereticus non est papa'', sagt Guérard des Laurieres über Paul VI. (und seine Nachfolger), dass er ''papa materialiter non formaliter'' sei. Diese Auffassung wurde, weil sie erstmals in der von Guérard des Lauriers eigens zu diesem Zweck ins Leben gerufenen Zeitschrift ''Cahiers de Cassiciacum'' als ''Cassiciacum-Hypothese'' bekannt und später als ''Sedisprivationismus'' bezeichnet. Zumindest in der Theorie ergeben sich zwischen dem Sedisvakantismus und dem Sedisprivationismus erhebliche Unterschiede, weswegen um die Cassiciacum-Hypothese teilweise heftig gestritten wird. Das Thema soll daher im Zusammenhang mit den Variationen und Abgrenzungen des Sedisvakantismus ausführlicher behandelt werden.

==== Theoretische Zurückweisungen des Sedisvakantismus ====

===== Ludwig Neidhart =====

In einem 2022 in Witzigrad gehaltenen Vortrag formuliert der Theologe [[Ludwig Neidhart]] drei Argumente gegen die Sedisvakanzthese:

Als erstes benennt er die ''logische Inkonsequenz'', die darin liegen soll, dass ein Papst entweder sein Amt in dem Moment verliere, wo er etwas Falsches dogmatisiere oder ein formales Dogma leugne, oder dass ein irrender Papst sein Amt schon vorher verloren hätte. Im ersten Fall seien alle nachkonziliaren Päpste noch im Amt, weil sie gerade kein neues Dogma hätten verkünden wollen, im zweiten Falle müssten auch frühere im Irrtum befindliche Päpste ihr Amt verloren haben. Da die Vertreter des Sedisvakantismus beide Aussagen ablehnten, erscheine das Konstrukt logisch inkonsequent.<ref>[https://www.ludwig-neidhart.de/Downloads/Sedisvakantismus.pdf Ludwig Neidhart: ''Sedisvakantismus'', Vortrag im Priesterseminar St. Petrus in Wigratzbad am 3. März 2022, S. 12]</ref>

Das zweite von Neidhart vorgebrachte Argument liegt in den ''fehlenden Notae Ecclesiae''. Nach der Sedisvakanzthese seien die vier im Glaubensbekenntnis genannten Erkennungsmale der „einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche“ offenbar nicht mehr im Vollsinn vorhanden. An der Einheit fehle es, weil diese die Einheit mit dem Papst bedinge. Ebenso sei die Katholizität nicht gegeben, weil keine der Kleingruppen als der Berg betrachtet werden könne, der die ganze Erde erfülle (Dan. 2, 35) oder die Stadt, die niemandem verborgen bleiben kann (Mt. 5, 14). Gerade dies sei aber die biblische Beschreibung der Katholizität.<ref>[https://www.ludwig-neidhart.de/Downloads/Sedisvakantismus.pdf Ludwig Neidhart: ''Sedisvakantismus'', Vortrag im Priesterseminar St. Petrus in Wigratzbad am 3. März 2022, S. 12]</ref>

Schließlich benennt Neidhart als drittes Argument die ''fehlende Kontinuität des Papstamtes''. Es sei ein auf Mt. 16, 18 gestützter katholischer Glaubenssatz, dass die Kirche auf dem Fundament des Petrusamtes ruhe und die Mächte der Hölle sie nicht überwältigen können. Daraus folge, dass es „immer“ einen Papst geben werde und das sei mit einer nunmehr angeblich seit Jahrzehnten andauernden Sedisvakanz nicht vereinbar. Das ergebe sich auch aus der dogmatischen Konstitution [[Pastor Aeternus]] vom 18. Juli 1870, mit der das [[Erstes Vatikanisches Konzil|Erste Vatikanische Konzil]] bestimmt habe, dass das Papstamt bis an das Ende der Zeiten fortbestehen müsse. Schließlich beruft Neidhart sich zu diesem Punkt auf das [[Konzil von Konstanz]], das die Aussage des [[Jan Hus]], „die Apostel und gläubige Priester leiteten die Kirche tatkräftig in den heilsnotwendigen Dingen, bevor das Amt des Papstes eingeführt wurde; und so würden es auch bis zum Tag des Gerichts tun, wenn es dann - was sehr gut möglich ist - keinen Papst mehr gäbe“; denn die Verurteilung dieser Aussage führe zu der Annahme, dass es bis zum Weltgericht kontinuierlich einen Papst geben werde. Daneben sei aber eine sich über mehrere Generationen erstreckende Sedisvakanz ausgeschlossen.<ref>[https://www.ludwig-neidhart.de/Downloads/Sedisvakantismus.pdf Ludwig Neidhart: ''Sedisvakantismus'', Vortrag im Priesterseminar St. Petrus in Wigratzbad am 3. März 2022, S. 12]</ref>

