„Wollhaarmammut“ – Versionsunterschied – Wikipedia


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Das Wollhaarmammut war ein an die Kälte angepasstes Tier und bevorzugte [[Boreales Klima|boreales]] bis [[Tundrenklima|subarktisches Klima]]. Es entstand vor rund 800.000 bis 600.000&nbsp;Jahren im Innern Sibiriens und breitete sich im späten Mittelpleistozän vor rund 300.000 bis 250.000&nbsp;Jahren in Eurasien aus. In Mitteleuropa ist es in der [[Saale-Kaltzeit]] (vor 300.000 bis 126.000&nbsp;Jahren) nachgewiesen, unter anderem aus dem [[Geiseltal]] ([[Sachsen-Anhalt]]). Am Ende dieser Vereisungsperiode zog sich die Tierart aber recht schnell wieder in seine Ursprungsgebiete zurück.<ref name="Kahlke 1994">Ralf-Dietrich Kahlke: ''Die Entstehungs-, Entwicklungs- und Verbreitungsgeschichte des oberpleistozönen Mammuthus-Coelodonta-Faunenkomplexes in Eurasien (Großsäuger).'' Abhandlungen der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft 546, Frankfurt am Main 1994.</ref>

Im Ausgang der [[Eem-Warmzeit]] (vor 126.000 bis 115.000&nbsp;Jahren) begann das Wollhaarmammut eine erneute Expansionsphase Richtung Süden, Südwesten und Südosten, aber auch in den Norden. Dass diese zweite Ausbreitungswelle sehr zügig vonstattengegangen sein muss, zeigen Funde aus Averley ([[Essex]], [[England]]), wo es bereits in späten warmzeitlichen [[Sedimente und Sedimentgesteine|Sedimenten]] nachgewiesen ist. In der darauf folgenden [[Letzte Kaltzeit|letzten Kaltzeit]] (vor 115.000 bis etwa 12.000&nbsp;Jahren) erreichte das Verbreitungsgebiet des Wollhaarmammuts seine maximale Ausdehnung. So trat die Tierart im westlichen Eurasien flächendeckend von [[Westeuropa|West-]] über [[Mitteleuropa|Mittel-]] bis [[Osteuropa|Ost-]] und den südlichen Teil [[Nordeuropa]]s auf; Ausnahmen blieben die eisbedeckten Gebiete wie der nördliche Teil von [[Fennoskandinavien]]. Darüber hinaus drang es auch nach [[Südeuropa]] vor, wo es auf der [[Iberische Halbinsel|Iberischen Halbinsel]] in [[Granada]] ([[Spanien]]) bei 37° nördlicher Breite seinen südlichsten Punkt in Europa erreichte. Weiterhin ist es aber auch bis auf die [[Apennin-Halbinsel|Apennin-]], die [[Balkanhalbinsel]] und bis zum [[Schwarzes Meer|Schwarzen Meer]] vorgestoßen.<ref name="Alvarez 2009">Diego J. Álvarez-Lao, Ralf-Dietrich Kahlke, Nuria García, Dick Mol: ''The Padul mammoth finds – On the southernmost record of Mammuthus primigenius in Europe and its southern spread during the Late Pleistocene.'' Palaeogeography, Palaeoclimatology, Palaeoecology. 278, 2009, S. 57–70.</ref><ref name="Alvarez">Diego J. Álvarez-Lao, Nuria García: ''Geographical distribution of Pleistocene cold-adapted large mammal faunas in the Iberian Peninsula.'' [[Quaternary International]] 233, 2011, S. 159–170.</ref><ref name="Kahlke 2015">Ralf-Dietrich Kahlke: ''The maximum geographic extension of Late Pleistocene Mammuthus primigenius (Proboscidea, Mammalia) and its limiting factors.'' Quaternary International 379, 2015, S. 147–154, [[doi:10.1016/j.quaint.2015.03.023]].</ref>

In [[Westasien]] erreichte das Wollhaarmammut die südliche [[Kaukasus]]region, während es in [[Zentralasien]] unter Umgehung der [[Wüste]]nregionen der [[Kysylkum]] auch in [[Kasachstan]] auftrat. Weiter im Osten besiedelte es auch den nördlichen Teil der [[Mongolei]]. In [[Ostasien]] drang es in den Nordosten [[China]]s vor, wo seine südlichsten Fundstellen am [[Huang He]] etwa bei 35° bis 36° nördlicher Breite liegen, was gleichzeitig die weltweit südlichste Verbreitungsgrenze dieser [[Rüsseltiere|Rüsseltierart]] darstellt. Im äußersten Osten Asiens sind Funde vom nördlichen Teil der [[Koreanische Halbinsel|koreanischen Halbinsel]], von [[Kamtschatka]], [[Sachalin]] (beides [[Russland]]) und von [[Hokkaidō]] ([[Japan]]) bekannt.<ref name="Kahlke 1994" /><ref name="Alvarez 2009" />

