„Sternenkind“ – Versionsunterschied – Wikipedia


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== Fokus, Abgrenzung ==

Der Begriff ''Sternenkind'' richtet den Fokus auf das Kind selbst, im Gegensatz zu solchen Begriffen wie [[Fehlgeburt]] und [[Totgeburt]], die traditionell nicht nur für den Vorgang des Absterbens der [[Fetus|Leibesfrucht]], sondern auch für das abgestorbene bzw. verstorbene Lebewesen selbst verwendet werden. Er berücksichtigt die intensive Bindung, die vor allem viele Mütter und Väter bereits zum ungeborenen Kind entwickeln und die deswegen oft intensive und langanhaltende [[Trauer]], die dessen Tod verursacht. Dieser gefühlsmäßigen Bindung widerstrebt die Bezeichnung ''Fehlgeburt'' oder ''Totgeburt'' für das frühverstorbene Kind und die diesen Worten zugrunde liegenden Ansichten und Verfahrensweisen.ihr werdet den Begriff Totgeburt bitter bereuen

In Japan wird Frauen, die ihre Leibesfrucht abgetrieben haben, gestattet, zusammen mit Angehörigen öffentlich ihren Verlust würdig zu betrauern (siehe unten).

== Geschichte ==

[[Totgeburt]]en wurden bis zum Ende der 1980er tabuisiert, weil angenommen wurde, Frauen würden traumatisiert, wenn sie ihr Totgeborenes oder kurz nach der Geburt verstorbenes Sternenkind sehen oder gar berühren. So wurden etwa Fehlgeburten mit dem Klinikmüll entsorgt. Ein Berliner Unternehmen verarbeitete diesen Müll„Müll“, einschließlich der Föten, zu einem im Straßenbau verwendeten Granulat.<ref>{{Internetquelle |autor=Sven Seeger |url=http://www.treffpunkt-ethik.de/download/tot_seeger_totundfehlgeburten.pdf |titel=Umgang mit Fehl- und Totgeburten |werk=treffpunkt-ethik.de |datum=2004-04-29 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20071030222640/http://www.treffpunkt-ethik.de/download/tot_seeger_totundfehlgeburten.pdf |archiv-datum=2007-10-30 |abruf=2021-12-20 |format=PDF }}</ref> Das Verfahren, die sterblichen Überreste als Klinikmüll zu entsorgen oder anonym ohne Wissen der Eltern fremden Gräbern beizulegen, wurde in Deutschland bis in die 1990er Jahre praktiziert.<ref>{{Internetquelle |autor=Julia Krause |titel=Sternenkinder-Bestattung: Ein langer Kampf für die Würde des Kindes |url=https://www.nordkirche.de/nachrichten/nachrichten-detail/nachricht/sternenkinder-bestattung-ein-langer-kampf-fuer-die-wuerde-des-ungeborenen |hrsg=nordkirche.de |datum=2021-04-13 |abruf=2024-09-26}}</ref> Teilweise wurden die tot geborenen Kinder auch Pharmaunternehmen zu Forschungszwecken überlassen.<ref name="spiegel-2012-42-38">{{Der Spiegel |ID=89079769 |Autor=Conny Neumann |Titel=Als hätte es ihn nie gegeben |Jahr=2012 |Nr=42 |Datum=2012-10-15 |Seiten=38 f}}</ref>

FrüherBis zum Ende des 20. Jahrhunderts war es nicht üblich, dass sich Mütter von ihren verstorbenen Kindern verabschiedeten. Eine Totgeburt wurde als Tabuthema behandelt, Mütter sollten die Kinder erst gar nicht sehen, sondern sie lieber schnell vergessen. Die Babys tauchten nicht in den Familienbüchern auf. Heute spielt das Abschiednehmen nach der Totgeburt eine wichtige Rolle.<ref>[https://www.9monate.de/schwangerschaft-geburt/beschwerden-erkrankungen/totgeburt-id152934.html/ Abschnitt: Der Abschied nach einer Totgeburt], auf 9Monate.de, abgerufen am 9. Dezember 2021.</ref>

