„Wollhaarmammut“ – Versionsunterschied – Wikipedia


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Das Wollhaarmammut war ein an Steppengebiete angepasstes Tier, wie der gedrungene Körperbau und vor allem die kräftigen, auf lange Wanderungen spezialisierten Gliedmaßen zeigen. Da in Steppen hauptsächlich [[Gras|Gräser]] als Nahrungsquelle zur Verfügung standen, wurde forschungsgeschichtlich schon sehr früh vermutet, dass das Rüsseltier ein ausgewiesener Grasfresser war. Dafür gibt es auch anatomische Merkmale, wie die sehr hochkronigen Backenzähne mit ihren zahlreichen Schmelzfalten. Da Gräser nicht sehr nährstoffhaltig sind, musste das Wollhaarmammut sehr große Mengen verzehren. Die hohen Zahnkronen glichen dabei die durch die hohe Nahrungsmenge verursachte größere Abkauung wieder aus. Da Gräser zusätzlich noch [[kieselsäure]]haltig und damit sehr hart sind, verhinderte die hohe Schmelzfaltendicke ebenfalls einen stärkeren Abrieb.<ref name="Koch" />

Einige der im sibirischen Permafrost entdeckten Mammutkadaver enthielten noch Mageninhalte, wie zum Beispiel das ''Schandrin-Mammut'' oder das ''Berjosowka-Mammut''; letzteres wies sogar noch Nahrungsreste auf der Zunge beziehungsweise im Maul auf. Die Untersuchungen dieser Nahrungsreste bestätigten die anatomischen Hinweise. So überwiegen vor allem Gräser, wie [[Fuchsschwanzgräser]], [[Gerste (Gattung)|Gerste]], [[Straußgräser]], [[Salzschwaden]] und [[Seggen]], darüber hinaus sind [[Hahnenfuß]] und [[Moose]] nachgewiesen. In geringerem Umfang kamen auch Reste von [[Weiden (Botanik)|Weiden-]]- und [[Lärchen]]zweigen vor, ebenso wie Teile von [[Weiden (Botanik)|Weiden]], [[Erlen (Botanik)|Erlen]] und [[Kiefern]]. Das Vorkommen von [[Gehölz]]pflanzen in der Nahrung des Wollhaarmammuts zeigt, dass die Steppe nicht vollständig strauch- und baumfrei war. Die Aufnahme solcher Pflanzenarten war überdies wichtig, um an Nährstoffe zu gelangen, die für das Wachstum benötigt wurden. Die große Vielfalt an verzehrten Pflanzen deckte gleichzeitig auch den [[Aminosäure]]bedarf, den das Wollhaarmammut im Gegensatz zu den großen [[Wiederkäuer]]n vollständig über die Nahrungsaufnahme regeln musste.<ref name="Lister 1997" /><ref name="Koch" /> Der erhaltene Darminhalt des ''Yukagir-Mammuts'' zeigt aber, dass die Tiere auch in völlig baumfreier Kältesteppe leben konnten. Die notwendigen Nährstoffe stammten hier anscheinend überwiegend aus zwergwüchsigen subarktischen Weidenarten.<ref>Bas van Geel, André Aptroot, Claudia Baittinger, Hilary H. Birks, Ian D. Bull, Hugh B. Cross, Richard P. Evershed, Barbara Gravendeel, Erwin J.O. Kompanje, Peter Kuperus, Dick Mol, Klaas G.J. Nierop, Jan Peter Pals, Alexei N. Tikhonov, Guido van Reenen, Peter H. van Tienderen: ''The ecological implications of a Yakutian mammoth's last meal''. Quaternary Research 69, 2008, S. 361–376, [[doi:10.1016/j.yqres.2008.02.004]].</ref>

Ein einzelnes Tier benötigte je nach Jahreszeit 150 bis 300&nbsp;kg Nahrung täglich, wobei die Menge der aufgenommenen Pflanzen abhängig vom Trocknungsgrad war, d.&nbsp;h. im Frühjahr mit frisch gewachsenem Gras brauchte ein Tier weniger als im Sommer und Herbst mit trockenem Pflanzenwuchs. Auf den allgemein hohen Nahrungsbedarf weist neben Vergleichen mit rezenten Elefanten auch der Mageninhalt des ''Schandrin-Mammuts'' hin, der mehr als 290&nbsp;kg umfasste. Der Abbau der pflanzlichen [[Zellulose]] erfolgte beim Wollhaarmammut im [[Blinddarm]]. Dies ermöglichte ihm bei sinkendem [[Proteine|Eiweiß-]] und steigendem Fasergehalt größere Mengen zu fressen und so den Großteil des Tages mit der Nahrungsaufnahme zu verbringen.<ref name="Musil" /><ref name="Koch" />