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=== Lebensraum ===

Das Wollhaarmammut bevorzugte offene Landschaften und war an die Hartgras- und Strauchvegetation der kaltzeitlichen [[Löss]]steppe und Steppentundra angepasst. Aus diesem Grund besiedelte es überwiegend [[FlachlandEbene (Geographie)|Flachlandregionen]]regionen und Niederungen, kam unter für ihn günstigen Klimabedingungen auch in Hochlagen und [[Gebirge|gebirgigem]] Gelände vor, mied aber weitgehend Wüstengebiete. Besonders häufig trat es in wasserreichen Arealen wie Flusstälern oder Seeufern auf.<ref name="Koch 1994">Ute Koch: ''Lebensraum Mammutsteppe.'' In: Ulrich Joger, Ute Koch (Hrsg.): ''Mammuts aus Sibirien.'' Darmstadt, 1994, S. 55–73.</ref><ref name="Musil">Rudolf Musil: ''Überlebensstrategien von Elefanten.'' In: Harald Meller (Hrsg.): ''Elefantenreich – Eine Fossilwelt in Europa.'' Halle/Saale, 2010, S. 323–336.</ref> Aufgrund der hohen Verbreitung während der letzten Kaltzeit lebte es in seinen südlichen Verbreitungsgebieten unter Umständen auch in einem stärker bewaldeten oder parkähnlichen, aber immer noch deutlich steppenartigen Biotop.<ref name="Alvarez 2009" /><ref name="Musil" /> Während wärmerer Klimaphasen der letzten Vereisungsperiode bewohnte es im westlichen Russland ebenfalls ein waldsteppenartiges Habitat.<ref>A. K. Markova, A. N. Simakova, A. Yu. Puzachenko, L. M. Kitaev: ''Eastern European mammoth distribution and environments during the Middle Valdai Briansk Interstade (33,000-24,000 BP).'' In: G. Cavarretta, P. Gioia, M. Mussi, M. R. Palombo: ''The World of Elephants – International Congress. Consiglio Nazionale delle Ricerche.'' Rom, 2001, S. 299–304.</ref>

Das Wollhaarmammut war nicht nur Namensgeber, sondern auch ein wichtiger Bewohner der [[Mammutsteppe]], die weite Teile Eurasiens und Nordamerikas während der Kaltzeiten einnahm. Diese ''Mammutsteppe'', eine Mischform aus Steppen- und [[Tundra|Tundrenvegetation]], war charakterisiert durch eine hohe [[Sonneneinstrahlung]] und eine, hervorgerufen durch die nahe Lage an den Gletscherrändern, vorherrschende, lang andauernde [[Hochdruckgebiet|Hochdrucklage]]. Dies resultierte in der Ausbildung einer nährstoffreichen Pflanzendecke. In diesem unter den heutigen Klimabedingungen nicht mehr existierenden Landschaftsraum gedieh der in den Kaltzeiten des späten Mittel- und des Jungpleistozäns auftretende s.&nbsp;g. ''Mammuthus-Coelodonta-Faunenkomplex'', dessen Charaktertier neben dem [[Wollnashorn]] auch das Wollhaarmammut war. Andere Begleitelemente dieses Faunenkomplexes waren der [[Bison]], das [[Ren]], die [[Saiga-Antilope]] und der [[Moschusochse]].<ref name="Koch 1994" /><ref name="Koenigswald 2002">Wighart von Koenigswald: ''Lebendige Eiszeit. Klima und Tierwelt im Wandel.'' Stuttgart, 2002, S. 42–53.</ref>

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Ein sehr wichtiger und für die Mammutforschung hervorragender Fundplatz stellt der ''Mammutfriedhof'' in einer Flussschlinge des [[Bjorjoljoch (Indigirka)|Bjorjoljoch]] in Sibirien dar, der 1970 entdeckt und auf ein Alter von rund 12.000&nbsp;Jahre datiert wurde. Der gesamte 'Friedhof' enthielt mehr als 8800&nbsp;Mammutknochen von insgesamt 156&nbsp;Individuen. Herausragend dabei ist ein 175&nbsp;cm langes Hinterbein eines Wollhaarmammuts, das noch komplett mit Haut und Haaren bedeckt war; einzelne Haare sind hier teilweise über einen Meter lang. Warum hier so viele Tiere starben, ist strittig, da aber mehr weibliche Tiere vorliegen, geht man davon aus, dass mehrere Herden oder ein großer Herdenverband bei der Überquerung des Flusses ertranken. Da vollständige Skelette fehlen, fand das Ereignis höchstwahrscheinlich an einer anderen Stelle flussaufwärts statt.<ref name="Joger">Ulrich Joger: ''Geschichte(n) der Mammutfunde.'' In: Ulrich Joger, Ute Koch (Hrsg.): ''Mammuts aus Sibirien.'' Darmstadt, 1994, S. 9–23.</ref><ref name="Boeskorov">Gennady G. Boeskorov und Dick Mol: ''Quaternary Mammal Collections in the Museums of Yakutsk (Eastern Siberia, Yakutia, Russia).'' Cranium 21 (1–2), 2004, S. 19–32.</ref> Ein ähnlicher, nicht ganz so umfangreicher 'Friedhof' kam 1988 am Ufer der Sewa südlich von [[Moskau]] zu Tage, wo insgesamt 4000&nbsp;Knochenfragmente von 10 bis 15&nbsp;Individuen aller Altersgruppen gefunden wurden. Das Alter der Fundstelle wird auf 13.950&nbsp;Jahre datiert.<ref name="Lister 1997" />