===== Franz Schmidberger =====

2015 publizierte [[Franz Schmidberger]], bis 1994 Generaloberer der Priesterbruderschaft St. Pius X., in den Ausgaben Nr. 26 und 27 des Athanasius-Boten (s. u.) einen Beitrag zu ''Amt und Person des Simon Petrus''<ref>Franz Schmidberger: ''Amt und Person des Simon Petrus'' in: ''St.-Athanasius-Bote'' (hg. v. Initiative katholischer Christen – Verein St. Petrus Canisius e.&nbsp;V.), Nr. 26 (September 2015), S. 6–8 u. insb. Nr. 27 (Dezember 2015), S. 8–9.</ref> und nimmt dort insbesondere zu der Sedisvakanz-Theorie Stellung. Er findet gleich mehrere Gründe zu deren Verwerfung.

So soll nach dem Zeugnis bedeutender Theologen nicht allein die materielle [[Häresie]], sondern allenfalls die formelle Häresie und diese möglicherweise auch nur, wenn die Kirche feststellt, dass der amtierende Papst ihr verfallen ist, zum Verlust des päpstlichen Amtes führen. Aus den Ausführungen des heiligen Bellarmin ergebe sich nichts anderes, weil dieser lediglich Spekulationen anstelle und ausdrücklich erklärt habe, der Gedanke, dass ein häretischer Papst sein Amt verliere sei unwahrscheinlicher als der, dass ein Papst erst gar nicht der Häresie verfallen kann. Weiter habe das I. Vatikanum als unfehlbaren Bestandteil der kirchlichen Lehre postuliert, dass der selige Petrus im Primat über die gesamte Kirchen fortdauernd Nachfolger habe. Dieser Gedanke sei mit einer aktuell schon sechzig Jahre andauernden Sedisvakanz nicht vereinbar. Schließlich habe Jesus seinen Aposteln seinen beständigen Beistand verheißen (Mt. 28,20), was nicht damit vereinbar sei, dass bei Annahme einer fortdauernden Sedisvakanz die „gesamte kirchliche Hierarchie, die ja aus den Nachfolgern der Apostel besteht“<ref>Franz Schmidberger, ''Amt und Person des Simon Petrus'' in: Athansius-Bote Nr. 27 (Dezember 2015), S. 8.</ref> zugrunde gegangen sei.

Neben diesen theologischen Gründen benennt Schmidberger noch Argumente des gesunden Menschenverstandes, die gegen die Theorie einer außerordentlichen Sedisvakanz des Apostolischen Stuhls sprächen. Zunächst habe Jesus den Simon Petrus zum Fundament der Kirche gemacht, was gegen eine Theorie spräche, durch welche dieses Fundament der Kirche in Wegfall geriete. Sodann sei die Uneinigkeit der Anhänger der Sedisvakanz-These über den Zeitpunkt, seit dem diese Sedisvakanz bestehe, ein Zeichen für die Unwahrheit der These; denn wenn der Kirch ihr „sichtbares Haupt“ fehle, müsste dies evident sein. Es sei gänzlich unklar, wie die Kirche bei einer seit dem Tode Pius XII. bestehenden Sedisvakanz ohne direktes göttliches Eingreifen je wieder zu einem Papst gelangen solle. Die Sedisvakantisten verkennten zudem, dass die Kirche keine „Gemeinschaft der Reinen“ sei, sondern auch Sünder in ihrem Schoß berge und dass der in ex-cathedra-Entscheidungen unfehlbare Papst ansonsten fehlbar bleibe. Schließlich habe schon Jesus Christus selbst darauf hingewiesen, dass ein guter Baum keine schlechten Früchte bringen könne, Die Sedisvakanten aber seien zahlenmäßig gering, in sich völlig zerstritten und ohne missionarischen Eifer.<ref>Franz Schmidberger, ''Amt und Person des Simon Petrus'' in: Athansius-Bote Nr. 27 (Dezember 2015), S. 8.</ref>