{{Infobox Gemälde

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}}

Auch in Japan wird das Thema heute noch tabuisiert. Der Fotograf [[Manabu Yamanaka]] zeigt in seiner Fotoserie ''Wukong Mang Mang Ran'' (2004) das Leben, das noch vor der Geburt zu Ende ist. Nach der buddhistischen Auffassung wird gerade den beeinträchtigten Menschen Erleuchtung zuteil. Indem Yamanaka sie in ihrer Zartheit und Zerbrechlichkeit sichtbar macht, verleiht er ihrem Leben eine Bedeutung, die ihnen vor allem in den westlichen Gesellschaften nicht zugestanden wird.<ref>{{Internetquelle |url=https://stadtgalerie.saarbruecken.de/ausstellungen/archiv/ansichten_vom_tod_in_der_zeitgenoessischen_kunst |titel=Das letzte Bild {{!}} Stadtgalerie Saarbrücken |abruf=2022-03-26 |sprache=de}}</ref> Der Fotograf äußerte 2008 in einem Interview, er habe einen weißen Hintergrund gewählt, weil er dem Dargestellten nicht zu viel Bedeutung verleihen wollte. Eher sollten die Körper wie kleine Spielzeuge aus Verkaufsautomaten aussehen.<ref name="Interview313">{{Literatur |Autor=Lena Fritsch |Titel=Auszüge aus einem Interview mit Manabu Yamanaka vom 6. November 2008 in: The Body as a Screen: Japanese Art Photography of the 1990s |Verlag=Georg Olms Verlag |Ort=Hildesheim, Zürich, New York |Datum=2011 |ISBN=978-3-487-14679-9 |Seiten=313}}</ref> Aus Zensurgründen sei es dennoch nahezu unmöglich, die Aufnahmen in Japan auszustellen. Er denke eher daran, sie gedruckt zu veröffentlichen. Dies setzte er 2009 in dem Buch [[Gyathei]] um.

In Japan zeigte der Fotograf [[Manabu Yamanaka]] im Jahr 2004 in seiner Fotoserie ''Wukong Mang Mang Ran'' (aus der das Foto rechts stammt) Beispiele für das Leben, das noch vor der Geburt sein Ende fand. Aus „Zensurgründen“ sei es einer im Jahr 2008 gemachten Aussage Yamanakas zufolge nahezu unmöglich, die Aufnahmen in Japan auszustellen. Er veröffentlichte sie 2009 in dem Buch [[Gyathei]].<ref>Manaku Yamanaka: ''Gyahtei: Yamanaka Manabu Photographs''. Pot Publishing Co., Tokyo, 2009. ISBN 978-4-7808013-23</ref>

== Umgang der Religionsgemeinschaften mit Sternenkindern ==

[[Datei:Vechta Sternenkinder Friedhof.jpg|mini|Gedenken an Sternenkinder auf dem Katholischen Friedhof in [[Vechta]]<ref>{{Internetquelle |url=https://www.ses-stiftung.de/aktuell/pressemitteilungen/news/sternenkindergrab-erweitert.html |titel=Sternenkindergrab erweitert. Einsegnungsfeier für eine neue Stele auf dem katholischen Friedhof Vechta |hrsg=Schwester-Euthymia-Stiftung |datum=2023-10-19 |abruf=2024-09-26}}</ref>]]