Auch aus Deutschland sind zahlreiche Fundstellen von Mammutknochen bekannt, darunter sechs vollständige Skelette. Das forschungsgeschichtlich älteste stammtist ausdas [[Mammut von Klinge]], das 1903 bei [[Cottbus]] ([[Brandenburg]]) undgefunden wurde 1903 gefunden. Ein weiteres war 1909 bei Borna nahe [[Leipzig]] ([[Sachsen]]) geborgen worden und wird im dortigen [[Museum für Völkerkunde zu Leipzig|Völkerkundemuseum]] ausgestellt. Es wurde während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] zerstört. Das Skelett eines 3,2&nbsp;m hohen Wollhaarmammuts kam 1910 bei [[Ahlen]] ([[Nordrhein-Westfalen]]) zum Vorschein und steht heute im [[Geologisch-Paläontologisches Museum Münster|Geologisch-Paläontologischen Museum]] der [[Westfälische Wilhelms-Universität|Westfälischen Wilhelms-Universität]] in [[Münster]], während ein weiteres 1936 an der Autobahn [[Koblenz]] – [[Trier]] bei Polch ausgegraben wurde. Das ''Mammut von Pfännerhall'' kam 1953 bei Tagebauarbeiten im Geiseltal zum Vorschein und ist heute im [[Landesmuseum für Vorgeschichte (Halle)|Landesmuseum für Vorgeschichte]] in [[Halle (Saale)|Halle]] (Sachsen-Anhalt) ausgestellt.<ref>Volker Toepfer: ''Die Mammutfunde von Pfännerhall im Geiseltal''. Veröffentlichungen des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle 16.Halle/Saale, 1957.</ref> Der jüngste Fund eines Wollhaarmammuts stammt aus [[Siegsdorf]] bei [[Traunstein]] ([[Bayern]]) und wurde 1975 durch zwei Schüler, darunter [[Bernard von Bredow]], entdeckt, aber erst zehn Jahre später vollständig ausgegraben. Es steht heute als rund 3,6&nbsp;m hohe Skelettrekonstruktion im [[Südostbayerisches Naturkunde- und Mammut-Museum Siegsdorf|Südostbayerischen Naturkunde- und Mammut-Museum Siegsdorf]].<ref name="Koenigswald 2002, S. 47">Wighart von Koenigswald: ''Lebendige Eiszeit. Klima und Tierwelt im Wandel.'' Stuttgart, 2002, S. 47.</ref>

Ein gut erhaltenes Skelett eines Mammuts kam in der [[Schweiz]] 1969 in einer Kiesgrube bei [[Le Brassus]] im [[Bezirk Jura-Nord vaudois]] zum Vorschein. Es lag im Bereich einer späteiszeitlichen [[Moräne]]. Das Exemplar ist das vollständigste Skelett dieser Tierart in der Schweiz und ist im [[Kantonales Geologiemuseum|Kantonalen Geologiemuseum]] in [[Lausanne]] ausgestellt.<ref>[https://www.mammutmuseum.ch/ausstellung/naturgeschichte/fund-praz-rodet Vallée de Joux VD]. Auf der Website des Mammutmuseums Niederweningen.</ref><ref>Marc Weidmann: ''Le mammouth de Praz-Rodet (Le Brassus, Vaud). Note préliminaire.'' Bulletin de la Société vaudoise des Sciences naturelles 70, 1969, S. 229–243 ([https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=bsv-002:1968:70::544]).</ref>

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[[Datei:Mamut enano-Beringia rusa-NOAA.jpg|mini|Das Mammutkalb „Dima“ am Fundort in der einstigen Mammutsteppe von [[Beringia]]]]

Im Eis des seit der letzten Vereisungsphase nicht oder kaum aufgetauten [[Permafrostboden]]s jenseits des 60. nördlichen Breitengrades sind sowohl im nördlichen und nordöstlichen [[Sibirien]] (hauptsächlich in Jakutien) als auch im nördlichen Nordamerika (Alaska, Kanada) konservierte Wollhaarmammute gefunden worden. Solche Funde sind besonders wichtig, um das Aussehen, die Ernährungs- und auch die Lebensweise dieser pleistozänen Rüsseltierart zu rekonstruieren.

Einer der frühesten wissenschaftlich untersuchten [[Kadaver]] wurde 1799 vom [[Tungusische Völker|tungusischen]] [[Elfenbein]]händler Ossip Schumachow im Delta der [[Lena (Arktischer Ozean)|Lena]] gefunden. Er war während eines Erdrutsches teilweise, aber erst im Sommer 1806 durch weitere [[Erosion (Geologie)|Erosion]] vollständig freigelegt worden. Schumachow beraubte den Kadaver der Stoßzähne und verkaufte sie dem [[Jakuten|jakutischen]] Händler Roman Boltunow. Dieser reiste zum Fundort und fertigte eine Skizze des Kadavers an, der, abgesehen von [[Raubtiere|Raubtierfraß]] an [[Rüssel]] und [[Ohr]]en, vollständig war. Diese Skizze gelangte letztendlich an die [[Russische Akademie der Wissenschaften]] in [[Sankt Petersburg]], wo sie der deutsch-russische Botaniker und Naturforscher Michael Friedrich Adams (1780–1838) einsah. Adams organisierte eine Expedition zum Fundgebiet, zu dem ihn Schumachow 1806 führte. Der Mammutkadaver war zu diesem Zeitpunkt bereits zur Hälfte Opfer von Raubtieren geworden, die linke Körperseite wies aber noch eine gute Haar- und Hautkonservierung auf. Bei der Bergung des Skelettes gingen jedoch bis auf die Kopfhaut und die Fußsohlen alle Weichteile verloren. Das Skelett wurde anschließend nach Sankt Petersburg gebracht und dort seit 1808 in der [[Kunstkammer (Sankt Petersburg)|Kunstkammer]] aufgestellt. Es ist somit das erste montierte Wollhaarmammut-Skelett weltweit und wird nach seinem Ausgräber als ''[[Adams-Mammut]]'' bezeichnet.<ref name="Lister 1997" /><ref name="Joger" />