Bei aller Kritik an der römischen Kirchenleitung fasst Schmidberger daher zusammen:

{{Zitat|Wir anerkennen Papst Franziskus als rechtmäßigen Nachfolger des hl. Petrus und beten für ihn umso mehr, je beängstigender und verwirrender sein Kirchenkurs ist. Schließlich ist ja die Kirche nicht unsere Kirche, sondern die Kirche Jesu Christi, und der Papst ist sein Stellvertreter auf Erden. Er wird ihn zu seiner Zeit umkehren lassen, damit er seine Brüder im Glauben stärke - darum beten wir - oder aber ihn gemäß seiner weisen Vorsehung auf seine Art von seinem Amt abberufen.|Franz Schmidberger, Athanasius-Bote Nr. 27 (Dezember 2015), S. 9}}

=== Abgrenzung zum Sedisprivationismus ===

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* Der Sedisvakantist Markus Martin Ramolla, der sich seit 2013 als römisch-katholischer Bischof bezeichnet, führte 2017 bei einer Demonstration von [[Pegida]] in München eine Kreuzsegnung durch. Das [[Erzbistum Köln]] warnte vor Romalla.<ref>[https://www.domradio.de/themen/kirche-und-politik/2017-06-26/pegida-demonstrant-gibt-sich-als-bischof-aus ''Katholisch ist nicht gleich katholisch.''] [[Domradio]] vom 26.&nbsp;Juni 2017</ref><ref>Einzelne Quellen gaben den Familiennamen mit ''Ramolla'' an, so [https://www.br.de/nachrichten/bayern/muenchner-pegida-und-der-angebliche-bischof,6ct3gd9j6rr38ctm74rk0dtm60u3g Anuschka Schmid: ''Münchner Pegida und der angebliche Bischof.''] [[Bayerischer Rundfunk]] vom 25.&nbsp;Juni 2017</ref>

* Im Jahre 2000 bekannte sich [[Gerd-Klaus Kaltenbrunner]] öffentlich zum Sedisvakantismus, als er zu einer geplanten öffentlichen Erklärung der Priesterunion „Trento“ unter der Leitung von [[Martín Dávila Gándara]] Stellung bezog.<ref>Vgl. Gerd-Klaus Kaltenbrunner: ''Stellungnahme zum vorliegenden Entwurf der „Erklärung“.'' In: ''[[Einsicht (Zeitschrift)|Einsicht]]'' 30 (4/2000), 77–78.</ref> Dabei bejahte er ausdrücklich den Nachweis der Sedisvakanz von [[Wigand Siebel]] und meinte, dass [[Pius XII.]] der letzte [[Papst]] gewesen sei.<ref>Vgl. Gerd-Klaus Kaltenbrunner: ''Stellungnahme zum vorliegenden Entwurf der „Erklärung“'', in: ''[[Einsicht (Zeitschrift)|Einsicht]]'' 30 (4/2000), 77.</ref>

* [[Carlo Maria Viganò]] ist ein [[Exkommunikation|exkommunizierter]], schismatischer und möglicherweise sedisvakantistischer oder sedispriationistischersedisprivationistischer [[Titularerzbischof]].

In den [[Vereinigte Staaten|USA]] sind Katholiken sedisvakantistischer Strömungen stärker verbreitet als in Europa. Anfang der 1980er Jahre gründeten dort ehemalige Mitglieder der Priesterbruderschaft St. Pius X. die sedisvakantistische [[Priesterbruderschaft St. Pius V.]] Von diesen Priestern wurden inzwischen einige zu Bischöfen geweiht, nämlich [[Daniel Dolan]], [[Clarence Kelly]] sowie [[Donald J. Sanborn]]. Andere verließen die Bruderschaft wieder. Daneben ist in den USA die [[Congregation of Mary Immaculate Queen]] eine bedeutende Gruppierung des Sedisvakantismus.

