„Tierproduktion“ – Versionsunterschied – Wikipedia


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Als '''Tierproduktion''' (oder ''Viehwirtschaft'') wird in der [[Landwirtschaft]] der [[Produktionsprozess]] bezeichnet, dem [[Nutztier]]e zum Zwecke der [[Nahrungsmittelproduktion]] mit mindestens einer [[Verarbeitungsstufe]] unterzogen werden.

{{Überarbeiten|grund=Der Artikel vermischt auf unzulässige Weise Tierhaltung und Tierproduktion. Es fehlt die historische Bedeutung der Tierproduktion.}}

In der '''Tierproduktion''', auch '''Viehwirtschaft''' oder Viehhaltung, werden [[Vieh|landwirtschaftliche Nutztiere]] zur Erzeugung von [[Nahrungsmittel]]n und [[Rohstoff]]en gehalten. Die Tierproduktion ist somit ein Teilgebiet der [[Tierhaltung]].

== Allgemeines ==

Die Landwirtschaft als Sektor der [[Urproduktion]] befasst sich mit der [[Bodennutzung]] zum Zwecke der [[Tierhaltung]] und [[Pflanzenproduktion]], die [[Forstwirtschaft]] nutzt den [[Wirtschaftswald]] zur [[Holzverarbeitung]],<ref>[https://www.google.de/books/edition/Kompakt_Lexikon_Wirtschaft/xDCvBAAAQBAJ?hl=de&gbpv=1&dq=Tierproduktion+lexikon&pg=PA345&printsec=frontcover Springer Fachmedien Wiesbaden (Hrsg.), ''Kompakt-Lexikon Wirtschaft'', 2014, S. 345]</ref> die [[Fischerei]] nutzt die [[Gewässer]] beim [[Fischfang]] zwecks [[Fischverarbeitung]]. Auch [[Angeln (Fischfang)|Angeln]] und [[Jagd]] dienen der Tierproduktion.<ref>[https://www.google.de/books/edition/Umwelt_und_Naturschutz_am_Ende_des_20_Ja/Ov58BwAAQBAJ?hl=de&gbpv=1&dq=Nutzpflanzen+Nutztiere+Ern%C3%A4hrung&pg=PA204&printsec=frontcover Hans G. Kastenholz/Karl-Heinz Erdmann, ''Umwelt-und Naturschutz am Ende des 20. Jahrhunderts'', 1995, S. 204]</ref>

== Formen ==

{{Hauptartikel|Tierhaltung}}

Die Viehwirtschaft kann nach verschiedenen Kriterien eingeteilt werden:

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* [[Intensive Tierhaltung]] (Kleine Weideflächen mit dichtem Viehbesatz, etwa [[Grünlandwirtschaft]] / „Massentierhaltung“ in Stallungen mit hohem [[Technisierung]]s&shy;grad, Futtermittel müssen zugekauft werden / oftmals nur eine Tierart / ausschließlich marktwirtschaftlich orientierte Nutzungsformen, bei denen Produktionssicherheit und Gewinnerwirtschaftung im Vordergrund stehen)<ref name="Doppler">Werner Doppler: ''Landwirtschaftliche Betriebssysteme in den Tropen und Subtropen.'' Ulmer Verlag, Stuttgart 1991.</ref>

=== [[Weidewirtschaft]] ===

{{Hauptartikel|Weidewirtschaft}}

; Art des Weidelandes

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Ziele der Tierproduktion sind vor allem die Erzeugung von Nahrungsmitteln ([[Fleischproduktion|Fleisch]]-, [[Milchproduktion|Milch]]-, [[Ei (Lebensmittel)|Eier]]-, [[Honig]]- und [[Aquakultur|Fischproduktion]]), daneben aber auch die Gewinnung von Häuten zur [[Lederherstellung]], [[Wolle]] (insbesondere von Schafen), Haaren (z. B. von Kamelen), [[Daunen]] und Federn sowie Rohstoffen für die chemische Industrie. Zu diesen Zwecken werden unter anderem [[Rinderproduktion|Rinder]], [[Schweineproduktion|Schweine]], [[Geflügelproduktion|Geflügel]], [[Schafproduktion|Schafe]] und [[Kaninchenproduktion|Kaninchen]] produziert.

== Globale ProduktionTierproduktion ==

{| class="wikitable float-right" style="text-align:right;"

|+ Die größten Fleischproduzenten (2007)<ref name="FAOSTAT" />

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== Effizienz und Verteilungsgerechtigkeit ==

Tierprodukte tragen durchschnittlich 18 % der Kalorien[[Nahrungsenergie]] und 37 % der Proteine zur menschlichen Ernährung bei.<ref>J. Poore, T. Nemecek (2018): ''Reducing Food’s Environmental Impacts through Producers and Consumers.'' In: ''Science'', 360 (6392), 987–992. [[doi:10.1126/science.aaq0216]]. PMID 29853680.</ref>

=== Effizienz der Fütterung ===

Da die gefütterte Nahrung nicht 1:1 in Fleischkalorien[[Physiologischer bzw.Brennwert|Nahrungsenergie]] -proteinund [[Protein|Proteine]] im Fleisch umgewandelt wird, ist es in den [[Agrarwissenschaften]] üblich, für die [[Kalorie|Energie-]] und [[Protein]]effizienzProteineffizienz der Fütterung Konversionsraten zu ermitteln:<ref name="bradford">G. E. Bradford: ''Contributions of animal agriculture to meeting global human food demand.'' In: ''Livestock Production Science.'' 59(2-3), 1999, S. 95–112.</ref><ref name="modern">J. Gillespie, F. Flanders: [http://books.google.de/books?id=7Z9o_vGPP4cC&printsec=frontcover&dq=Modern+Livestock+and+Poultry+Production&source=bl&ots=XH-R-9EQ2E&sig=qNdzKCur35ajkmU_vrleaRLlYXw&hl=de&ei=2dMlTJLpEJOvONz_rOYC&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=4&ved=0CDgQ6AEwAw#v=onepage&q&f=false ''Modern Livestock and Poultry Production. Cengage Learning.''] 2009.</ref>