{{Zitat

|Text=In dem neuesten Bande der Mémoires de l'Académie Impériale des Sciences de Saint-Petersbourg liest man eine Abhandlung von dem Naturforscher [[Wilhelm Gottlieb Tilesius von Tilenau|Tilesius]], der mit [[Adam Johann von Krusenstern|Krusenstern]] die Reise um die Welt gemacht hat, über einen höchst merkwürdigen Elephanten, der vor Kurzem ganz unversehrt, mit Haut, Haar und Fleisch unweit der Mündung des Lena Flusses aus dem Eise ist hervorgegraben worden. Hunde fraßen von seinem Fleische, Haut und Haare aber wurden portionenweise in die vornehmsten [[Naturalienkabinett|Kabinette]] von Europa verschickt. Die Haare waren von zweierlei Gattung: die einen braun und, zumal längs dem Rückgrate, über zwei Fuß lang, die andern, welche der Wurzel von jenen zur Einfassung dienten, gröber, wollig und von röthlicher Farbe. Dieser Umstand beweist, daß die Elephanten, deren Knochen in allen Nordländern so gemein sind, nicht, wie die heutzutägigen, der heißen Zone angehörten, sondern daß die Natur sie auf eine Art ausgestattet und verwahrt hatte, daß sie in kalten Ländern fortkommen konnten. Aus einer von Hrn. Tilesius angeführten Stelle des Hrn. [[Martin Heinrich Klaproth|Klaproth]] ergibt sich, daß solche noch mit Fleisch, welches das Eis vor Verwesung bewahrt hat, belegte Elephanten Cadaver eben keine besondere Seltenheit sind.

|ref=<ref>{{ANNO|elw|31|03|1817|3|Kleinere Lesefrüchte|HERVORHEBUNG=In&#32;dem&#32;neueſten&#32;Bande}}</ref>}}

Schumachow beraubte den Kadaver der Stoßzähne und verkaufte sie dem [[Jakuten|jakutischen]] Händler Roman Boltunow. Dieser reiste zum Fundort und fertigte eine Skizze des Kadavers an, der, abgesehen von [[Raubtiere|Raubtierfraß]] an [[Rüssel]] und [[Ohr]]en, vollständig war. Diese Skizze gelangte letztendlich an die [[Russische Akademie der Wissenschaften]] in [[Sankt Petersburg]], wo sie der deutsch-russische Botaniker und Naturforscher Michael Friedrich Adams (1780–1838) einsah. Adams organisierte eine Expedition zum Fundgebiet, zu dem ihn Schumachow 1806 führte. Der Mammutkadaver war zu diesem Zeitpunkt bereits zur Hälfte Opfer von Raubtieren geworden, die linke Körperseite wies aber noch eine gute Haar- und Hautkonservierung auf. Bei der Bergung des Skelettes gingen jedoch bis auf die Kopfhaut und die Fußsohlen alle Weichteile verloren. Das Skelett wurde anschließend nach Sankt Petersburg gebracht und dort seit 1808 in der [[Kunstkammer (Sankt Petersburg)|Kunstkammer]] aufgestellt. Es ist somit das erste montierte Wollhaarmammut-Skelett weltweit und wird nach seinem Ausgräber als ''[[Adams-Mammut]]'' bezeichnet.<ref name="Lister 1997" /><ref name="Joger" />

Erst 1846 wurde von russischen Landvermessern an der [[Indigirka]] in Sibirien erneut ein gut erhaltener Kadaver gefunden, an dem sich noch Fellreste befanden und dessen Mageninhalt erhalten war. Der Kadaver war durch das Frühjahrshochwasser freigespült worden und steckte mit den Hinterbeinen noch im Erdreich. Bei der Bergung ging jedoch durch den sofort einsetzenden [[Biotische Zersetzung|Zersetzungsprozess]] ein Großteil der Weichteile verloren.<ref name="Kahlke&Mol_2005">Ralf-Dietrich Kahlke, Dick Mol: ''Eiszeitliche Großsäugetiere der Sibirischen Arktis. Die Cerpolex/Mammuthus-Expeditionen auf Tajmyr.'' E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2005.</ref> Im Jahre 1900 fand man das nach seinem Fundort an einem Nebenfluss der [[Kolyma]] in Nordostsibirien benannte ''[[Berjosowka-Mammut]]''. Eine im folgenden Jahr von der Akademie der Wissenschaften ausgestattete Expedition konnte das Mammut erfolgreich bergen, welches in sitzender Haltung im Erdreich steckte. Bis auf den durch [[Wolf|Wölfe]], [[Bären]], [[Rotfuchs|Rot-]] oder [[Polarfuchs|Polarfüchse]] angefressenen Rüssel und Teile des Kopfes war es vollständig. Es besaß neben der Zunge auch noch bis zu 15&nbsp;kg Nahrungsreste im Magen. Eine [[Dermoplastik]] sowie das [[Skelett]] des Mammutbullen sind heute im [[Zoologisches Museum Sankt Petersburg|Zoologischen Museum]] der [[Russische Akademie der Wissenschaften|Russischen Akademie der Wissenschaften]] in [[Sankt Petersburg]] zugänglich.<ref name="Joger" />

