Olympische Sommerspiele 1908/Fechten


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Wettbewerb bei den Olympischen Sommerspielen 1908

Bei den IV. Olympischen Spielen 1908 in London fanden vier Wettbewerbe im Fechten statt. Austragungsort war ein Zelt auf dem Gelände der Franco-British Exhibition in der Nähe des White City Stadium, das zum Schutz vor schlechtem Wetter aufgestellt worden war.

Fechten bei den
IV. Olympischen Spielen
Information
Austragungsort London
Wettkampfstätte Franco-British Exhibition
Nationen 14
Athleten 131 (131 Marssymbol (männlich))
Datum 17.–24. Juli 1908
Entscheidungen 4
St. Louis 1904

Im Gegensatz zu den früheren Austragungen gab es lediglich Wettkämpfe mit Degen und Säbel, jedoch nicht mit dem Florett. Nach Meinung der Organisatoren hatte sich das Regelwerk dieser Disziplin in den einzelnen Ländern derart unterschiedlich entwickelt, dass internationale Wettkämpfe nicht möglich waren. Eine Entscheidung, die lediglich auf der Anzahl Treffer basiert hätte, wäre einer Herabwürdigung dieses Sports gleichgekommen. Stattdessen fand in den Prince's Galleries am Piccadilly ein Demonstrationswettkampf ohne Wertung statt.

Platz Land       Gesamt
1   Frankreich 2 1 1 4
2   Ungarn 2 1 3
3   Königreich Italien 1 1
  Großbritannien 1 1
5   Böhmen 2 2
6   Belgien 1 1
Konkurrenz Gold Silber Bronze
Degen Einzel   Gaston Alibert   Alexandre Lippmann   Eugène Olivier
Degen Mannschaft   Gaston Alibert, Herman Georges Berger,
Charles Collignon, Bernard Gravier,
Alexandre Lippmann, Eugène Olivier,
Jean Stern
  Edgar Amphlett, Leaf Daniell,
Cecil Haig, Martin Holt,
Robert Montgomerie, Edgar Seligman
  Paul Anspach, Désiré Beaurain,
Fernand Bosmans, Fernand de Montigny,
Ferdinand Feyerick, François Rom,
Victor Willems
Säbel Einzel   Jenő Fuchs   Béla Zulawszky   Vilém Goppold von Lobsdorf
Säbel Mannschaft   Dezső Földes, Jenő Fuchs,
Oszkár Gerde, Péter Tóth,
Lajos Werkner
  Marcello Bertinetti, Sante Ceccherini,
Riccardo Nowak, Abelardo Olivier,
Alessandro Pirzio Biroli
  Otakar Lada, Vlastimil Lada-Sázavský,
Vilém Goppold von Lobsdorf,
Jaroslav Tuček, Bedřich Schejbal

Datum: 17. bis 24. Juli
85 Teilnehmer aus 13 Ländern.

In der ersten Runde am 17. und 18. Juli trafen in 13 Gruppen jeweils fünf bis sieben Teilnehmer aufeinander. Die daraufhin verbliebenen 40 Fechter bildeten in der zweiten Runde acht Gruppen mit je fünf Teilnehmern und fochten am 20. Juli gegeneinander. Die ersten zwei einer Gruppe qualifizierten sich für das Halbfinale. Das Halbfinale am 23. Juli wurde in zwei Gruppen mit je acht Teilnehmern ausgetragen. Jeweils die ersten vier stießen ins Finale vor, das am 24. Juli stattfand. Die acht Finalteilnehmer kämpften alle einmal gegeneinander. Für die Platzierung entscheidend war die Anzahl Siege; wegen Gleichstand musste um Platz 2 bis 4 ein Stechen entscheiden.