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Hierbei ist zu beachten, dass tierische und menschliche Ernährung nicht deckungsgleich sind. [[Monogastrier]] werden hauptsächlich mit Getreide gefüttert, das auch für den Menschen direkt verwertbar ist. 30 % des Monogastrierfutters in den USA bestehen dennoch aus [[Fischmehl]], [[Knochenmehl]] und Nebenprodukten des [[Mühle|Mahlens]] von Getreiden und der [[Fermentation]], die nicht vom Menschen gegessen werden. [[Wiederkäuer]] besitzen hingegen die Fähigkeit, Energie aus für den Menschen nicht verwertbaren Pflanzenteilen wie [[Gras]] zu gewinnen. Etwa 50 % der Energie in Pflanzen wie [[Mais]], [[Weizen]] und [[Reis]] kann vom Menschen nicht direkt aufgenommen werden, jedoch über die Tierfütterung verfügbar gemacht werden. Auch können verschiedenste Abfallprodukte, sogar [[Holzspan|Holzspäne]] und [[Zeitungspapier]], an Wiederkäuer verfüttert werden.<ref name="modern" />

DieDas KalorienaufnahmeFutter von Rindern, die zur Fleisch- oder Milchproduktion benutzt werden, besteht in den USA zu etwa 75 % aus nicht für den Menschen verwertbarem Material, in Ländern mit geringer Verfügbarkeit von Getreide ist dieser Anteil höher. In den USA, wo in der Endphase der Mast erhöhte Mengen an Getreide zugefüttert werden, besteht die Ernährung eines sogenannten Fleischrinds zu etwa 80 % aus [[Futtermittel#Raufutter|Raufutter]].<ref name="modern" /><ref>FAOstat: [{{Webarchiv|url=http://faostat.fao.org/Portals/_Faostat/documents/pdf/sources_of_dietary_energy_consumption.pdf |wayback=20160626135500 |text=''Sources of dietary Energy consumption (2001–2003).''] |archiv-bot=2024-05-29 15:59:11 InternetArchiveBot }} (PDF; 258&nbsp;kB)</ref>

Etwa 70 %<ref>M. C. Eisler u. a.: [http://www.nature.com/polopoly_fs/1.14796!/menu/main/topColumns/topLeftColumn/pdf/507032a.pdf ''Steps to sustainable livestock.''] In: ''Nature.'' (507), 2014.</ref> der Getreideproduktion der Industrieländer und etwa ein Drittel der [[Liste der größten Getreideproduzenten|globalen Getreideproduktion]] wird an Nutztiere verfüttert, in erster Linie an Monogastrier. Die Energie-Konversionsrate dieser ist bei Monogastriern und in der Kuhmilchproduktion relativ hoch. Bei der Milchproduktion übersteigt die für den Menschen konsumierbare Energiemenge im Endprodukt die Menge, die in der Fütterung in Form von für den Menschen konsumierbaren Menge eingesetzt wird, da Kühe mit erheblichen Mengen an nicht für den Menschen konsumierbarem Futter gefüttert werden. Die Eiweißkonversionsraten für vom Menschen konsumierbare Futtermittel sind sehr hoch, insbesondere für Kuhmilch und Rindfleisch, da das meiste Eiweiß aus für den Menschen nicht konsumierbarem Futter stammt. Die Fütterung von Getreide an Fleischrinder ist eine relativ junge Praxis in Industrieländern, die mit den seit den 1950er Jahren sinkenden Getreidepreisen zunahm.<ref name="bradford" /> Die Fütterung ist stark von den Getreidepreisen abhängig und repräsentiert damit einen Puffer gegen Knappheiten auf den Nahrungsmittelmärkten.<ref name="bradford" /><ref name="haan">Cornelius De Haan, Tjaart Schillhorn Van Veen, Brian Brandenburg, Jerome Gauthier, Francois Le Gall, Robin Mearns, Michel Simeon: ''Livestock Development: Implications for Rural Poverty, the Environment, and Global Food Security: Implications for Rural Poverty, the Environment and Global Security.'' World Bank Publications, 2001, ISBN 0-8213-4988-0.</ref>

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Bei der Betrachtung der hier dargestellten Konversionsraten ist zu beachten, dass sie aus nordamerikanischen Daten stammen. In Industrieländern werden im Durchschnitt mehr für den Menschen verwertbare Futtermittel gefüttert als in Entwicklungsländern. In Entwicklungsländern liegen die Konversionsraten für die Gesamtfuttermenge daher unter denen von Industrieländern, während die Konversionsraten für die vom Menschen verwertbare Futtermenge höher liegen als in Industrieländern.<ref name="bradford" />