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Das Wollhaarmammut war ein an Steppengebiete angepasstes Tier, wie der gedrungene Körperbau und vor allem die kräftigen, auf lange Wanderungen spezialisierten Gliedmaßen zeigen. Da in Steppen hauptsächlich [[Gras|Gräser]] als Nahrungsquelle zur Verfügung standen, wurde forschungsgeschichtlich schon sehr früh vermutet, dass das Rüsseltier ein ausgewiesener Grasfresser war. Dafür gibt es auch anatomische Merkmale, wie die sehr hochkronigen Backenzähne mit ihren zahlreichen Schmelzfalten. Da Gräser nicht sehr nährstoffhaltig sind, musste das Wollhaarmammut sehr große Mengen verzehren. Die hohen Zahnkronen glichen dabei die durch die hohe Nahrungsmenge verursachte größere Abkauung wieder aus. Da Gräser zusätzlich noch [[kieselsäure]]haltig und damit sehr hart sind, verhinderte die hohe Schmelzfaltendicke ebenfalls einen stärkeren Abrieb.<ref name="Koch" />

Einige der im sibirischen Permafrost entdeckten Mammutkadaver enthielten noch Mageninhalte, wie zum Beispiel das ''Schandrin-Mammut'' oder das ''Berjosowka-Mammut''; letzteres wies sogar noch Nahrungsreste auf der Zunge beziehungsweise im Maul auf. Die Untersuchungen dieser Nahrungsreste bestätigten die anatomischen Hinweise. So überwiegen vor allem Gräser, wie [[Fuchsschwanzgräser]], [[Gerste (Gattung)|Gerste]], [[Straußgräser]], [[Salzschwaden]] und [[Seggen]], darüber hinaus sind [[Hahnenfuß]] und [[Moose]] nachgewiesen. In geringerem Umfang kamen auch Reste von [[Weiden (Botanik)|Weiden-]]- und [[Lärchen]]zweigen vor, ebenso wie Teile von [[Weiden (Botanik)|Weiden]], [[Erlen (Botanik)|Erlen]] und [[Kiefern]]. Das Vorkommen von [[Gehölz]]pflanzen in der Nahrung des Wollhaarmammuts zeigt, dass die Steppe nicht vollständig strauch- und baumfrei war. Die Aufnahme solcher Pflanzenarten war überdies wichtig, um an Nährstoffe zu gelangen, die für das Wachstum benötigt wurden. Die große Vielfalt an verzehrten Pflanzen deckte gleichzeitig auch den [[Aminosäure]]bedarf, den das Wollhaarmammut im Gegensatz zu den großen [[Wiederkäuer]]n vollständig über die Nahrungsaufnahme regeln musste.<ref name="Lister 1997" /><ref name="Koch" /> Der erhaltene Darminhalt des ''Yukagir-Mammuts'' zeigt aber, dass die Tiere auch in völlig baumfreier Kältesteppe leben konnten. Die notwendigen Nährstoffe stammten hier anscheinend überwiegend aus zwergwüchsigen subarktischen Weidenarten.<ref>Bas van Geel, André Aptroot, Claudia Baittinger, Hilary H. Birks, Ian D. Bull, Hugh B. Cross, Richard P. Evershed, Barbara Gravendeel, Erwin J.O. Kompanje, Peter Kuperus, Dick Mol, Klaas G.J. Nierop, Jan Peter Pals, Alexei N. Tikhonov, Guido van Reenen, Peter H. van Tienderen: ''The ecological implications of a Yakutian mammoth's last meal''. Quaternary Research 69, 2008, S. 361–376, [[doi:10.1016/j.yqres.2008.02.004]].</ref>

Ein einzelnes Tier benötigte je nach Jahreszeit 150 bis 300&nbsp;kg Nahrung täglich, wobei die Menge der aufgenommenen Pflanzen abhängig vom Trocknungsgrad war, d.&nbsp;h. im Frühjahr mit frisch gewachsenem Gras brauchte ein Tier weniger als im Sommer und Herbst mit trockenem Pflanzenwuchs. Auf den allgemein hohen Nahrungsbedarf weist neben Vergleichen mit rezenten Elefanten auch der Mageninhalt des ''Schandrin-Mammuts'' hin, der mehr als 290&nbsp;kg umfasste. Der Abbau der pflanzlichen [[Zellulose]] erfolgte beim Wollhaarmammut im [[Blinddarm]]. Dies ermöglichte ihm bei sinkendem [[Proteine|Eiweiß-]] und steigendem Fasergehalt größere Mengen zu fressen und so den Großteil des Tages mit der Nahrungsaufnahme zu verbringen.<ref name="Musil" /><ref name="Koch" />

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Das Wollhaarmammut erreichte ein Alter von 60 bis 65&nbsp;Jahren. Dies geht zum einen aus der Größe der Tiere hervor, zum anderen auf den charakteristischen, allen Elefantenarten eigenen „horizontalen“ Zahnwechsel zurück. Der letzte Molar, der dritte, ist ungefähr im Alter von 60 Jahren abgekaut und fällt aus. Alte Tiere können dann nicht mehr genügend Nahrung aufnehmen und sterben schließlich.