=== Christentum ===

Die Auffassung, dass ungeborene Kinder „in den Himmel aufgenommen“ seien, „ohne das irdische Leben kennenzulernen“ (siehe die Inschrift auf der rechts abgebildeten Stele), wurde nicht immer von der (katholischen) Kirche vertreten. Im frühen fünften Jahrhundert gelangte z. B. der Kirchenvater [[Augustinus]] zu der Feststellung, ohne Taufe verstorbene Kinder seien für die Hölle bestimmt. Augustinus [[Rhetorische Frage|fragt rhetorisch]]: „Warum werden kleine Kinder zum Taufbrunnen gebracht, insbesondere Kinder in Todesgefahr, wenn nicht um ihnen den Eintritt in das [[Reich Gottes]] zu sichern?“.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.vatican.va/roman_curia/congregations/cfaith/cti_documents/rc_con_cfaith_doc_20070419_un-baptised-infants_ge.html |titel=Die Hoffnung auf Rettung für ungetauft gestorbene Kinder. Punkt 16 |hrsg=Internationale theologische Kommission |datum=2007-04-19 |abruf=2024-09-27}}</ref> Gemäß der Lehre von der [[Erbsünde]] urteilt Augustinus: „Gott ist gerecht. Wenn er ungetaufte Kinder zur Hölle verdammt, so geschieht dies, weil sie Sünder sind. Obwohl diese Kinder in der Hölle bestraft werden, erleiden sie nur ‚die allermildeste Verurteilung‘ (‚mitissima poena‘), ‚die leichteste aller Bestrafungen‘, denn es gibt unterschiedliche Strafen im Verhältnis zur Schuld des Sünders. Diese Kinder waren nicht verantwortlich, doch es liegt keine Ungerechtigkeit in ihrer Verurteilung, denn sie gehören alle zu ‚derselben Masse‘, der zum Verderben bestimmten Masse. Gott handelt nicht ungerecht an denen, die nicht erwählt sind, denn alle verdienen die Hölle.“<ref>{{Internetquelle |url=https://www.vatican.va/roman_curia/congregations/cfaith/cti_documents/rc_con_cfaith_doc_20070419_un-baptised-infants_ge.html |titel=Die Hoffnung auf Rettung für ungetauft gestorbene Kinder. Punkt 18 |hrsg=Internationale theologische Kommission |datum=2007-04-19 |abruf=2024-09-27}}</ref> Im Hochmittelalter bestätigte [[Anselm von Canterbury]] Augustinus' Auffassung, wonach „kleine Kinder, die ungetauft sterben, aufgrund der Ursünde und im Einklang mit Gottes Gerechtigkeit verdammt werden.“<ref>{{Internetquelle |url=https://www.vatican.va/roman_curia/congregations/cfaith/cti_documents/rc_con_cfaith_doc_20070419_un-baptised-infants_ge.html |titel=Die Hoffnung auf Rettung für ungetauft gestorbene Kinder. Punkt 21 |hrsg=Internationale theologische Kommission |datum=2007-04-19 |abruf=2024-09-27}}</ref>

Im Jahr 2007 stellte die „Internationale theologische Kommission“ des Vatikan fest, dass Theorien über den [[Limbus (Theologie)|Limbus]], die „Vorhölle“, in die ungetaufte kleine Kinder nach ihrem Tod gelangten, von der katholischen Kirche zwar geduldet würden, aber als bloße „theologische Meinungen“ nicht Bestandteil des Glaubens der Kirche seien.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.vatican.va/roman_curia/congregations/cfaith/cti_documents/rc_con_cfaith_doc_20070419_un-baptised-infants_ge.html |titel=Die Hoffnung auf Rettung für ungetauft gestorbene Kinder. Punkt 40 |hrsg=Internationale theologische Kommission |datum=2007-04-19 |abruf=2024-09-27}}</ref> Die katholische Kirche betont im 21. Jahrhundert, dass „[w]ir Christen […] der Überzeugung [sind], dass es sich bei jeder Schwangerschaft von Anfang an um unverwechselbares, menschliches Leben handelt.“ Deshalb sei die Bestattung von Sternenkindern „ein wichtiges Anliegen.“ In [[Kleve]] werden z. B. alle Kinder, die vor der Geburt im St.-Antonius-Hospital gestorben sind und nicht der Bestattungspflicht unterliegen, in einer gemeinsamen kirchlichen Feier „würdevoll“ beigesetzt.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.kkle.de/seelsorge-bei-fehl-oder-totgeburt |titel=Sternenkinder: Seelsorge bei Fehl- oder Totgeburt |hrsg=Katholisches Karl-Leisner-Klinikum Kleve |abruf=2024-09-26}}</ref>