Eine weitere relevante und in der Betrachtung der Konversionsraten oft übersehene Tatsache ist der höhere Flächenertrag des wichtigsten Futtermittelgetreides Mais im Vergleich zu den wichtigsten Nahrungsmittelgetreiden Reis und Weizen. In den meisten Regionen ziehen Menschen Reis und Weizen Mais vor. Die meisten Maisanbauflächen sind nicht für den Reisanbau geeignet. Daher würde ein Umschwenken von Futtermittelgetreide zu Nahrungsmittelgetreide zu einem Umschwenken von Mais zu Weizen führen. Dieses Umschwenken allein in den Vereinigten Staaten würde aufgrund des geringeren Flächenertrags zu einereine Reduktion der globalen Getreideproduktion vonum 50 Millionen Tonnen bewirken.<ref name="bradford" />

=== KalorienbezogenerEnergiebezogener Vergleich ===

Der höhere Ressourcenverbrauch tierischer Nahrung wird deutlich, wenn man vergleicht, wie viel pflanzliche PrimärkalorienPrimärenergie nötig sindist, um tierischentierische SekundärkalorienSekundärenergie zu produzieren. Bezogen auf die durchschnittliche Ernährung pro Einwohner ergibt sich im Ländervergleich folgendes Bild:<ref>{{Literatur |Autor=Claus Leitzmann |Titel=Zwischen Mangel und Überfluss. Die globale Ernährungssituation |Sammelwerk=Not für die Welt. Ernährung im Zeitalter der Globalisierung |Verlag=Brockhaus |Datum=2012 |ISBN=978-3-577-07771-2 |Seiten=39}}</ref>

{| class="wikitable centered zebra"

|-

! Land !! Kcalkcal<br />(gesamt) !! Primär-Kcalkcal<br />(pflanzlich) !! Sekundär-Kcalkcal<br />(tierisch) !! Primär-Kcalkcal<br />(pflanzlich)** !! Primär-Kcalkcal<br />(gesamt)***

|-

| '''USA''' || 3800 || 2000 || 1800 || 12600 || 14600

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| '''Indien''' || 2300 || 2000 || 300 || 2100 || 4100

|-

|colspan="6"|<small> * Nahrungsenergie gemessen in Kilokalorien (kcal)<br /> ** Sekundär-Kcalkcal (tierisch) x Veredelungsverlustfaktor 7 = Primär-Kcalkcal (pflanzlich)<br /> *** Summe aus den zwei Angaben für Primär-Kcalkcal (pflanzlich)</small>

|}

Beispielsweise sind von den in Deutschland aufgenommenen 3.500 [[kcal]] stammen 1500 kcal aus tierischen Lebensmitteln. Zur Produktion letzterer sind wiederum 10.500 kcal in Form von Tiernahrung nötig.

Aus diesen Berechnungen folgt aber nicht, dass Tierhaltung grundsätzlich ineffizient ist, insofern für Menschen unverwertbare Nahrung (Gras, Heu, Laub, Wildpflanzen) sowie Abfälle aus der Landwirtschaft in der Tierhaltung sinnvoll eingesetzt werden kann.<ref name="Leitzmann_S40">Vgl. {{Literatur |Autor=Claus Leitzmann |Titel=Zwischen Mangel und Überfluss. Die globale Ernährungssituation |Sammelwerk=Not für die Welt. Ernährung im Zeitalter der Globalisierung |Verlag=Brockhaus |Datum=2012 |ISBN=978-3-577-07771-2 |Seiten=40}}</ref> Eine solche Art der Ressourcenverwertung könnte ausreichen, um für alle Menschen bis zu zwei maßvolle Fleischmahlzeiten pro Woche zur Verfügung zu stellen.<ref name="Leitzmann_S40">Vgl. {{Literatur |Autor=Claus Leitzmann |Titel=Zwischen Mangel und Überfluss. Die globale Ernährungssituation |Sammelwerk=Not für die Welt. Ernährung im Zeitalter der Globalisierung |Verlag=Brockhaus |Datum=2012 |ISBN=978-3-577-07771-2 |Seiten=40}}</ref>

=== Globale Ernährungssituation ===

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Es bestehen Zweifel, ob eine regional begrenzte Reduktion der Tierproduktion die globale Ernährungssituation deutlich verbessern würde. 1998 wurde dazu am [[IFPRI]] eine Reduktion des Fleischkonsums in Industrieländern im Jahr 2020 auf die Hälfte des Niveaus von 1993 simuliert. Den Ergebnissen zufolge würde ein Nachfragerückgang zunächst die Preise von Tierprodukten sinken lassen, was in Entwicklungsländern bei Tierprodukten eine Konsumsteigerung von etwa 15 % zur Folge hätte, verglichen mit 1,5 % bei Getreideprodukten. In der Folge sei der Beitrag eines Verzichts auf Tierprodukte zur Ernährungssicherung gering. Weitaus bedeutender seien Effizienzsteigerungen der Landwirtschaft und [[Wirtschaftswachstum]] in Entwicklungsländern.<ref name="rosegrant">M. Rosegrant, N. Leacha, R. Gerpacioa: [http://journals.cambridge.org/action/displayAbstract?fromPage=online&aid=795472 ''Alternative futures for world cereal and meat consumption.''] In: ''Proceedings of the Nutrition Society.'' Band 58, 1999, S. 219–234.</ref><ref>E. Stokstad: [http://www.sciencemag.org/cgi/content/summary/327/5967/810 ''Could Less Meat Mean More Food?''] In: ''Science.'' Band 327, Nr. 5967, 2010, S. 810–811.</ref>

