Vierschanzentournee 1957/58


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Die 6. Vierschanzentournee 1957/58 fand wieder in ihrer gewohnten Abfolge statt. Dem Auftaktspringen in Oberstdorf am 30. Dezember folgte am Neujahrstag 1958 der Wettbewerb in Garmisch-Partenkirchen. Dann ging es nach Österreich, wo am 5. Januar das Springen in Innsbruck und tags darauf der abschließende Wettbewerb in Bischofshofen folgte. Erstmals waren Springer aus Italien am Start. Schon vor Beginn mussten die Veranstalter zwei Absagen hinnehmen: die Norweger blieben infolge mangelnder Vorbereitung durch die allgemeine Schneeknappheit zuhause, die Finnen wurden von ihrem Verband sogar mit einem Auslandsstartverbot belegt. Aufgrund der im heimischen Lahti im Februar 1958 stattfindenden Nordischen Skiweltmeisterschaften sollten sich die Springer für das Ereignis des Jahres in heimischen Gefilden vorbereiten. Zumindest die Finnen zählten zu den Anwärtern auf den Gesamtsieg, bei den Weltmeisterschaften bestätigten sie kurz darauf ihre Favoritenstellung.

6. Vierschanzentournee
Sieger
Tourneesieger  Helmut Recknagel
Oberstdorf  Nikolai Kamenski
Garmisch-Partenkirchen  Willi Egger
Innsbruck  Helmut Recknagel
Bischofshofen  Helmut Recknagel
Teilnehmer
Nationen 11 (AUT, CAN, FRG, GDR, ITA
POL, SWE, SUI, TCH, URS, YUG)
Sportler 75
1956/57 1958/59
Nation Athleten
  BR Deutschland Helmut Bleier, Heinrich Zapf, Max Bolkart, Hans Leppert, Helmut Kurz, Ewald Roscher, Arthur Bodenmüller, Klaus Lechler, Leopold Bartenschläger, Georg Thoma, Sepp Kleisl, Toni Brutscher, Sepp Hohenleitner, Hermann Anwander, Willy Gotthold, Hias Winkler, Otto Herz, Helmut Ackermann, Konrad Simmerl, Hans Kiessling, Bernd Drexl, Franz Eder
  DDR Harry Glaß, Werner Lesser, Helmut Recknagel, Manfred Münch, Manfred Brunner, Adolf Baldauf, Hugo Fuchs, Siegmund Pabst, Harald Pfeffer
  Österreich Willi Egger, Walter Habersatter, Rudi Schweinberger, Otto Leodolter, Alois Leodolter, Walter Steinegger, Ferdl Kerber, Albin Plank, Peter Müller, Ernst Wilhelm, Karl Wilhelm, Ernst Kröll, Fredi Schirmer, Klaus Fichtner, Anton Wieser, Waldemar Heigenhauser, Ferdl Wallner, Andreas Krallinger
  Italien Nilo Zandanel, Luigi Pennacchio
  Jugoslawien Jože Zidar, Mato Krznarič, Jože Langus
  Kanada Jacques Charland, Claude Dupuis
  Polen Andrzej Gąsienica Daniel, Władysław Tajner, Józef Huczek
  Schweden Folke Mikaelsson, Erik Styf, Inge Lindqvist, Holger Karlsson
  Schweiz Giovanelli, Francis Perret
  Sowjetunion Nikolai Kamenski, Nikolai Schamow, Boris Nikolajew, Koba Zakadse, Rudolf Nikolajewitsch Bykow, Waleri Kondratjew
  Tschechoslowakei Jáchym Bulín, Zdeněk Remsa, František Felix, Jaromír Novlud

Nach dem Sieg am Holmenkollen im März 1957 zählte Helmut Recknagel nunmehr zum Favoritenkreis, vor allem in Abwesenheit der Finnen. Allerdings verwies beim Auftaktspringen vor 10.000 Zuschauern der Tourneesieger von 1955/56, Nikolai Kamenski, durch seinen Sieg Recknagel auf den zweiten Platz. Die österreichischen Springer unter Trainer Sepp Bradl konnten nach langer Durststrecke wieder einen Podiumsplatz erringen und kamen mit 3 Athleten unter die ersten Zehn.