Man geht davon aus, dass das Wollhaarmammut, ähnlich wie die heutigen Elefantenarten, in [[Matriarchat|matriarchalisch]] geprägten Familienverbänden zusammen lebten. Das älteste Muttertier leitete dabei die Gruppe, die normalerweise aus zwei bis maximal 20&nbsp;Tieren bestand. Bullen dagegen führten ein weitgehend einzelgängerisches Leben oder formierten sich bei Bedarf in „Junggesellengruppen“, mit den Kühen kamen sie nur während der [[Brunft]] zusammen. Diese war vermutlich aufgrund der starken jahreszeitlichen Temperaturschwankungen saisonabhängig und fand im Sommer statt, im Gegensatz zu den heutigen, an das [[Tropisches Klima|tropische Klima]] angepassten Elefanten mit einer ganzjährigen Paarungsbereitschaft. Nach 22-monatiger Tragzeit wurde das Jungtier dann im Frühjahr geboren, wobei dieses wohl rund 90&nbsp;kg wog. Junge Bullen wurden dann mit 9 bis 12 Jahren von der Herde vertrieben.<ref name="Musil" /><ref>R. D. Guthrie: ''Reconstructions of Woolly Mammoth life history.'' In: G. Cavarretta, P. Gioia, M. Mussi, M. R. Palombo (Hrsg.): ''The World of Elephants – International Congress. Consiglio Nazionale delle Ricerche.'' Rom, 2001, S. 276–279.</ref> Wie bei den rezenten Elefanten ist auch beim Wollhaarmammut die [[subcutan]] am Kopf zwischen Auge und Ohr liegende [[Musth]]-[[Drüse]] nachgewiesen, die im jährlichen Zyklus [[Sekret]]e ausschied, welches eine erhöhte [[Aggressivität]] im Dominanz- und Paarungsverhalten verursachte.<ref>Jeheskel Shoshani: ''Understanding proboscidean evolution: a formidable task.'' Tree 13, 1998, S. 480–487.</ref> Zusätzliche Hinweise auf die Musth finden sich in den Wachstumsringen der Stoßzähne, die den variierenden [[Testosteron]]spiegel abspeichern. Dies ließ sich sowohl bei den heutigen Elefanten als auch bei einem Individuum des Wollhaarmammuts von der Wrangelinsel dokumentieren.<ref name="Cherney et al. 2023">Michael D. Cherney, Daniel C. Fisher, Richard J. Auchus, Adam N. Rountrey, Perrin Selcer, Ethan A. Shirley, Scott G. Beld, Betnard Buigues, Dick Mol, Gennady G. Boeskorov, Sergey L. Vartanyan, Alexei N. Tikhonov: ''Testosterone histories from tusks reveal woolly mammoth musth episodes.'' Nature, 2023, [[doi:10.1038/s41586-023-06020-9]].</ref>

Ein ausgewachsenes Wollhaarmammut hatte keine natürlichen Feinde, Jungtiere konnten hingegen von großen Raubtieren wie dem [[Höhlenlöwe]]n von der Herde getrennt und anschließend gerissen werden. Einzig der frühe Mensch war als aktiver Jäger mit [[Fernwaffe|Distanzwaffen]] dem Wollhaarmammut gefährlich. Darüber hinaus gab es aber verschiedenste Gefahren, die auf das Leben des Wollhaarmammuts einwirkten. Rutschige Hänge, hochwasserführende Flüsse im Frühjahr oder einbrechende [[Thermokarst]]e konnten zu schweren Stürzen bis hin zum Tod einzelner Individuen führen. Gelegentlich zeugen einzelne gebrochene Knochen, wie zum Beispiel am [[Schulterblatt]], von solchen Ereignissen. Möglicherweise ist ein Großteil der Eismumien auf solche zufälligen Ereignisse zurückzuführen.<ref name="Lister 1997" />