=== Subventionen ===

In der EU erhalten Betriebe der Tierproduktion etwa 1.200 mal so viel Subventionen als Produzenten pflanzlicher Alternativen. In den USA sind es 800 mal so viel.<ref>https://www.cell.com/one-earth/fulltext/S2590-3322(23)00347-0</ref><ref>{{Literatur |Autor=Damian Carrington, Damian Carrington Environment editor |Titel=‘Gigantic’ power of meat industry blocking green alternatives, study finds |Sammelwerk=The Guardian |Datum=2023-08-18 |ISSN=0261-3077 |Online=https://www.theguardian.com/environment/2023/aug/18/gigantic-power-of-meat-industry-blocking-green-alternatives-study-finds |Abruf=2023-08-19}}</ref>

== Wasserverbrauch ==

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Die durchschnittliche US-amerikanische Ernährung verbraucht bei gleichem Kalorienkonsum mehr Land-, Energie- und Wasserressourcen als eine [[Ovo-Lakto-Vegetarier|ovo-lakto-vegetarische]].<ref>D. Pimentel, M. Pimentel: [http://www.ajcn.org/content/78/3/660S.full ''Sustainability of meat-based and plant-based diets and the environment.''] In: ''American Journal of Clinical Nutrition.'' Band 78, Nr. 3, 2003, S. 660S–663S.</ref> So weist die Viehhaltung einen deutlich höheren Wasserverbrauch pro Ertragseinheit auf als die [[Pflanzenproduktion]] (siehe Tabelle). Den größten Einfluss hat in einer Studie zu [[Kalifornien]] dabei die Rinderproduktion.<ref>H. Marlow, W. Hayes, S. Soret, R. Carter, E. Schwab, J. Sabate: [http://www.ajcn.org/cgi/reprint/89/5/1699S ''Diet and the environment: does what you eat matter?''] In: ''American Journal of Clinical Nutrition.'' Band 89, 2009, S. 1699S–1703S.</ref> Reduktionen der [[Biodiversität]] ergeben sich bisher insbesondere aus durch Tierproduktion hervorgerufene [[Habitattrennung|Fragmentierung]] des Waldes, [[Desertifikation]] (Fortschreiten der Wüsten), [[Biologische Invasion|invasive Pflanzenarten]] und Lebensraumverschmutzung. Bisher moderate Faktoren waren Toxizität, [[Überfischung]], und die Verdrängung wilder Arten. Die durch Viehhaltung verursachten Biodiversitätsverluste durch Waldfragmentation, [[Intensivtierhaltung|intensivierte Landnutzung]], [[globale Erwärmung]], Verdrängung wilder Arten, Erosion der Viehdiversität, Giftigkeit und Lebensraumverschmutzung werden laut Prognosen der [[Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen]] (FAO) in der Zukunft stark ansteigen.<ref name="LLS">Food and Agricultural Organization: [http://www.fao.org/docrep/010/a0701e/a0701e00.HTM ''Livestock's Long Shadow.''] 2006.</ref>

Die Intensivierung reduziert den [[Ökologischer Fußabdruck|ökologischen Fußabdruck]] der Tierhaltung und wird daher auch seitens der FAO als nachhaltigere Lösung gegenüber der extensiven Tierhaltung empfohlen.<ref name="clearingair_1">Maurice E. Pitesky, Kimberly R. Stackhouse, Frank M. Mitloehner: ''Clearing the Air: Livestock’s Contribution to Climate Change.'' In: ''Advances in Agronomy.'' Band 103, Sep 2009, S. 1–40.</ref>

== Treibhausgase ==

[[Datei:Ernährungsformen Vergleich Treibhausgase.png|mini|Vergleich des CO<sub>2</sub>-Einsparungspotentials für verschiedene Ernährungsformen, welche den Konsum von Tierprodukten reduzieren. DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung), UGB (Unabhängige Gesundheitsberatung), vegetarisch und vegan.<ref>{{Literatur |Autor=Toni Meier |Titel=Umweltschutz mit Messer und Gabel – Der ökologische Rucksack der Ernährung in Deutschland |Verlag=oekom |Datum=2014 |ISBN=978-3-86581-462-3}}</ref>]]

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Einer Simulation zufolge würde der [[Kapitalwert]] der Vermeidungskosten von Treibhausgasemissionen im Zeitraum 2000–2050 unter Annahme eines kompletten globalen Fleischverzichts massiv reduziert.<ref>E. Stehfest, L. Bouwman, D. van Vuuren, M. den Elzen, B. Eickhout, P. Kabat: [http://tier-im-fokus.ch/wp-content/uploads/2009/06/stehfest09.pdf ''Climate benefits of changing diet.''] In: ''Climatic Change.'' 95, Nr. 1–2, 2009, S. 83–102. (PDF; 430&nbsp;kB)</ref> Würde der globale [[Fleischkonsum]] ab 2015 innerhalb von 40 Jahren auf weniger als ein Drittel reduziert, würden einer weiteren Studie zufolge die Lachgas- und Methanemissionen der Landwirtschaft unter das Niveau von 1995 sinken.<ref>A. Popp, H. Lotze-Campena, B. Bodirskya: ''Food consumption, diet shifts and associated non-CO2 greenhouse gases from agricultural production.'' In: ''Global Environmental Change.'' Band 20, Nr. 3, 2010, S. 451–462. [[doi:10.1016/j.gloenvcha.2010.02.001]]</ref><ref>[http://www.pik-potsdam.de/aktuelles/pressemitteilungen/klimaschutz-durch-bewusste-ernaehrung Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung: Klimaschutz durch bewusste Ernährung] (vom 28. Juni 2010)</ref>