=== Buddhismus ===

In Japan besteht die Sitte, in [[Buddhismus|buddhistischen]] Tempeln Stätten einzurichten, „an denen Eltern von stillgeborenen oder auch abgetriebenen Kindern trauern können. Dafür bekommen sie vom Tempel eine Statue von Jizo, dem Beschützer der Kinder. Dieser soll sie nach buddhistischem Glauben auf der Reise ins Jenseits begleiten. Mit einer feierlichen Zeremonie (Mizuko bedeutet ‚Wasserkind‘) wird die geschmückte Statue an der Stätte aufgestellt, oft stehen dort dann hunderte von Steinmännchen.“<ref>{{Internetquelle |url=https://www.eltern.de/schwangerschaft/ihre-schwangerschaft/11-rituale--die-nach-einer-fehlgeburt-helfen-koennen_12341818-12346184.html |titel=11 schöne Rituale, die nach einer Fehlgeburt helfen können. Ritual 3 |hrsg=eltern.de |abruf=2024-09-26}}</ref>

== Häufigkeit ==

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Am 22. November 2016 erfolgte der Beschluss zur Gesetzesänderung im Ministerrat<ref>{{Internetquelle |url=https://www.parlament.gv.at/PAKT/PR/JAHR_2016/PK1395/index.shtml |titel=PK-Nr. 1395/2016 |abruf=2017-04-07}}</ref> und am 14. Dezember 2016 im Plenum des Nationalrates. Am 22. Dezember 2016 stimmte der Bundesrat der Gesetzesänderung zu.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.parlament.gv.at/PAKT/PR/JAHR_2016/PK1460/index.shtml |titel=PK-Nr. 1460/2016 |abruf=2017-04-07}}</ref>

Mit Inkrafttreten des geänderten Bundesgesetzes über die Regelung des Personenstandswesens ([[Personenstandsgesetz 2013|Personenstandsgesetz&nbsp;2013 – PStG&nbsp;2013]]) ist es ab 1.&nbsp;April 2017 in Österreich möglich, dass frühverstorbene Kinder ([[Fehlgeburt]]en) unter 500&nbsp;Gramm Geburtsgewicht ins Personenstandsregister eingetragen werden können und sich eine Urkunde ausstellen zu lassen. Die Eintragung ist freiwillig, zeitlich unbegrenzt rückwirkend, mit einer ärztlichen Bestätigung von der Mutter oder dem Vater (mit dem Einverständnis der Mutter) möglich.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.verein-pusteblume.at/wp-content/uploads/sites/11/2016/12/bundesrat-4.png |titel=Eintragung von Sternenkinder möglich |hrsg=Verein Pusteblume |datum=2017-12-22 |abruf=2017-04-07}}</ref> Laut dem Personenstandsgesetz 2013 2013 §&nbsp;57a hat die Urkunde über Fehlgeburten zu enthalten:<ref>{{Internetquelle |url=https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=20008228 |titel=RIS – Gesamte Rechtsvorschrift für Personenstandsgesetz&nbsp;2013 – Bundesrecht konsolidiert, Fassung vom 07.04.2017 |abruf=2017-04-07}}</ref>

# allenfalls von der Mutter oder allenfalls vom Vater (§&nbsp;36 Abs.&nbsp;7) bekannt gegebener Name;

# allenfalls das Geschlecht des Kindes;

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Das erste Kriterium aus dem Jahr 1993 eine Schwangerschaftsdauer beizubehalten, unterhalb derer das totgeborene Kind nicht in das Personenstandsregister eingetragen wird, indem er die Mindestdauer von 180 Tagen der Schwangerschaft 28 Wochen der [[Tragezeit]] unter Bezugnahme auf den Artikel 311 des Zivilgesetzbuches über die gesetzliche Empfängniszeit<ref name="BerichtCCas">Rapport de M<sup>me</sup> Trapero, Conseiller Rapporteur sous arrêts 06-16.498, 06-16.499 et 06-16.500 du 6 février 2008 de la <sup>1re</sup>&nbsp;chambre civile de la Cour de cassation, [http://www.courdecassation.fr/jurisprudence_2/premiere_chambre_civile_568/trapero_conseiller_11186.html online lesen].</ref>.