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Im darauf folgenden Jungpaläolithikum (vor 40.000 bis 11.600&nbsp;Jahren), dessen Träger der anatomisch moderne Mensch war, war das Wollhaarmammut ebenfalls eine wichtige Rohmaterialressource. Aber auch hier gibt es trotz des riesigen Verbreitungsgebietes nur ganz wenige Hinweise auf eine aktive Jagd auf dieses Großsäugetier.<ref name="Kutzmin 2011" /> Aus den [[aurignacien]]zeitlichen Fundschichten der [[Vogelherdhöhle]] (Baden-Württemberg) sind mehr als 3500 Reste von wenigstens 28 Mammutindividuen bekannt. Dabei wurde sicher nicht nur das Fleisch verzehrt, sondern auch Knochen und Elfenbein verarbeitet, wie Funde von Elfenbeinstäben zeigen, die – ausgehend von der natürlichen Krümmung der Stoßzähne – gerade gebogen wurden.<ref>Laura Niven: ''The role of mammoths in Upper Palaeolithic economies of southern Germany.'' In: G. Cavarretta, P. Gioia, M. Mussi, M. R. Palombo (Hrsg.): ''The World of Elephants – International Congress. Consiglio Nazionale delle Ricerche.'' Rom, 2001, S. 323–327.</ref><ref>Laura Niven: '' From carcass to cave: Large mammal exploitation during the Aurignacian at Vogelherd, Germany.'' Journal of Human Evolution 53, 2007, S. 362e382.</ref> Ein ähnlicher, etwa zeitgleicher Befund stammt aus der Istállóskö-Höhle im [[Bükk-Gebirge]] (Ungarn).<ref name="Dobosi" /> Während des nachfolgenden [[Gravettien]] stieg die Nutzung des Wollhaarmammuts als Ressource im südlichen und südöstlichen Mitteleuropa (hier auch [[Pavlovien]] genannt) deutlich an. An der Station [[Krems-Wachtberg]] in [[Niederösterreich]] ist die Tierart die dominante Spezies. Vor allem an Wirbeln und Rippen zeigen sich deutliche Schnittspuren, die offensichtlich bei der Entfernung des Fleisches entstanden. Einzelne Rippen sind auch zu Geräten weiterverarbeitet worden.<ref>F. A. Fladerer: '' The Krems-Wachtberg camp-site: mammoth carcass utilization along the Danube 27,000 years ago.'' In: G. Cavarretta, P. Gioia, M. Mussi, M. R. Palombo (Hrsg.): ''The World of Elephants – International Congress. Consiglio Nazionale delle Ricerche.'' Rom, 2001, S. 432–438.</ref> Hervorzuheben sind die Anhäufungen von Wollhaarmammutknochen an der ebenfalls dem Gravettien angehörenden Fundstelle [[Dolní Věstonice]] (Mähren), wo auf einer Fläche von etwa 12 mal 45&nbsp;m über 6300&nbsp;Knochen- und Zahnreste von mehr als 156&nbsp;Mammutindividuen gefunden wurden. Ähnliche Befunde gibt es auch von Predmosti und Milovice (beide ebenfalls Mähren).<ref>Bohuslav Klíma: ''Die große Anhäufung von Mammutknochen in Dolní Vestonice.'' Acta Scientiarum Naturalium Brno 3 (6), 1969, S. 1–52.</ref><ref>Martin Oliva: ''Some thoughts on pavlovian adaptions and their alternatives.'' In: Wil Roebroeks, Margherita Mussi, Jiří Svoboda und Kelly Fennema (Hrsg.): ''Hunters of the Golden Age.'' Leiden, 2000, S. 219–230.</ref>

Besonders bedeutend war die Nutzung der Knochen und Stoßzähne des Wollhaarmammuts im östlichen Europa. Allein in [[Mesyn]] wurden Reste von mehr als 100&nbsp;Mammuten gefunden, während es in [[Meschyritsch (KaniwTscherkassy)|Meschyritsch]] (ebenfalls Ukraine) 110 waren. Beide Fundstellen gehören dem osteuropäischen [[Epigravettien]] (entspricht dem Magdalénien Mitteleuropas) an und datieren um 15.000&nbsp;BP. Spektakulär sind die Mammutknochenhäuser von beiden Fundstellen, aber auch von Dobranichevka und Kiev, Kirillovskaja Ulica (alle Ukraine). Allein in Mezin sind fünf Hüttenreste überliefert; der am besten erhaltene Rest hatte einen Durchmesser von 5&nbsp;m. An seiner Peripherie befanden sich 14&nbsp;Schädel des Rüsseltiers nebst Lang- und Beckenknochen, während im Innern vor allem Schulterblätter und Unterkiefer lagen. Diese bildeten offensichtlich die Wandung der Rundhütte, welche später einstürzte.<ref name="Hock 1994" /><ref>I. G. Pidoplichko: ''Upper Palaeolithic dwellings of mammoth bones in the Ukraine.'' BAR International Series 712, 1998.</ref> In einen ähnlichen zeitlichen Kontext gehören mehrere Exemplare des Wollhaarmammuts von einer Fundstelle im Umkreis des Dorfes [[Judinowo]] im Rajon [[Pogar]] in der [[Osteuropäische Ebene|Osteuropäischen Ebene]], die zwischen den 1940er und 1990er Jahren ausgegraben wurde. In einer Analyse der Mammutknochen aus dem Jahr 2008 ergaben sich vor allem [[Taphonomie|taphonomische]] Indizien für eine menschliche Nutzung der Kadaver.<ref name="Germonpré2008">Mietje Germonpré, Mikhail Sablin, Gennady Adolfovich Khlopachev, Galina Vasilievna Grigorieva: ''Possible evidence of mammoth hunting during the Epigravettian at Yudinovo, Russian Plain.'' Journal of Anthropological Archaeology 27 (4), 2008, S. 475–492.</ref>