Pos. Springer Land Punkte
01 Nikolai Kamenski   Sowjetunion 227,5
02 Helmut Recknagel   DDR 222,0
03 Walter Habersatter   Österreich 216,5
03 Walter Steinegger   Österreich 216,5
05 Werner Lesser   DDR 215,5
06 Jáchym Bulín   Tschechoslowakei 211,5
07 Nikolai Schamow   Sowjetunion 210,5
08 Rudolf Bykow   Sowjetunion 210,0
09 Otto Leodolter   Österreich 209,5
10 Folke Mikaelsson   Schweden 207,0

Das Neujahrsspringen in Garmisch vor 40.000 Zuschauern endete mit einer Überraschung. Der Österreicher Willi Egger, 1956 bei Olympia noch in der nordischen Kombination startend, siegte vor Nikolai Schamow und Werner Lesser. Österreich, die Sowjetunion und die deutschen Springer drückten der Konkurrenz immer mehr ihren Stempel auf. Durch einen Sturz im zweiten Durchgang landete Mitfavorit Helmut Recknagel nur auf dem 35. Platz. Damit war mit nunmehr über 25 Punkten Rückstand an einen Gesamtsieg fast nicht mehr zu denken. Den hatten nach 2 Springen vor allem die sowjetischen Springer Kamenski und Schamow vor Augen.

Zwischenstand nach 2 Springen
Pos. Springer Punkte
01. Kamenski 436,8
02. Schamow 433,7
03. Steinegger 430,9
Lesser 430,9
05. Bykow 418,2
06. Bulin 417,4
07. Bolkart 415,1
08. Leodolter 412,3
09. Recknagel 411,1
10. Styf 408,4
Pos. Springer Land Punkte
01 Willi Egger   Österreich 226,6
02 Nikolai Schamow   Sowjetunion 223,2
03 Werner Lesser   DDR 215,4
04 Walter Steinegger   Österreich 214,4
05 Boris Nikolajew   Sowjetunion 211,8
06 Max Bolkart   BR Deutschland 210,1
07 Nikolai Kamenski   Sowjetunion 209,3
08 Rudolf Bykow   Sowjetunion 208,2
09 Jáchym Bulín   Tschechoslowakei 205,9
10 Hugo Fuchs   DDR 205,7

In Innsbruck gelang Helmut Recknagel der erste Tagessieg eines deutschen Springers bei der Vierschanzentournee. Mit 10 Punkten Abstand verwies er Nikolai Kamenski auf den zweiten Platz. Damit schob sich Recknagel, der nach seinem Sturz in Garmisch und einem daraus resultierenden Rückstand auf Kamenski von 25 Punkten schon abgeschrieben war, in der Gesamtwertung von Platz 9 auf Platz 5 vor. Zunächst war aber immer noch Werner Lesser der beste deutsche Springer, belegte er doch mit nur 0,8 Punkten Rückstand auf Nikolai Schamow den dritten Platz in der Gesamtwertung. Wiederum dominierten nur deutsche Springer sowie Springer aus der Sowjetunion und Österreich den Wettbewerb.

Zwischenstand nach 3 Springen
Pos. Springer Punkte
01. Kamenski 653,3
02. Schamow 644,7
03. Lesser 643,9
04. Steinegger 638,3
05. Recknagel 637,6
06. Bykow 631,2
Pos. Springer Land Punkte
01 Helmut Recknagel   DDR 226,5
02 Nikolai Kamenski   Sowjetunion 216,5
03 Walter Habersatter   Österreich 216,0
04 Otto Leodolter   Österreich 215,5
05 Harry Glaß   DDR 215,0
06 Max Bolkart   BR Deutschland 214,0
07 Rudolf Bykow   Sowjetunion 213,0
07 Werner Lesser   DDR 213,0
09 Nikolai Schamow   Sowjetunion 211,0
10 Walter Steinegger   Österreich 207,5

Am Dreikönigstag gelang Helmut Recknagel erneut der Tagessieg, diesmal vor seinem Mannschaftskollegen Harry Glaß. Werner Lesser und Manfred Brunner mit den Plätzen 6 und 10 rundeten das starke Abschneiden der Springer aus der DDR ab. Der bis dahin Gesamtführende Nikolai Kamenski, dem Experten schon den zweiten Tourneesieg vorausgesagt hatten, kam auf der kleinen Laideregg-Schanze überhaupt nicht zurecht und belegte nur den 18. Platz. Dies sollte sich am Ende auf die Gesamtwertung noch auswirken.