Anschließend, im Jahr 2001, ließ sich der französische Gesetzgeber zu, dass eine Festlegung integriert wurde, die auf einer Empfehlung der [[Weltgesundheitsorganisation]] (WHO) aus dem Jahr 1977 beruht und die seither nicht mehr in Frage gestellt wurde<ref>''Médiateur de la République'', "État civil des enfants nés sans vie" (Zivilstand der leblos geborenen Kinder), 22. Februar 2010, http://mdr.defenseurdesdroits.fr/fr-citoyen-06-05-05.html http://www.defenseurdesdroits.fr/sites/default/files/upload/etat_civil_des_enfants_nes_sans_vie. pdf</ref>, um einen Schwellenwert von 22 Wochen, Tragezeit von 140 Tagen oder 4 Monaten oder ein Gewicht von Einheit 500 Gramm zur Bestimmung der Ausstellung einer Urkunde über ein lebloses Kind zu nennen.

Schließlich hat der [[Kassationshof (Frankreich)|Kassationsgerichtshof]] in drei Urteilen vom 6. Februar 2008 klargestellt, dass diese Bedingung nicht gesetzlich festgelegt ist und daher den Klägern nicht entgegengehalten werden kann.<ref>Communiqué relatif aux arrêts 06-16.498, 06-16.499 et 06-16.500 du 6 février 2008 de la première chambre civile, [http://www.courdecassation.fr/jurisprudence_2/premiere_chambre_civile_568/arrets_06_11171.html online lesen]</ref>

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Der Akt des leblosen Kindes soll ermöglichen, dass [[Frau]]en, die ein totgeborenes Kind geboren haben, über eine symbolische Erwähnung dieses Kindes verfügen, z. B. die eines [[Vorname]]n, sowohl im Personenstandsregister als auch im [[Familienstammbuch|Familienbuch]], und eine würdige Bestattungsbehandlung<ref>Pressemitteilung von [[Rachida Dati]], Siegelbewahrerin, Justizministerin, und [[Roselyne Bachelot|Roselyne Bachelot-Narquin]], Ministerin für Gesundheit, Jugend, Sport und Vereinswesen, "Possibilité de demande d'un acte d'enfant sans vie" (Möglichkeit der Beantragung einer Urkunde über ein lebloses Kind), 22. August 2008, {{Webarchiv | url=http://www.sante.gouv.fr/possibilite-de-demande-d-un-acte-d-enfant-sans-vie.html | wayback=20120419184246 | text=online}}</ref>.

Die Urkunde über ein lebloses Kind kann online beantragt werden.<ref>"Certificat médical d'accouchement pour faire établir un acte d'enfant sans vie (Formulaire 13773*02)", abgerufen am 06.086. August 2022, https://www.service-public.fr/particuliers/vosdroits/R19553</ref>

Es muss jedoch klargestellt werden, dass ein lebloses Kind weder [[Abstammung]], noch [[Rechtsfähigkeit|Rechtspersönlichkeit]], noch [[Familienname]] hat, da es keine Geburtsurkunde besitzt.

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==== Die Grenzen des Begriffs ====

Vor den drei [[Urteil (Recht)|Urteilen]] der Ersten Zivilkammer der französischen Kassationsgerichts vom 6. Februar 2008<ref>Mitteilung der Cour de Cassation und die drei entsprechenden Urteile (''Gazette du Palais'', 14. Februar 2008, Nr. 45, S. 3; ''Les Petites affiches'', 1, April 2008, Nr. 66, S. 8, Anmerkung Mathias Latina):

* [{{Webarchiv|url=http://www.courdecassation.fr/jurisprudence_publications_documentation_2/actualite_jurisprudence_21/premiere_chambre_civile_568/arrets_569/aux_arrets_11171.html |wayback=20080209151343 |text=Pressemitteilung des Kassationsgerichts] }},

* [{{Webarchiv|url=http://www.courdecassation.fr/jurisprudence_publications_documentation_2/actualite_jurisprudence_21/premiere_chambre_civile_568/arrets_569/br_arret_11163.html |wayback=20130122163838 |text=Urteil vom 6. Februar 2008, Cour de Cassation, 1. Zivilkammer, Rechtsmittel Nr. 06-16498] }},