Auch in weiter östlich gelegenen Bereichen Eurasiens hatte das Wollhaarmammut als Rohstofflieferant Bedeutung, wenn auch nicht so markant wie in Osteuropa. So kommen im nördlichen Sibirien wenigstens an zehn Fundstellen Wollhaarmammut und Mensch gemeinsam vor.<ref name="Kutzmin 2011" /> Im Norden der arktischen [[Kotelny-Insel]] wurden 2019 drei zum Teil vollständige Skelette entdeckt, darunter das ''Goldene Mammut'' und das ''Pavlov-Mammut''. Am ''Pavlov-Mammut'' fanden sich bei einer Analyse 2020 Hinweise, dass dieses vom Menschen geschlachtet, möglicherweise zuvor auch gejagt wurde.<ref>Olga Potapova, Innokentiy S. Pavlov, Valerii Plotnikov, Evgeny Maschenko, Marianne Dehasque, Beth Shapiro, Love Dalen, Naoki Suzuki, John F. Hoffecker, Albert Protopopov: ''A new woolly mammoth (Mammuthus primigenius Blumenbach, 1799) from Kotelny Island, Novosibirsk Archipelago, Russia.'' SVP 80th annual meeting virtual 2020, Abstract Volume.</ref><ref>Jeanne Timmons: ''Scientists Find Mammoth Seemingly Butchered by Humans on Arctic Island.'' Gizmodo vom 11. Dezember 2020 ([https://gizmodo.com/scientists-find-mammoth-seemingly-butchered-by-humans-o-1845849522]).</ref>

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Darüber hinaus herausragend sind die mehr als 60 Darstellungen des Rüsseltiers aus der magdalenienzeitlichen Siedlung von Gönnersdorf, die in [[Schiefer]]platten eingeritzt sind. Hier können zwei unterschiedliche Gruppen herausgestellt werden: Tiere mit einem Sattel hinter dem Schädelbuckel und abfallender Rückenlinie und solche mit konvexem Rückenverlauf, deren höchster Punkt etwa in der Mitte liegt. Während erstere als ausgewachsene Tiere gedeutet werden, sollen zweitere Jungtiere darstellen. Auch von der „Teufelsbrücke“ bei [[Saalfeld]] (Thüringen) stammt ein Tonschiefergeröll mit einer allerdings nur den Kopf und Rüssel zeigenden Mammutdarstellung.<ref name="Bosinski 1987" /><ref>Gerhard Bosinski: ''Das Aussehen des Mammuts nach den zeitgenössischen Darstellungen von Gönnersdorf.'' In: Ulrich Joger, Ute Koch (Hrsg.): ''Mammuts aus Sibirien.'' Darmstadt, 1994, S. 101–109.</ref><ref>Gerhard Bosinski: ''Die Kunst der Eiszeit in Deutschland und der Schweiz.'' Kataloge Vor- und Frühgeschichtlicher Altertümer 20, Bonn, 1982.</ref> Weitere Abbildungen dieses Rüsseltiers wurden in [[La Madeleine]] (Frankreich), einer Fundstelle, die zur Definition des Magdaléniens beitrug, gefunden. Das hier mit erhobenem Schwanz erregt erscheinende Tier ist mit zahlreichen Details, wie dem charakteristischen Pony oder der Kehlbehaarung, ausgeführt. Auch aus [[Malta (Russland)|Malta]] nahe dem [[Baikalsee]] (Russland) sind Darstellungen auf Knochenplättchen bekannt.<ref name="Hock" />

Ursprünglich waren aus Nordamerika keine Darstellungen des Mammuts bekannt. Im Jahr 2010 wurde von einem solchen Fund aber berichtet, der ein deutlich wiedergegebenes Rüsseltier mit hohem Kopfbuckel, abfallender Rückenlinie und gedrehten Stoßzähnen zeigt. Die nur 7,5&nbsp;cm lange Darstellung ist in den Langknochen eines großen Säugetiers (Mammut, Mastoden oder [[Riesenfaultier]]) eingeritzt und ist etwa 13.000&nbsp;Jahre alt. Da der Fund aus [[Florida]] (Hauptkanal von [[Vero Beach]]) stammt, wo das Wollhaarmammut selbst nicht nachgewiesen ist, handelt es sich offensichtlich um die Abbildung eines [[Präriemammut]]s, das hier vorgekommen ist.<ref>Barbara A. Purdy, Kevin S. Jones, John J. Mecholsky, Gerald Bourne, [[Richard C. Hulbert, Jr.]], Bruce J. MacFadden, Krista L. Church, Michael W. Warren: ''Earliest Art in the Americas: Incised Image of a Mammoth on a Mineralized Extinct Animal Bone from the Old Vero Site (8-Ir-9), Florida.'' Congrès de l’IFRAO, septembre 2010 – Symposium: L’art pléistocène dans les Amériques (Pré-Actes) / IFRAO Congress, September 2010 – Symposium: Pleistocene art of the Americas (Pre-Acts), 2010, S. 3–12.</ref>

[[Datei:Venus of Brassempouy.jpg|mini|Die ''Dame von Brassempouy'' (Frankreich) aus dem [[Gravettien]]]]

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== Weblinks ==

{{Commonscat|Mammuthus primigenius|Wollhaarmammut}}

{{Wiktionary}}

* Mammutmuseum: ''[https://www.mammutmuseum.ch/ausstellung/naturgeschichte/das-mammut Das Wollhaarmammut]''