Dagegen wird vermutet, dass die Halbierung des Fleischkonsums allein in den Industrieländern höchstens geringe globale Emissionsreduktionen zur Folge hätte, da die Entwicklungsländer ihren Konsum dann entsprechend ausweiten würden.<ref name="rosegrant" />

Eine Studie der FAO aus dem Jahre 2006 kam zu dem Schluss, die Viehhaltung trüge mit 18 % der globalen anthropogenen Treibhausgasemissionen mehr zur globalen Erwärmung bei als der gesamte Verkehrssektor. Die Viehhaltung sei gleichzeitig für knapp 80 % der Emissionen aus der Landwirtschaft verantwortlich.<ref name="LLS" />

2009 kritisierte Frank M. Mitloehner die FAO-Studie.<ref name="sciencedirect_1">Maurice E. Pitesky, Kimberly R. Stackhouse, Frank M. Mitloehner: ''Clearing the Air: Livestock’s Contribution to Climate Change.'' In: ''Advances in Agronomy.'' Band 103, Sep 2009, S. 1–40. [[doi:10.1016/S0065-2113(09)03001-6]]</ref> Mitloehner selbst wurde später Vorsitzender einer neuen Partnerschaft zwischen FAO und der Milch- und Fleischindustrie. Zusammen mit dem ''International Meat Secretariat'' und der ''International Dairy Federation'' sollte die Umweltperformance der Tierproduktion verbessert werden. Sein Wechsel in die neue Position brachte Mitloehner Kritik ein.<ref>{{Internetquelle |url=http://bittman.blogs.nytimes.com/2012/07/11/fao-yields-to-meat-industry-pressure-on-climate-change/ |titel=Measuring Livestock's Long Shadow - The New York Times |datum=2015-09-05 |abruf=2021-02-18 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20150905201006/http://bittman.blogs.nytimes.com/2012/07/11/fao-yields-to-meat-industry-pressure-on-climate-change/ |archiv-datum=2015-09-05 |offline= }}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://bittman.blogs.nytimes.com/author/robert-goodland/ |titel=Robert Goodland - Mark Bittman Blog - The New York Times |sprache=en |abruf=2021-02-18}}</ref> 2022 deckte die New York Times auf, dass Mitloehner‘s Arbeit zum Großen Teil von Futtermittel- und Fleischkonzernen bezahlt wurde.<ref>{{Literatur |Autor=Hiroko Tabuchi |Titel=He’s an Outspoken Defender of Meat. Industry Funds His Research, Files Show. |Sammelwerk=The New York Times |Datum=2022-10-31 |ISSN=0362-4331 |Online=https://www.nytimes.com/2022/10/31/climate/frank-mitloehner-uc-davis.html |Abruf=2022-10-31}}</ref> Zwischen 2002 und 2021 erhielt Mitloehner und sein Forschungszentrum 12,5 Millionen Dollar von der Tierindustrie. 2019 lancierten sie eine Kampagne um die [[Planetary Health Diet]] zu diskreditieren. Auf Social Media leiteten sie die Kampagne #yes2meat.<ref>{{Internetquelle |autor=Clare Carlile |url=https://www.desmog.com/2024/03/01/meat-industry-using-misinformation-to-block-dietary-change-report-finds/ |titel=Meat Industry Using ‘Misinformation’ to Block Dietary Change, Report Finds |werk=DeSmog |datum=2024-03-01 |sprache=en-US |abruf=2024-03-06}}</ref>

2009 kritisierte Frank M. Mitloehner die FAO-Studie. Er bemängelte, dass die FAO unrealistische Annahmen bezüglich des Ausmaßes der durch die Viehhaltung verursachten [[Entwaldung]] getroffen habe. Zweitens habe die FAO für die Tierproduktion eine komplette [[Ökobilanz]] erstellt, berücksichtige für den Verkehrssektor aber nur die direkten Emissionen. In den meisten Industrieländern habe die Tierproduktion im Vergleich zu Verkehrs-, Energie- und anderen Industriesektoren einen relativ geringen Anteil an den anthropogenen Treibhausgasemissionen. In Entwicklungsländern hingegen sähen die Relationen anders aus, da dort die Transport- und Energiesektoren viel kleiner sind. Drittens habe die FAO die klimarelevanten Alternativen zur Tierproduktion unberücksichtigt gelassen. So werde ignoriert, dass sowohl der alternative Gebrauch von durch die Tierhaltung beanspruchten Ressourcen als auch die alternative Beschaffung von den durch die Tierhaltung bereitgestellten Produkten (z.&nbsp;B. Lebensmittel, Wolle, Dünger) und Dienstleistungen (z.&nbsp;B. Zugkraft) Treibhausgase emittieren würden. Nur bei Berücksichtigung dieser alternativen Emissionen sei eine korrekte Abschätzung des globalen Erwärmungspotenzials der Tierproduktion möglich.<ref name="sciencedirect_1">Maurice E. Pitesky, Kimberly R. Stackhouse, Frank M. Mitloehner: ''Clearing the Air: Livestock’s Contribution to Climate Change.'' In: ''Advances in Agronomy.'' Band 103, Sep 2009, S. 1–40. [[doi:10.1016/S0065-2113(09)03001-6]]</ref>