 
Die französische Degenmannschaft mit den Fechtern Olivier, Gravier, Berger, Collignon und Alibert
Platz Land Sportler
1   FRA Gaston Alibert, Herman Georges Berger, Charles Collignon,
Bernard Gravier, Alexandre Lippmann, Eugène Olivier,
Jean Stern
2   GBR Edgar Amphlett, Leaf Daniell, Cecil Haig,
Martin Holt, Robert Montgomerie, Edgar Seligman
3   BEL Paul Anspach, Désiré Beaurain, Fernand Bosmans,
Fernand de Montigny, Ferdinand Feyerick, François Rom,
Victor Willems
4   ITA Marcello Bertinetti, Giuseppe Mangiarotti, Abelardo Olivier,
Riccardo Nowak
5   DEN Otto Becker, Ejnar Levison, Ivan Osiier,
Lauritz Christian Østrup, Herbert Sander
6   BOH Vilém Goppold von Lobsdorf, Otakar Lada,
Vlastimil Lada-Sázavský, Vilém Tvrzský
  GER Jakob Erckrath de Bary, Julius Lichtenfels, August Petri,
Georg Stöhr
  SWE Eric Carlberg, Gustaf Lindblom, Henry Peyron,
Pontus von Rosen
9   NED Arie de Jong, Jetze Doorman, Alfred Labouchere,
George van Rossem

Datum: 20. bis 24. Juli
45 Teilnehmer aus 9 Ländern

Eine Mannschaft konnte aus bis zu acht Fechtern bestehen, pro Länderkampf durften aber nur vier eingesetzt werden. Im Finale am 23. Juli setzte sich Frankreich gegen Belgien mit 9:7 durch. Allerdings gewannen nicht die Belgier die Silbermedaille, sondern die Briten. Der zweite und der dritte Platz wurden nämlich erst am 24. Juli ermittelt; dabei siegten die Gastgeber.

Datum: 17. bis 24. Juli
76 Teilnehmer aus 11 Ländern

In der ersten Runde am 17. und 18. Juli trafen in 13 Gruppen jeweils vier bis sieben Teilnehmer aufeinander. Die daraufhin verbleibenden 38 Fechter bildeten in der zweiten Runde am 20. Juli acht Gruppen mit vier oder fünf Teilnehmern. Die ersten zwei einer Gruppe qualifizierten sich für das Halbfinale am 23. Juli. Dieses wurde in zwei Gruppen mit je acht Teilnehmern ausgetragen. Jeweils die ersten vier stießen ins Finale vor. Die acht Finalteilnehmer kämpften am 24. Juli alle einmal gegeneinander. Für die Platzierung entscheidend war die Anzahl Siege; um den Olympiasieg musste wegen Gleichstand ein Stechen entscheiden. Die Säbelfechter aus Ungarn erwiesen sich als überlegen: Fünf der zehn ungarischen Teilnehmer erreichten das Finale und klassierten sich unter den ersten Sechs. Nur der Böhme von Lobsdorf konnte als Dritter den totalen Triumph verhindern.

 
Fuchs, Gerde, Tóth und Werkner waren Teil der ungarischen Säbelmannschaft
Platz Land Sportler
1   HUN Dezső Földes, Jenő Fuchs, Oszkár Gerde,
Péter Tóth, Lajos Werkner
2   ITA Marcello Bertinetti, Sante Ceccherini, Riccardo Nowak,
Alessandro Pirzio Biroli, Abelardo Olivier
3   BOH Otakar Lada, Vlastimil Lada-Sázavský,
Vilém Goppold von Lobsdorf, Jaroslav Tuček,
Bedřich Schejbal
4   FRA Georges de la Falaise, Bernard de Lesseps,
Marc Perrodon, Jean-Joseph Renaud
5   GER Jakob Erckrath de Bary, Fritz Jack, Robert Krünert,
August Petri
6   BEL André du Bosch, Étienne Grade, Joseph Van der Voodt,
Antoine Van Tomme
  GBR H. Evan James, William Marsh, Arthur Murray,
Charles Wilson
  NED Jetze Doorman, Arie de Jong, Maurits van Löben Sels,
George van Rossem

Datum: 21. bis 24. Juli
35 Teilnehmer aus 8 Ländern

Eine Mannschaft konnte aus fünf Fechtern bestehen, pro Länderkampf durften aber nur vier eingesetzt werden. Im Finale am 23. Juli setzte sich Ungarn gegen Böhmen mit 9:7 durch. Auch hier fiel die Entscheidung um Platz 2 erst am 24. Juli: Die im Finale unterlegenen Böhmen weigerten sich aber, erneut anzutreten, weshalb die Silbermedaille an Italien ging.