* [{{Webarchiv|url=http://www.courdecassation.fr/jurisprudence_publications_documentation_2/actualite_jurisprudence_21/premiere_chambre_civile_568/arrets_569/br_arret_11164.html |wayback=20130122163833 |text=Urteil vom 6. Februar 2008, Cour de Cassation, 1. Zivilkammer, Rechtsmittel Nr. 06-16499] }},

* [{{Webarchiv|url=http://www.courdecassation.fr/jurisprudence_publications_documentation_2/actualite_jurisprudence_21/premiere_chambre_civile_568/arrets_569/br_arret_11165.html |wayback=20130122163827 |text=Urteil vom 6. Februar 2008, Cour de Cassation, 1. Zivilkammer, Rechtsmittel Nr. 06-16500] }}.

Der ''Generalanwalt'' Alain Legoux beantragte die Kassation des ersten Zweiges des Klagegrundes (der Code civil stellt keine Bedingung bezüglich des Gewichts des Kindes oder der Dauer der Tragezeit) und forderte, dass das Rundschreiben vom 30. November 2001 außer Kraft gesetzt wird, was den Familien völlige Freiheit geben und den Gesetzgeber dazu veranlassen würde, das derzeitige Recht, das als unbefriedigend angesehen wird, zu ändern.</ref><ref name="rouj">Gabriel Roujou de Boubée, Daniel Vigneau, "Les conditions de l'inscription à l'état civil d'un enfant mort-né", [[Dalloz|Recueil Dalloz]] 2008, S. 1862.</ref><ref>Valérie Avena-Robardet, "La reconnaissance de l'enfant mort-né", RTD Civ. 2008, S. 95.</ref>, dass Kinder, die geboren wurden, ohne gelebt zu haben, im Register des [[Zivilstand]]s gemeldet werden konnten, bezog sich das Verwaltungsrundschreiben vom 30. Juni 2006, das zur Anwendung der Verfügung vom 4. Juli 2005 erlassen wurde, auf die Ratschläge der [[Weltgesundheitsorganisation]] bezüglich der Ausstellung von Urkunden über leblose Kinder, entweder auf die Schwellenwerte von 500 [[Gramm]] Gewicht oder mehr als 22 Wochen [[Amenorrhoe]]<ref name="FGL">''Frédérique Granet-Lambrechts'', "Droit de la filiation février 2008-décembre 2008", Recueil Dalloz 2009, S. 773.</ref><ref name="Monde 2008">''Le Monde'', 12. Februar 2008, idem.</ref>.

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== Hilfsangebote ==

Neben der staatlichen [[Psychosoziale Notfallversorgung|psychischen Notfallversorgung]] und den [[Psychosoziale Beratung|psychosozialen Hilfsangeboten]] hat sich eine breite, meist ehrenamtliche Unterstützung etabliert. Diese reicht von Online-Selbsthilfegruppen in sozialen Netzwerken<ref>[https://www.facebook.com/groups/Sternenkinder1/ Geschlossene ''Facebook''-Gruppe für Betroffene]</ref> und einem kostenlosen Onlineforum<ref>[https://www.fehlgeburt.info Onlineforum für Betroffene nach einer Fehl- oder Totgeburt]</ref> über Vereine, die Einschlagdeckchen und Kleidung in diesen sehr kleinen Größen fertigen, handgefertigte Einzelstücke oder [[Totenfotografie#Sternenkindfotografie|Fotografien]] als Erinnerung, Särge in entsprechender Größe bis hin zu Organisationen, die sich für Grabstellen für Sternenkinder jedes Alters einsetzen und diese pflegen. Insbesondere die Fotografie von Sternenkindern<ref>[https://www.eltern.de/schwangerschaft/bilder-als-letztes-andenken Sternenkinder-Fotografie {{!}} Bilder als letztes Andenken], auf eltern.de, abgerufen am 22. August 2023</ref> hat an Bedeutung gewonnen und wird mit Hilfe der Krankenhäuser und Hebammen gefördert und ermöglicht.