Mitloehner selbst wurde später Vorsitzender einer neuen Partnerschaft zwischen FAO und der Milch- und Fleischindustrie. Zusammen mit dem ''International Meat Secretariat'' und der ''International Dairy Federation'' sollte die Umweltperformance der Tierproduktion verbessert werden. Sein Wechsel in die neue Position brachte Mitloehner Kritik ein.<ref>{{Internetquelle |url=https://web.archive.org/web/20150905201006/http://bittman.blogs.nytimes.com/2012/07/11/fao-yields-to-meat-industry-pressure-on-climate-change/ |titel=Measuring Livestock's Long Shadow - The New York Times |datum=2015-09-05 |abruf=2021-02-18}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://bittman.blogs.nytimes.com/author/robert-goodland/ |titel=Robert Goodland - Mark Bittman Blog - The New York Times |sprache=en |abruf=2021-02-18}}</ref>

Insgesamt betrachtet ist das Potential von produktionstechnischen Maßnahmen für die Emissionsreduktion geringer als das der Ernährungsumstellung.<ref>Vgl. {{Literatur |Autor=Alexander Popp, Hermann Lotze-Campen |Titel=Klimaschutz an der Fleischtheke. Die globale Erwärmung und die Rolle der Landwirtschaft |Sammelwerk=Not für die Welt. Ernährung im Zeitalter der Globalisierung |Verlag=Brockhaus |Datum=2012 |ISBN=978-3-577-07771-2 |Seiten=152}}</ref>

2013 aktualisierte die FAO ihre Studie anhand neuer Datenbestände. Die Treibhausgas-Emissionen der Tierproduktion verursachten laut UNO 14,5 % der weltweiten Emissionen.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.fao.org/ag/againfo/resources/en/publications/tackling_climate_change/index.htm |titel=Tackling climate change through livestock // FAO's Animal Production and Health Division |abruf=2021-02-18}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=http://www.fao.org/news/story/en/item/197623/icode/ |titel=FAO - News Article: Key facts and findings |sprache=en |abruf=2021-02-18 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20190101145341/http://www.fao.org/news/story/en/item/197623/icode/ |archiv-datum=2019-01-01 |offline=ja |archiv-bot=2024-05-29 15:59:11 InternetArchiveBot }}</ref>

[[Datei:Meat and Dairy CO2 Emissions - 20 largest emitters.png|mini|Treibhausgas-Emissionen der größten Fleisch- und Milchproduzenten. Die Gesamtemissionen der 20 größten Produzenten übersteigen die der Bundesrepublik Deutschland.]]

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== Flächenverbrauch ==

[[Datei:Veganismus Flächenverbrauch im Vergleich.png|mini|VergleichFlächenverbrauch des Flächenverbrauchs zwischender pflanzlichen (grün) und tierischen (blau) NahrungsmittelnNahrungsmittel für den deutschen Durchschnittsverbraucher (2020).<ref>{{Literatur |Autor=Claus Leitzmann, Markus Keller |Titel=Vegetarische und vegane Ernährung |Auflage=4. überarbeitete Auflage |Verlag=UTB |Datum=2020 |ISBN=978-3-8252-5023-2 |Seiten=433}}</ref>]]

Etwa ein Drittel der Landfläche des Planeten wird heute für die Produktion von Tierprodukten verwendet (Polkappen nicht inbegriffen), was etwa 70–80 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche entspricht.<ref>Angabe 70 % bei {{Literatur |Autor=Alok Kumar |Hrsg=Margaret Puskar-Pasewicz |Titel=Global Warming |Sammelwerk=Cultural Encyclopedia of Vegetarianism |Verlag=ABC-CLIO |Datum=2010 |ISBN=978-0-313-37556-9 |Seiten=120}}</ref><ref>Angabe 80 % bei {{Literatur |Autor=Claus Leitzmann, Markus Keller |Titel=Vegetarische und vegane Ernährung |Auflage=4. überarbeitete Auflage |Verlag=UTB |Datum=2020 |ISBN=978-3-8252-5023-2 |Seiten=432}}</ref><ref>Vgl. {{Literatur |Autor=Harald von Witzke, Steffen Noleppa, Inga Zhirkova |Hrsg=WWF Deutschland |Titel=Fleisch frisst Land |Ort=Berlin |Datum=2014 |Seiten=9 |Online=https://mobil.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/WWF_Fleischkonsum_web.pdf}}</ref>

Nur etwa 11 % der globalen Landfläche sind jedoch für die Produktion von Pflanzen, die direkt für die menschliche Ernährung bestimmt sind, verwendbar. Große Teile der Erdoberfläche können allenfalls als Weiden genutzt werden.<ref name="modern2">J. Gillespie, F. Flanders: [http://books.google.de/books?id=7Z9o_vGPP4cC&printsec=frontcover&dq=Modern+Livestock+and+Poultry+Production&source=bl&ots=XH-R-9EQ2E&sig=qNdzKCur35ajkmU_vrleaRLlYXw&hl=de&ei=2dMlTJLpEJOvONz_rOYC&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=4&ved=0CDgQ6AEwAw#v=onepage&q&f=false ''Modern Livestock and Poultry Production. Cengage Learning.''] 2009.</ref><ref>FAOstat: [{{Webarchiv|url=http://faostat.fao.org/Portals/_Faostat/documents/pdf/sources_of_dietary_energy_consumption.pdf |wayback=20160626135500 |text=''Sources of dietary Energy consumption (2001–2003).''] |archiv-bot=2024-05-29 15:59:11 InternetArchiveBot }} (PDF; 258&nbsp;kB)</ref>