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Eher spirituell und theologisch gemäßigt sind die zweimonatlich erscheinenden ''Beiträge zur geistlichen Erneuerung aus dem katholischen Glauben''. Der ''Arbeitskreis Katholischer Glaube'' gibt das Heft heraus.

{{Anker|Verlag Anton Schmid}}In Deutschland bietet seit 1988 der Anton A. Schmid in [[Durach]], insbesondere mit seinem Verlagsprogramm ''Pro Fide Catholica'', kirchenkritische Schriften aus [[Katholischer Traditionalismus|traditionalistischer]] Sicht an (einschließlich [[Antijudaismus|antijudaistischer]]/[[Geschichte des Antisemitismus seit 1945|antisemitischer]], [[Antizionismus|antizionistischer]], [[Islamfeindlichkeit|antimuslimischer]],<ref>[[Wolfgang Benz]]: [https://www.bpb.de/geschichte/zeitgeschichte/deutschlandarchiv/231398/die-alternative-fuer-deutschland-und-der-antisemitismus ''Die „Alternative für Deutschland“ und der Antisemitismus.''] www.bpb.de, 26. Juli 2016</ref> [[Verschwörungstheorie|verschwörungstheoretischer]]<ref name="vsb">{{Webarchiv|url=https://www.verfassungsschutz.bayern.de/mam/anlagen/vsb_2019_nicht_barrierefrei.pdf |wayback=20200503164321 |text=''Verfassungsschutzbericht Bayern 2019'' |archiv-bot=2023-01-08 10:26:21 InternetArchiveBot }}, S. 142 f.</ref> und [[Geschichtsrevisionismus|geschichtsrevisionistischer]]<ref name="vsb" /> Publikationen), aber auch erbauliche Literatur und [[Devotionalie]]n. Veröffentlicht wurden Schriften von [[Johannes Maria Bauer]], dem Mitgründer der [[Marienkinder]],<ref>Vergleiche die [httphttps://d-nb.info/gnd/131409301 Angaben] im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek</ref> von [[Johannes Rothkranz]] und [[Frank Hills]], aber auch des gegenüber dem Sedisvakantismus kritischen, 2005 verstorbenen Priesters [[Manfred Adler]] (der 1978 wegen der Schrift ''Söhne der Finsternis'' über eine vermeintliche Bedrohung durch eine jüdisch-[[Freimaurerei|freimaurerische]] [[Neue Weltordnung (Verschwörungstheorie)|Weltverschwörung]] als Religionslehrer [[Suspension (Kirchenrecht)|suspendiert]] worden war). In einem vom [[Bistum Augsburg]] gegen den Verlag angestrengten Prozess erreichte dieser in dritter Instanz, sich und sein Buchprogramm weiterhin „katholisch“ nennen zu dürfen.

Der kleine ''Verax-Verlag'' in [[Müstair]] ([[Schweiz]]) war ursprünglich der Priesterbruderschaft St. Pius X. nahestehend, bis der Inhaber Andreas Pitsch eine sedisvakantistische Position annahm. Über die allgemein sedisvakantistische Ansicht hinaus, dass die Bischofs- und Priesterweihen der „Konzilskirche“ seit der Einführung des neuen Ritus 1969 nicht mehr gültig gespendet werden, vertritt er die Ansicht, dass die Bischofsweihen durch Erzbischof [[Marcel Lefebvre]] zwar gültig, jedoch nicht erlaubt waren und auch die Sakramente durch Geistliche der Piusbruderschaft oder des Sedisvakantismus unerlaubterweise gespendet werden. Die Ausübung des katholischen Glaubens müsse sich daher in der derzeitigen Notlage der katholischen Kirche auf das Gebet beschränken. Der Verlag Verax verlegt traditionell-katholische Bücher, u.&nbsp;a. das Schrifttum von [[Robert Mäder]], und wurde bekannt durch seine kritischen Publikationen zu den kirchlich nicht anerkannten Erscheinungen von [[Međugorje]].