Pos. Springer Land Punkte
01 Helmut Recknagel   DDR 227,5
02 Harry Glaß   DDR 225,0
03 Koba Zakadse   Sowjetunion 219,2
04 Otto Leodolter   Österreich 218,8
05 Max Bolkart   BR Deutschland 215,8
06 Nikolai Schamow   Sowjetunion 215,6
07 Walter Habersatter   Österreich 215,2
08 Werner Lesser   DDR 214,1
09 Willi Egger   Österreich 213,2
10 Manfred Brunner   DDR 212,9

Durch eine bis dahin beispiellose Aufholjagd in den letzten beiden Springen gewann Helmut Recknagel am Ende nach einem Sturz im zweiten Springen und zwischenzeitlich 25 Punkten Rückstand auf den Führenden doch noch die Gesamtwertung. Der bis Bischofshofen führende Nikolai Kamenski belegte nach seinem 18. Platz beim letzten Springen letztendlich den Dritten Platz knapp hinter seinem Landsmann Schamow. Auch nur einen Punkt dahinter kam Werner Lesser ein. Die Österreicher konnten einen Tagessieg feiern und platzierten sich mit 3 Springern unter den besten Zehn. Geschmälert wurde der sportliche Wert der Tournee allerdings durch das Fehlen der finnischen und norwegischen Springer. Dies zeigte sich fast 2 Monate später bei der Ski-WM in Lahti, wo Recknagel den Finnen Juhani Kärkinen und Ensio Hyytiä den Vortritt lassen musste.

Rang
Name Nation Gesamt-
wertung
Oberst-
dorf
[1]
Garmisch-
Partenk.-
[6]
Inns-
bruck
[3]
Bischofs-
hofen
[4]
01 Helmut Recknagel   DDR 865,1 222,0 / 02. 189,1 / 35. 226,5 / 01. 227,5 / 01.
02 Nikolai Schamow   Sowjetunion 860,3 210,5 / 07. 223,2 / 02. 211,0 / 09. 215,6 / 06.
03 Nikolai Kamenski   Sowjetunion 859,2 227,5 / 01. 217,5 / 03. 216,5 / 02. 197,7 / 18.
04 Werner Lesser   DDR 857,2 215,5 / 05. 215,4 / 03. 213,0 / 07. 214,1 / 08.
05 Walter Steinegger   Österreich 848,6 216,5 / 03. 214,4 / 04. 207,5 / 10. 210,2 / 13.
06 Otto Leodolter   Österreich 846,6 209,5 / 09. 202,8 / 14. 215,5 / 04. 218,8 / 04.
07 Max Bolkart   BR Deutschland 844,9 205,0 / 13. 210,1 / 06. 214,0 / 06. 215,8 / 05.
08 Rudolf Bykow   Sowjetunion 841,5 210,0 / 08. 208,2 / 08. 213,0 / 07. 210,3 / 12.
09 Walter Habersatter   Österreich 831,3 216,5 / 03. 183,6 / 42. 216,0 / 03. 215,2 / 07.
10 Erik Styf   Schweden 816,6 205,5 / 12. 202,9 / 13. 200,0 / 14. 208,2 / 15.

[7]

  1. a b FIS-Resultatsliste
  2. Ein Außenseiter sprang am weitesten. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 3. Jänner 1958, S. 10.
  3. a b FIS-Resultatsliste
  4. a b FIS-Resultatsliste
  5. Neues Deutschland vom 8. Januar 1958 S. 8
  6. FIS-Resultatsliste
  7. FIS-Resultatsliste