Dem wird entgegnet, dass sich Weideland in bergigen Regionen durchaus für den Anbau menschlicher Nahrung nutzen ließe. Die Böden könnten für den Anbau von Beeren, Obst und anderen mehrjährigen Pflanzen genutzt werden. In anderen Regionen der Welt dienen solche Böden für den Anbau von Kaffee, Tee, Kakao und vielerlei Gewürzen. Zudem kann die Weltbevölkerung rein rechnerisch schon jetzt ohne die Nutzung von Weideland ernährt werden, wenn nicht ein Drittel der globalen Ackerfläche für die Erzeugung von Tierfutter genutzt würde.<ref>Vgl. {{Literatur |Autor=Claus Leitzmann |Titel=Veganismus. Grundlagen, Vorteile, Risiken |Verlag=C.H. Beck |Ort=München |Datum=2018 |ISBN=978-3-406-72684-2 |Fundstelle=Kapitel X}}</ref>

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Nach der [[Mathematisches Modell|Modellrechnung]] der Autoren ermöglicht die Streichung tierischer Erzeugnisse von heutigen Speiseplänen eine Verringerung der Flächennutzung um 3,1 Milliarden Hektar.

Das entspräche in etwa der gemeinsamen Fläche von Australien, China, der Europäischen Union und der Vereinigten Staaten. In der Modellrechnung konnte die Herstellung tierischer Erzeugnisse bis zu 83 % der weltweiten Ackerfläche beanspruchen und bis zu 57 % der unterschiedlichen Ausstöße von Lebensmitteln verursachen, wobei sie nur 18 % der KalorienNahrungsenergie und 37 % der Proteine zur menschlichen Ernährung beisteuerte.<ref>J. Poore, T. Nemecek (2018): ''Reducing Food’s Environmental Impacts through Producers and Consumers.'' In: ''Science'', 360 (6392), 987–992. [[doi:10.1126/science.aaq0216]]. PMID 29853680.</ref>

Für Deutschland konnte eine Studie aus dem Jahr 2014 feststellen, dass eine vegane Ernährung (gänzlich ohne Tierprodukte) 50 % Fläche einspart, verglichen zur Durchschnittsernährung 2006.<ref>{{Literatur |Autor=Toni Meier |Titel=Umweltschutz mit Messer und Gabel – Der ökologische Rucksack der Ernährung in Deutschland |Verlag=oekom |Datum=2014 |ISBN=978-3-86581-462-3}}</ref> Für Österreich berechnete eine Studie aus dem Jahr 2020 bei fleischloser Ernährung 41 % Einsparungen, bei veganer 65 %, verglichen mit der Durchschnittsernährung.<ref>{{Internetquelle |autor=Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL |url=https://www.fibl.org/de/infothek/meldung/fibl-studie-startclim.html |titel=Neue FiBL Studie zu Einfluss unterschiedlicher Ernährungsweisen auf Klimawandel und Flächenverbrauch |sprache=de |abruf=2021-04-18}}</ref><ref name="Forschungsinstitut" />

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== Krankheitserreger ==

Die Tierproduktion bringt Krankheiten wie [[RinderwahnsinnBovine spongiforme Enzephalopathie|BSE]], [[Maul- und Klauenseuche]], [[Klassische Schweinepest|Schweinepest]] und [[Geflügelpest]] mit sich.

Die WHO sieht in der Nachfrage nach Fleisch und anderen tierischen Proteinquellen ein Hauptrisiko für das Entstehen von [[Zoonosen]], also Krankheiten, die vom Tier auf den Menschen übergehen.<ref>{{Internetquelle |autor=WHO, FAO, OIE |url=https://apps.who.int/iris/bitstream/handle/10665/68899/WHO_CDS_CPE_ZFK_2004.9.pdf |titel=Report of the WHO/FAO/OIE joint consultation on emerging zoonotic diseases |seiten=40 |datum=2004-05 |format=PDF |abruf=2020-04-25}}</ref> Somit stehe der Tierproduktkonsum in direktem Zusammenhang mit [[Pandemie]]n.<ref>{{Internetquelle |autor=Kurt Schmidinger |url=https://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/tierproduktkonsum-pandemien |titel=Wie Tierproduktkonsum zu Pandemien beiträgt |hrsg=Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt |datum=2020-03-20 |abruf=2020-05-03}}</ref>

Problematisch ist in diesem Zusammenhang außerdem, dass die pharmazeutische Industrie Grundstoffe ihrer Produkte maßgeblich aus der Tierproduktion bezieht, so etwa Gewebeextrakte aus Schlachtabfällen. In der [[COVID-19-Pandemie|Covid-19-Pandemie]] führte dies 2020 zu der paradoxen Situation, dass Massenschlachthöfe Infektionstreiber waren und zugleich Lieferanten wichtiger Therapeutika wie [[Heparin]], die in der Folge zur Mangelware wurden. Medizinhistoriker Benjamin Prinz hat deshalb auf die Fragilität heutiger Gesundheitssysteme hingewiesen, die selbst an umweltzerstörerischen und krankheitsverursachenden Produktionsketten teilhaben.<ref>{{Literatur |Autor=Benjamin Prinz |Titel=How blood met plastics, plant and animal extracts: Material encounters between medicine and industry in the twentieth century |Sammelwerk=Studies in History and Philosophy of Science |Band=92 |Datum=2022-04-01 |ISSN=0039-3681 |DOI=10.1016/j.shpsa.2022.01.007 |Seiten=45–55 |Online=https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0039368122000073 |Abruf=2022-04-14}}</ref>

== Luftverschmutzung ==

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In der Tierethik, einem Teilbereich der [[Angewandte Ethik|angewandten Ethik]], stellt man sich die Frage, ob oder wie Nutzung von Tieren durch den Menschen gerechtfertigt werden kann. Diese Frage wird in der Tierethik unabhängig von den wirtschaftlichen und ökologischen Aspekten der Tierhaltung gestellt.