Insbesondere die Fotografie von Sternenkindern<ref>[https://www.eltern.de/schwangerschaft/bilder-als-letztes-andenken Sternenkinder-Fotografie {{!}} Bilder als letztes Andenken], auf eltern.de, abgerufen am 22. August 2023</ref> hat an Bedeutung gewonnen und wird mit Hilfe der Krankenhäuser und Hebammen gefördert und ermöglicht.

Viele dieser Hilfsangebote sind regional oder lokal organisiert, jedoch haben sich auch bundesweite Organisationen<ref>Siehe z.&nbsp;B. [https://www.veid.de/ Bundesverband Verwaiste Eltern und trauernde Geschwister in Deutschland e.&nbsp;V. (VEID)].</ref> gegründet, die sich unter anderem diesem Thema widmen.

== Literatur ==

* Sabine Bode, [[Fritz Roth (Bestatter)|Fritz Roth]]: ''Wenn die Wiege leer bleibt. Hilfe für trauernde Eltern.''. Bastei Lübbe (Lübbe Ehrenwirth);, Auflage:Bergisch OA (20. AugustGladbach 2002), ISBN 978-3-431-03344-1X.

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* Alexandra Bosch (Hrsg.): ''Eigentlich unsere Kinder. Wie Mütter und Väter den frühen Verlust ihres Kindes erleben.'' Maximilianprojekt, Baden-Baden 2004, ISBN 978-3-00-015296-2.

* Barbara Martin, Mario Martin: ''Fest im Herzen lebt ihr weiter: Wie wir drei Kinder verloren und den Kampf um ihre Würde gewannen. Ein Ratgeber für Eltern von Sternenkindern''. 2. Auflage. Oktober 2014, ISBN 978-3-86334-028-5.

* Barbara[[Christine KünzerFleck-RiebelBohaumilitzky]], GottfriedChristian LutzFleck (Hrsg.): ''NurDu einhast Hauchkaum vongelebt. LebenTrauerbegleitung für Eltern, berichtendie vomihre TodKinder ihresvor, Babyswährend undoder kurz nach der ZeitGeburt ihrerverloren Trauerhaben.''. KaufmannKreuz-Verlag, 6. erweiterte AuflageStuttgart 20112006, ISBN 978-3-78067831-09512717-93.

* Norbert Fischer, Elke Heinen (Hrsg.): ''Sternenkinder. Grab- und Gedenkstätten frühverstorbener Kinder.'' Verwaiste Eltern und Trauernde Geschwister Schleswig-Holstein e.&nbsp;V., Schleswig 2021, ISBN 978-3-9822930-1-1.

* Hannah Lothrop: ''Gute Hoffnung – jähes Ende: Fehlgeburt, Totgeburt und Verluste in der frühen Lebenszeit. Begleitung und neue Hoffnung für Eltern.'' Kösel-Verlag 1998.

* Maureen Grimm, Anja Sommer: ''Still geboren.'' Panama Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-938714-13-3.

* Sabine Bode, [[Fritz Roth (Bestatter)|Fritz Roth]]: ''Wenn die Wiege leer bleibt. Hilfe für trauernde Eltern''. Bastei Lübbe (Lübbe Ehrenwirth); Auflage: OA (20. August 2002), ISBN 978-3-431-03344-1.

* [[György Hidas]], [[Jenö Raffai]]: ''Nabelschnur der Seele. Psychoanalytisch orientierte Förderung der vorgeburtlichen Bindung zwischen Mutter und Baby.''. Psychosozial-Verlag, Gießen 2006, ISBN 978-3-89806-458-31.<ref>Zum Hintergrund der Entstehung der starken Bindung zwischen Mutter und ungeborenem Kind, der Ursache für die vielfach tiefe Trauer im Verlustfall und zur vorgeburtlichen Psychologie (allgemein, nicht Trauerfall).</ref>

* Alexandra Bosch (Hrsg.): ''Eigentlich unsere Kinder. Wie Mütter und Väter den frühen Verlust ihres Kindes erleben.'' Maximilianprojekt, Baden-Baden 2004, ISBN 978-3-00-015296-2.