Da Tiere etwa für die Fleischwirtschaft als Ausgangsprodukt und damit als [[Betriebswirtschaft|betriebswirtschaftlicher]] [[Rohstoff]] verwendet werden, befindet sich die Tierproduktion aufgrund der Empfindungsfähigkeit von Mensch und [[Schmerzempfinden von Tieren|Tier]] in einem ständigen öffentlichen Spannungsfeld zwischen [[Ethik]] und Gewinnmaximierung. Soweit in der Fleischwirtschaft Missstände auftreten bzw. aufgedeckt werden (z. B. wirtschaftlich in Kauf genommene [[Tierquälerei]] <ref>http://webstory.zdf.de/tierfabrik-deutschland/billige-milch-und-die-schlachtung-traechtiger-hochleistungsrinder/</ref><ref>http:///tierfabrik-deutschland/billiges-schweinefleisch/</ref><ref>http://webstory.zdf.de/tierfabrik-deutschland/#kueken</ref>), sind diese oftmals die Folge von Kosten-, Zeit- und Konkurrenzdruck <ref>{{Internetquelle |autor=Katharina Koerth, Julia Köppe |url=https://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/coronavirus-ausbruch-bei-toennies-virenkarussell-oder-wohnsituation-a-b9d4551e-aab5-46c7-a9f4-205dc7a6682c |titel=Coronavirus-Ausbruch bei Tönnies: Virenkarussell oder Wohnsituation? |werk=[[Spiegel Online]] |datum=2020-08-08 |abruf=2024-01-27}}</ref> (Stichwort Billigfleisch <ref> https://www.welt.de/wirtschaft/article165819524/Wie-kann-ein-Kilo-Fleisch-billiger-sein-als-ein-Paket-Zigaretten.html</ref>) bei zugleich unzureichendem ethischem und [[Moral|moralischem]] [[Verantwortungsbewusstsein]] im Management. Während dies im Schlachtbereich für die Fleischindustrie unmittelbar gilt, sind die Marktbedingungen in der Fleischwirtschaft mitursächlich für den wirtschaftlichen Druck auf den Erzeugerbereich. Ein zunehmendes Verantwortungsbewusstsein auf Seiten der Verbraucher bei der Produktauswahl kann hier zur Verringerung von Missständen beitragen. Als Reaktion auf generelle Ablehnung von Fleischerzeugnissen durch eine wachsende Zahl von Verbrauchern haben Teile der Fleischindustrie Produkte aus [[Fleischersatz]] oder [[In-vitro-Fleisch]] als zusätzliches oder sogar alternatives Marktsegment für sich entdeckt.<ref>{{Internetquelle | autor=Jan Grossarth | url=https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/ruegenwalder-muehle-will-trend-zur-vegetarischen-wurst-ausbauen-14527466.html | titel=Ein Wurstfabrikant will weg vom Fleisch | werk=[[FAZ.net]] | datum=2016-11-14 |abruf=2024-01-28}}</ref><ref>Merck KGaA: [http://www.m-ventures.com/news/archive-news/2018/mosa-meat-raises-7-5m-to-commercialise-cultured-meat ''Merck Ventures BV | Amsterdam, The Netherlands, a subsidiary of Merck KGaA, Darmstadt, Germany | MOSA MEAT RAISES €7.5M TO COMMERCIALISE CULTURED MEAT''] In: m-ventures.com, 17. Juli 2018, abgerufen am 18. Juli 2018.</ref><ref>Bell Food Group: [{{Webarchiv|url=https://www.bellfoodgroup.com/de/medien/medienmitteilungen/mm/?medienid=324dd9ef4cd07aa1c538640bec9a33ad |wayback=20181112090701 |text=''Bell Food Group investiert in kultiviertes Fleisch. Operatives Ergebnis der Bell Food Group in den ersten sechs Monaten unter Vorjahr.''] |archiv-bot=2024-05-29 15:59:11 InternetArchiveBot }} In: bellfoodgroup.com, 17. Juli 2018, abgerufen am 18. Juli 2018.</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.schweizerbauer.ch/politik--wirtschaft/agrarwirtschaft/migros-investiert-in-labor-fleisch-49316.html |titel=Migros investiert in Labor-Fleisch |werk=[[Schweizer Bauer|schweizerbauer.ch]] |datum=2019-05-15 |zugriffabruf=2019-05-15}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.schweizerbauer.ch/markt--preise/marktmeldungen/laborfleisch-auch-agrarriese-investiert-49429.html |titel=Laborfleisch: Auch Agrarriese investiert |werk=[[Schweizer Bauer|schweizerbauer.ch]] |datum=2019-05-20 |zugriffabruf=2019-05-20}}</ref>

== Literatur ==

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== Weblinks ==

{{Wiktionary|Viehwirtschaft}}{{Commonscat|Factory farming}}

* {{DNB-Portal|4188247-7}}

* [http://www.ktbl.de/index.php?id=94&no_cache=1 Informationsportal des Kuratoriums für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e.&nbsp;V. (KTBL) zu Verfahren der Tierproduktion]

* [http://www.bund.net/fleischatlas Fleischatlas], [http://www.boell.de/fleischatlas Publikation] von [[Le Monde diplomatique]], [[Böll-Stiftung]] und [[Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland]]

== Einzelnachweise ==

<references responsive />

{{Normdaten|TYP=s|GND=4188247-7}}