* Petra Hillebrand: ''Flieg, kleiner Schmetterling. Gedanken zur Trauer um ein Kind.''. 2.Tyrolia, unveränderte Auflage 2011 (1. Aufl.Innsbruck/Wien 2009) Tyrolia, ISBN 978-3-7022-2992-4.

* [[Christine Fleck-Bohaumilitzky]], Christian Fleck (Hrsg.): ''Du hast kaum gelebt. Trauerbegleitung für Eltern, die ihre Kinder vor, während oder kurz nach der Geburt verloren haben.'' Kreuz-Verlag, Stuttgart 2006, ISBN 978-3-7831-2717-1.

* Ute Horn: ''Leise wie ein Schmetterling: Abschied vom fehlgeborenen Kind.'' Scm Hänssler, Holzgerlingen 2011, ISBN 978-3-7751-4378-3.

* Volker Ragosch (Hrsg.), Birgith Zebothsen: ''Sternenkinder. Wenn eine Schwangerschaft zu früh endet.'' Verlag Südwest, 2007, ISBN 978-3-517-08374-2.

* TomyBarbara MullurKünzer-Riebel, AndrzejGottfried KrzyzanLutz (Hrsg.): ''FrohesNur Wartenein Hauch frühervon Tod.Leben Wenn Eltern ihrberichten Kindvom vor, beiTod oderihres kurzBabys nachund der GeburtZeit verlierenihrer Trauer.'' Erfahrungen6. erweiterte Rituale – Trauerbegleitung''Auflage. 2009Kaufmann, Lahr Tyrolia2011, ISBN 978-3-70227806-30290951-69.

* Hannah Lothrop: ''Gute Hoffnung – jähes Ende: Fehlgeburt, Totgeburt und Verluste in der frühen Lebenszeit. Begleitung und neue Hoffnung für Eltern.'' Kösel-Verlag, München 1998, ISBN 3-466-34389-5.

* [[György Hidas]], [[Jenö Raffai]]: ''Nabelschnur der Seele. Psychoanalytisch orientierte Förderung der vorgeburtlichen Bindung zwischen Mutter und Baby''. Psychosozial-Verlag, 2006, ISBN 978-3-89806-458-3<ref>Zum Hintergrund der Entstehung der starken Bindung zwischen Mutter und ungeborenem Kind, der Ursache für die vielfach tiefe Trauer im Verlustfall und zur vorgeburtlichen Psychologie (allgemein, nicht Trauerfall).</ref>

* Barbara Martin, Mario Martin: ''Fest im Herzen lebt ihr weiter: Wie wir drei Kinder verloren und den Kampf um ihre Würde gewannen. Ein Ratgeber für Eltern von Sternenkindern.''. 2. Auflage.adeo, OktoberAßlar 2014, ISBN 978-3-86334-028-5.

* Petra Hillebrand: ''Flieg, kleiner Schmetterling. Gedanken zur Trauer um ein Kind''. 2., unveränderte Auflage 2011 (1. Aufl. 2009) Tyrolia, ISBN 978-3-7022-2992-4.

* Tomy Mullur, Andrzej Krzyzan: ''Frohes Warten – früher Tod. Wenn Eltern ihr Kind vor, bei oder kurz nach der Geburt verlieren. Erfahrungen – Rituale – Trauerbegleitung.'' Tyrolia, Innsbruck/Wien 2009, ISBN 978-3-7022-3029-6.

* Ute Horn: ''Leise wie ein Schmetterling: Abschied vom fehlgeborenen Kind.'' Scm Hänssler, 2011, ISBN 978-3-7751-4378-3.

* MaureenBirgit GrimmZebothsen, AnjaVolker SommerRagosch: ''StillSternenkinder. geborenWenn eine Schwangerschaft zu früh endet.''. Panama Südwest-Verlag, BerlinMünchen 20112007, ISBN 978-3-938714517-1308374-32.

* Norbert Fischer, Elke Heinen (Hrsg.): ''Sternenkinder. Grab- und Gedenkstätten frühverstorbener Kinder''. Schleswig 2021, ISBN 978-3-9822930-1-1.

== Weblinks ==